KOR (German Edition)
hen ist.“
Julia umklammerte bestürzt den Bildschirm mit beiden Händen. „Nein! So etwas darfst du nicht sagen!“
„Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Wahrscheinlich glaubst du, dass wir hier die unterschiedlichen Eistypen untersuchen oder anhand von Eiske r nen vergangenen Klimaänderungen nachspüren. Das stimmt nur zum Teil. Meine Hauptaufgabe besteht in etwas anderem. Das Geld, das ich für den Bau von KOR und meine Forschung erhielt, knüpft sich an ein paar Bedi n gungen. Wenn du diese Nachricht siehst, befindest du dich möglicherweise in der Station. Dann hast du bereits das Tor in der Garage gesehen. Falls du dich nicht in der Station aufhalten solltest, da ich es geschafft habe, dir die Mitteilung per E- Mail zu senden, so sage ich dir nur eines: K omm nicht hie r her! Bitte! Du weißt nicht, was hier auf dich lauert!“ Ihr Vater legte eine kurze Pause ein, bevor er fortfuhr: „Ich wusste nichts über dieses Etwas, das dort in der Garage sitzt. Gontscharow teilte es mir erst mit, als ich auf der Poseidon in Richtung Antarktis fuhr. Ich denke, so genau wissen er und seine Leute auch nicht, mit was sie es zu tun haben. Sie trauen sich nicht einmal mehr in seine Nähe. Aber du kennst mich, Julia. Ich bin zu sehr Wi s senschaftler, als dass ich etwas auf solches Gerede geben würde. Für mich zählen allein Fa k ten. Du kennst meinen Spruch: N ur was man messen kann, existiert tatsäc h lich. Nun, wir stellten Messungen an. Keine Radioaktivität. Keine Wärmea b strahlung. Den ersten Messungen zufolge, die wir durchg e führt haben, dürfte dieses Ding überhaupt nicht existieren. Doch wie kann das sein, wenn meine Mannschaft und ich es mit eigenen Augen sehen? Aber dann geschah etwas. Die Temperatur stieg plötzlich an und es geschahen diese … diese Dinge. Falls du in der Station bist, musst du dafür sorgen, dass du es vernichtest. Meine Leute und ich … Es ist zu spät, Julia. Wir schaffen es nicht mehr. Es verändert uns. Es übt Macht auf uns aus. Ich muss mich mit meiner Bo t schaft beeilen. Es könnte jederzeit sein, dass … Um das Tor zu öffnen, Julia, benutze diese Kombination: 25112001. Aber ich warne dich, Liebes, falls du nicht hier bist, dann komm auch unter keinen Umstä n den hierher. Ich liebe dich, Schatz. Hast du gehört, Julia? Du bis t mein Ein und Alles …“ Ihr Vater wandte sich plötzlich von der Kamera ab. Als er wieder in ihre Richtung blickte, kennzeichnete sein Gesicht eine entsetzliche Furcht. „Ich muss Schluss machen!“
Mit diesem letzten Satz endete das Video.
Julia saß wie versteinert auf dem Stuhl. Sie hatte ihren Vater bisher noch nie auf diese Weise erlebt. Was war mit ihm geschehen? Ein unbeschreiblicher Schmerz schnürte ihr die Kehle zu. Was war mit ihm geschehen?
Kraftlos lehnte sie sich zurück. Die Kombination, die das Tor entriegelte. Julia wäre nicht im Traum auf diese Zahlenreihe gekommen. Der Code ve r riet ihr, dass sich die Psyche ihres Vaters auf unheimliche Weise verändert hatte. War er durch dieses Was-auch-immer dahin gehend beeinflusst wo r den, diese Kombination zu wählen?
Die Zahlen erweckten Abscheu, fast schon so etwas wie Ekel. Sie veru r sachten ihr eine Gänsehaut. Denn die Zahlenkombination, die ihr Vater g e wählt hatte, bezog sich auf den Todestag ihrer Mutter.
6
Langsam kam sie zu sich. Unter sich spürte sie nicht mehr den eisigen, harten Untergrund der Garage, sondern eine weiche, warme Matratze.
Yui öffnete ihre Augen. Sie lag in der Krankenstation. Ihr Anorak und ihre Wollmütze befanden sich auf dem Nachbarbett. Über ihr schwebten die G e sichter von Mason und Simon.
„Wie geht es Ihnen?“, fragte der Biologe.
Die Gesichter verschwanden. Maggie leuchtete ihr mit einem schmalen G e rät in die Augen. „Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Können Sie sich überhaupt daran erinnern?“
Yui wartete, bis sie völlig zu sich kam. Dann erwiderte sie: „Und wie ich das kann. Was ist mit meinem Bein?“
„Ihrem Bein? Meinen Sie das linke oder das rechte?“
Yui richtete sich auf. Mit klopfendem Herzen warf sie die Bettdecke z u rück. Sie hätte nie gedacht, dass es sie einmal überaus glücklich machen wü r de, wenn sie ihr linkes Bein zu Gesicht bekäme. Die Hose war hochgekre m pelt. Ein breiter Bluterguss verunzierte das Schienbein. Erleichtert ließ sie sich zurück in d ie Polster fallen. „Dieser dämliche Fahrstuhl hat mich also nicht erwischt.“
Mason grinste. „Mr.
Weitere Kostenlose Bücher