KOR (German Edition)
widersprach eindeutig seinen Vorste l lungen, die er von ihr gehabt hatte. Noch bis vor K urzem hatte er sie als eine raue Abenteuerin betrachtet, die Verletzungen als Bagatellen abtat. Doch egal , ob sie Richards und Steele verarztete oder sich um Yui kümmerte, sie zeigte bei allen Geduld und Einfühlungsvermögen.
Er bemerkte, dass Yui die Anwesenheit von John Arnold, Simon und Steele störte. „Zurück an die Arbeit, Leute“, wandte er sich an die drei. Während sich Steele und Arnold sofort in Bewegung setzten, machte Simon nur zöge r lich kehrt.
„Also, Yui, was ist oben passiert?“
„Norton … wollte mich … Er wollte mich vergewaltigen.“
Maggie stockte in ihrer Bewegung, Kaffee nachzufüllen.
Auch Chad erstarrte für einen Moment.
„Ich habe ihm die Pistole weggenommen und auf ihn geschossen.“
„Ist er tot?“, wollte Maggie wissen.
Yui schüttelte den Kopf. Erst jetzt schien sie nach und nach ihre Umg e bung wahrzunehmen. „Was ist das?“
Der Stuhl, auf dem Yui saß, gehörte zu einer Reihe von Labormöbeln, die halbkreisförmig um das Zentrum des Ortes positioniert waren. Laptops, M o nitore und anderes technisches Gerät übersäten die Arbeitsflächen der T i sche. Vor dem Zentrum waren Wärmebildkameras, Geigerzähler und The r mometer positioniert. Es gab sogar hochempfindliche Mikro f one. Das Licht stammte von Scheinwerfern, die auf der ganzen Fläche verteilt waren. Sämtl i che Kabel führten zu einem Generator, neben dem ein Ölkanister stand. Die Fläche, die von dem Tor und der Wand abgeschirmt wurde, betrug etwa hundert Quadratmeter. Der ebene Boden bestand aus nacktem dunke l grauem Fels en . Die Stahlwand schloss die Fläche auf allen vier Seiten ein. Das Dach lag wie ein Deckel darüber.
Yui wollte aufstehen, um sich das Zentrum des abgeschirmten Ortes aus der Nähe anzusehen. Sie zitterte noch immer, schien sich über ihren Zustand jedoch kaum zu sorgen.
Maggie drückte sie zurück in den Stuhl. „Ab jetzt passe ich auf dich auf, Yui.“
„Yui? Nicht mehr Miss Okada?“
„Das hat lange gebraucht, ich weiß. Aber lieber spät als nie.“
„Also, was ist das, Maggie? Chad , was soll das sein?“
Chad stellte sich neben sie und folgte ihrem erstaunten Blick. „Ich weiß es nicht.“
Für das Gebilde, das sich aus dem Zentrum des Ortes erhob, gab es keinen Namen. Es ähnelte einem schief wachsenden Baumstamm, der an seinem oberen Ende in fächerförmig von ihm abstehende Äste überging. Manche Äste wirkten verbogen und knorplig. Andere, besonders jene, die senkrecht nach oben wuchsen, waren glatt und spitz. Die Rinde - oder besser das, was Chad als Rinde bezeichnete - hatte große Ähnlichkeit mit den Schuppen eines Reptils. Sie schimmerte im Licht der Strahler kupferfarben. Die von ihrem Standpunkt aus sichtbare Größe des Baumes maß zusammen mit den nach oben ragenden Ästen vier Meter. Der Stamm setzte sich allerdings unterhalb des Bodens fort. Er ragte aus einer kreisrunden Grube mit einer Breite von sieben Metern und einer Tiefe von etwa vier Metern. Es war noch niemand von ihnen nach unten geklettert, obwohl eine Leiter auf den Grund führte, die Allans Mannschaft angebracht haben musste. Auch all das technische Gerät, das um das Ding herumstand, musste wohl oder übel von Allan Wh i teheads Leuten hierher transportiert worden sein.
Den Stamm am Boden der Grube umringten jene kegelförmigen Steine, von denen sie einen im Labor gefunden hatten.
Ein Thermometer auf einem der Tische zeigte eine konstante Temperatur von zehn Grad über n ull an. Für antarktische Verhältnisse war dies b e reits ein tropisches Klima, herrschten doch auch während der Sommermon a te an manchen Orten nur wenige Grade über n ull .
Chad hatte noch nicht feststellen können, was diese Wärme verursachte. Bisher hatte er noch keine Untersuchungen angestellt. Aufgrund des Steines aus dem Labor hatte er vermutet, dass sie hinter dem Tor Geoglyphen finden würden, die Allan Whitehead bei Grabungen entdeckt hatte. Das Gebilde, das er nun vor sich sah, konnte er jedoch nicht einordnen. Als Grenzwisse n schaftler hatte er es nicht selten mit außergewöhnlichen Dingen zu tun. Letztendlich aber erwies sich das zunächst Unbekannte stets als etwas, das vom Menschen verstanden und dessen Entwicklung nachvollzogen werden konnte. Dass es Dinge gab, die Menschen als ungewöhnlich bezeichneten, bedeutete lediglich, dass sie ihre Umwelt und ihre Vergangenheit noch immer nicht
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