KOR (German Edition)
nicht seine Hände im Spiel. Er wunderte sich über dessen unerklä r liches Verschwinden. Wenn eine Person verschwand, wieso nicht auch eine zweite? Diese heiße Braut hatte ihm eindeutig einen Strich durch die Rec h nung gemacht. Er hatte sie unterschätzt. Das würde ihm nicht noch einmal passieren.
Jetzt galt es, die Ruhe zu bewahren und abzuwarten. Doch das war leichter gesagt als getan. Er kochte innerlich vor Wut. Verdammt, sie hatte ihn in den Arm geschossen! Er hatte allen Grund, sauer zu sein.
Aus dem Gang unter ihm vernahm er Stimmen. Vorsichtig robbte er zu e i nem der Lüftungsgitter und spähte hindurch. Das durfte nicht wahr sein. Sam Richards! Er hatte ihm doch drei Kugeln verpasst. Richards war tot. Die Schüsse hatten ihn zurückgeworfen. Er war auf den Stufen zusammengebr o chen. Er hatte nicht mehr geatmet. Doch nun marschierte er zusammen mit Peter Mason unter ihm vorbei. Er musste wieder zur Ruhe kommen. Für alles gab es eine logische Erklärung. Richards hatte ihn verarscht. Norton stellte dies vor ein neues Problem. Dieser Typ hatte Kruger und den anderen siche r lich erzählt, was Norton ihm über die Tanks berichtet hatte. Er hatte ihnen sicherlich auch seinen Plan verraten. Nortons Hände begannen zu zittern. Er musste sich beeilen, wenn er sein Vorhaben durchführen wollte. Immerhin besaß er einen Vorteil. Sie wussten nicht, dass er direkt über ihnen lauerte. Sie müssten nur ihre Arme emporstrecken, um an ihn heranzukommen. Sie ha t ten nicht die leiseste Ahnung, dass er sich direkt in ihrer Nähe aufhielt. Hätte er seinen Browning bei sich gehabt, so hätte er beide von hier oben aus ohne W eiteres erledigen können. Die Vorstellung bereitete ihm Vergnügen. Er grinste. Hier in den Lüftungsschächten fühlte er sich sicher.
Beide Soldaten verschwanden aus seinem Blickfeld. Sie gingen als E rstes in die Krankenstation. Sie wussten, dass er verletzt war. Sie würden en t täuscht sein, wenn sie ihn dort nicht fänden. Das einzige Ding, das so aussah wie ein Mensch, war die übel zugerichtete Leiche auf dem Operationstisch. Der A n blick hatte ihn geekelt. Er hatte keine Angst gehabt. Es war reiner Ekel gew e sen. Das Tropfen des Schmelzwassers war in der Stille kristallklar in seine Ohren gedrungen. Die leeren Augenhöhlen der Leiche besaßen etwas Gr o teskes. Er würde Yui Okada auf dieselbe Weise leiden lassen. Sie hatte das verdient.
Ein unerwartetes Rascheln irritierte ihn. Hielt sich außer ihm noch jemand in dem Schacht auf? Das Geräusch besaß seinen Ursprung hinter ihm. Der Aufwand, in dem engen Schacht zurückzuschauen, glich dem einer Zirku s nummer. Man benötigte eine geeignete Portion Geschick. Wenige M e ter hinter sich erkannte er eine Person, die wie ein Stück Holz den Weg versper r te.
Zunächst befürchtete Norton, dass man ihm auf die Schliche gekommen war. Dann beruhigte er sich wieder. Es handelte sich nicht um einen der So l daten. Den Kerl, der hinter ihm den Schacht blockierte, kannte er nicht. S o weit er sah, trug er ein zerrissenes, schmutziges Hemd. Auf dem kahlen Sch ä del zeichneten sich mehrere Wunden ab, als hätte er sich mit einem Messer verstümmelt.
Norton runzelte die Stirn. Er fühlte sich eindeutig unbehaglich. Hatte er etwa gerade einen von Allans Männern aufgestöbert? Aber was war mit di e sem Mann? Aus welchem Grund verhielt er sich so eigenartig? Sein Gesicht wandte sich nicht ihm, sondern dem schmalen Schachtboden zu, als würde er dort winzige Insekten beobachten.
Plötzlich ging ein Ruck durch den Mann und er näherte sich ihm um me h rere Zentimeter. Seine Bewegungen glichen denen eines Menschen, der seine Arme und Beine nicht richtig kontrollieren konnte.
Der Unbekannte bereitete ihm Angst. Er musste schleunigst von hier ve r schwinden. Norton griff mit seinen Fingern durch das Gitter, um es aus einer Halterung zu entfernen. Lieber wollte er den beiden Soldaten in die Hände fallen , als etwas mit diesem unheimlichen Menschen zu tun zu bekommen.
Das verdammte Teil saß fest. Er zog und rüttelte daran, aber es rührte sich nicht.
„Scheiße!“
Der Mann kroch weiter auf ihn zu.
Norton ließ das verflixte Gitter los. Er schob sich , so schnell er konnte den Schacht entlang. Der Typ stand bestimmt unter Drogen. Was erklärte sonst sein auffälliges Verhalten? Vermutlich war dies auch der Grund für die blut i gen Narben auf seinem Kopf. Das eindeutige Resultat von Wahnvorstellu n gen. Wahrscheinlich hatte er sich
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