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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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erlebt. Ich bin bis auf die Knochen durchnässt.«
    »Ich auch«, sagte Mellie, der das Haar in Strähnen vom Kopf hing. »Trotzdem würde ich eigentlich lieber draußen bleiben, als da hineinzugehen.«
    In diesem Moment tauchte K’baa aus dem Unterholz auf. Nervös nach allen Seiten Ausschau haltend, näherte er sich dem Bauwerk. Ray kniete sich vor ihm in den Matsch und strich dem mächtigen Affen über den Kopf. »Das wär’s, mein Freund«, sagte er. »Unsere Wege trennen sich hier. Du hast deine Schuld mehr als eingelöst. Danke für alles, was du für uns getan hast.« Er formte die Worte zu Handzeichen, doch Amy hätte schwören können, dass der Affe ihn auch so verstand.
    »Du musst jetzt gehen«, sagte sie. »Deine Familie wartet auf dich. Wenn der Sturm sich gelegt hat, werden sie kommen und dich abholen. Geh kein Risiko ein, das Portal kann sich jeden Moment öffnen. Wir kommen schon klar.«
    K’baa trabte ein paar Meter in den Wald, dann drehte er sich um. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er die Trennung als ebenso schmerzlich empfand.
    »Leb wohl, mein Freund.« Ray hob die Hand zum Gruß. »Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.«
    Amy, Karl und Mellie winkten zum Abschied. K’baa stieß ein schnaubendes Geräusch aus, dann verschwand er im Unterholz.
    Amy hasste Abschiede, aber dieser ging ihr besonders nah. Sie konnte nur hoffen, dass alles gutging und K’baa schon bald in den Kreis seiner Familie zurückkehrte.
    Niemand sagte ein Wort. Eine Weile standen die Abenteurer im Regen, dann machten sie kehrt und betraten die Pyramide.

77
    Der Namenlose warf einen kurzen Blick zurück. Er sah, wie die Lichter der Galeone schrumpften, ehe sie vom Regen verschluckt wurden. Der Sturm hatte das Schiff gepackt und schleuderte es zurück, von wo es hergekommen war. Gut so.
    Endlich war er allein auf der Insel.
    Nur er und seine Beute.
    Er streckte seine Gliedmaßen und nahm Witterung auf. Der Boden rund um die Feuerstelle war getränkt mit dem Geruch von Blut, Schweiß und Tränen. Er entdeckte auch die Überreste des kleinen Flugbootes, mit dem man versucht hatte, vor ihm zu entfliehen. An den Trümmern war der Geruch besonders stark. Sein alter Nebenbuhler lebte also und erfreute sich bester Gesundheit.
    Nicht mehr lange.
    Eine Woge von Erinnerungen brandete über ihn hinweg. Ihre Kindheit, die gemeinsamen Jahre in Cambridge …
    Er schüttelte den Kopf. Nein … nicht jetzt. Er konnte diese Erinnerungen nicht brauchen. Gerade eben spürte er, dass im Wald voraus eine Bewegung zu spüren war. Seine Nervenenden registrierten die Präsenz des Neuankömmlings. Winzigste Veränderungen in der Dichte der Luft, Geruchspartikel, die vom Wind aufgewirbelt wurden.
    Ein G’ombe!
    Die Erbfeinde der Namenlosen. Die einzige Rasse auf diesem Planeten, die einem Namenlosen ernsthaften Schaden zufügen konnte. Meist zogen sie in Horden umher. Ganz selten, dass man mal einen einzeln erwischte. Doch dieser hier war allein. Der Namenlose ließ von den Schiffstrümmern ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Kreatur im Wald.
    Was tat ein einzelnes Exemplar so weit weg von seiner Höhle im Wald?
    Sein neuronaler Kortex erschauerte. Hatte es nicht geheißen, ein G’ombe sei an der Entführung der Frau beteiligt gewesen?
    Der Namenlose presste seinen Körper an die Rinde eines Baumes und symbiotisierte mit ihm. Seine Wurzelfäden krallten sich ins Holz, wurden eins mit ihm, verschmolzen zu einer Verbindung, wie nur Pflanzen sie eingehen konnten. Nur bei gutem Licht hätte man noch erkennen können, dass es zwei getrennte Lebewesen waren. Doch das Wetter heute war alles andere als gut.
    So getarnt stand er da und wartete auf die Ankunft des G’ombe. Er war nicht mehr weit entfernt. Er konnte bereits sehen, wie der Einzelgänger durch den Wald preschte, genau auf sein Versteck zu. Misstrauisch nach allen Seiten sichernd, hielt er Ausschau nach Feinden. Nun, es würde ihm nichts nützen. Einen Namenlosen konnte man nur erkennen, wenn dieser das wollte.
    Sein Opfer war jetzt bis auf wenige Körperlängen herangekommen. Er konnte den Herzschlag hören, das Schnaufen seines Atems.
    Wie diese Biester stanken.
    Der Namenlose saugte einen letzten Schwall regennasser Luft ein, dann schlug er zu.

78
    R ay schrak auf. »Habt ihr das gehört?«
    »Klang wie ein Schrei«, sagte Amy. »Irgendein Tier.«
    »Seltsam bei diesem Unwetter. Da verkriecht sich doch alles im Unterholz.« Ray starrte in den Regen hinaus. Oberhalb der

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