KOR (German Edition)
kam öfter vor , als man dachte. „Es überrascht mich auch nicht“, sagte er.
John Arnold gab eine Mischung aus Husten und Lachen von sich. „Miss Hodge, Kruger ist wahrscheinlich der größte Skeptiker unter den Grenzwi s senschaftlern. Sie müssten seine Studenten sehen, wenn er eine Vorl e sung hält. Die meisten, die Parapsychologie und Ähnliches studieren wollen, tun dies, da sie hoffen, ähnliche Abenteuer wie die Ghostbusters zu erleben. Aber Pustekuchen. Kruger bringt die meisten Studenten dazu, so schnell wie mö g lich das Fach zu wechseln. Seine Vorträge sind nicht nur ernüchternd, so n dern bringen jeden Spukfan schier zur Verzweiflung.“
„Da komme ich nicht ganz mit“, gestand Maggie. „Mr. Arnold hat Sie doch als Koryphäe der Grenzwissenschaften vorgestellt, Mr. Kruger. Das alles klang aber gerade so, als würden Sie dafür sorgen, die Parawissenschaften zu demontieren.“
Chad grinste. „Sie dürfen das nicht falsch verstehen, Miss Hodge. Ich bin mit Leib und Seele Grenzwissenschaftler. Ich versuche, die ungelösten G e heimnisse unserer Welt zu enträtseln. Um das zu bewerkstelligen, ist es j e doch nötig, wissenschaftlich vorzugehen und nicht einfach dämliche Anna h men über Außerirdische in den Raum zu stellen. Das wissenschaftlich-methodische Vorgehen führt in den meisten Fällen leider dazu, dass man den Aberglauben entzaubert.“
„Und was ist mit den anderen Fällen, die Sie nicht entzaubern können?“
„Das sind die Fälle, bei denen es interessant wird.“
„Etwa so interessant wie das dort?“ John Arnold leuchtete mit seiner La m pe hinaus auf die vor ihnen liegende Ebene. Die Fußspuren endeten nach wenigen Metern. Danach erstreckte sich eine unberührte, weiße Fläche. Die Abdrücke führten weder nach rechts noch nach links. Tom Wi l son schien sich einfach in Luft aufgelöst zu haben.
Chad folgte den Abdrücken bis zu dem Punkt, an denen sie unerwartet aufhörten. Er beleuchtete die direkt daran anschließende unberührte Fläche. Es gab keinerlei Hinweis, dass Wilson weiter als bis zu dieser Stelle geko m men war. Er richtete den Strahl seiner Taschenlampe geradeaus.
Normalerweise verunsicherten ihn außergewöhnliche Anblicke nicht. In dieser Hinsicht hatte er zu viel erlebt. Als er sah, was das Licht seiner T a schenlampe aus der nächtlichen Dunkelheit barg, verspürte er eine nicht u n erhebliche Besorgnis.
„Meine Fresse“, krächzte Arnold neben ihm. Er richtete das Licht seiner Lampe auf dieselbe Stelle.
„Aber wie … wie ist das überhaupt möglich?“ Maggie rang sichtlich um Fassung.
Die flache Ebene erstreckte sich vor ihnen wie eine am Boden liegende Glasscheibe. Etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt lag ein menschlicher Körper.
„Wilson?“ Maggie setzte sich als E rste in Bewegung.
Chad und Arnold folgten ihr.
Maggie blieb vor der Leiche stehen. Sie drehte sich ruckartig zu den and e ren um und rief: „Es ist nicht Wilson!“
Chad beschleunigte sein Tempo. Er erkannte die gefrorene Leiche einer Frau. Ihr langes, braunes Haar stand in Strähnen von ihr ab. Es umgab ihren Kopf wie ein barocker Strahlenkranz. Sie besaß keine Augen. In den leeren Höhlen steckte Schnee. Mehrere Zähne fehlten in ihrem wie zu einem Schrei aufgerissenen Mund. Während sie ihre Beine kerzengerade von sich streckte, hoben sich ihre Unterarme in einem senkrechten Winkel nach oben. An ihren Händen fehlten die Finger. Ihre Kleidung bestand aus einem weinroten Nachthemd.
„In Allans Mannschaft gab es fünf Frauen“, bemerkte Arnold.
„Die Leiche liegt nicht seit einem Jahr an dieser Stelle“, stellte Chad fest. „Sie wäre längst vom Schnee bedeckt. Wir hätten sie überhaupt nicht gefu n den.“
„Aber gerade eben ist sie wohl auch nicht angekommen“, erwiderte Arnold gereizt. „Und schon gar nicht auf diese halb nackte Weise.“
„Wir sollten uns lieber fragen, wer sie so zugerichtet hat“, fuhr Maggie d a zwischen. Sie ging vor der Leiche in die Hocke. „Das ist einfach abartig.“
„Es passt zu der Puppe aus Allans Zimmer“, bemerkte Arnold.
Chad betrachtete die Leiche eingehend. „Falls es sich hierbei um die Au s wirkungen von Wahnsinn handelt, stellt sich die Frage, wie es dazu geko m men ist. Wir müssen herausfinden, ob es noch andere Opfer gibt.“
„Wir sollten vor allem herausfinden, wer sie ermordet hat“, fügte Arnold hinzu.
„Könnte Allan Whitehead zu so etwas fähig gewesen sein?“, fragte Maggie.
„Die
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