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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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keine Veranlassung zu der Annahme, dass der Inhalt dieses Artikels mit Annies Verschwinden zu tun hat, obwohl ihre Andeutungen gewisse Leute durchaus in Verlegenheit bringen können. Es existieren jedoch keine Beweise, und deswegen wurde sie beurlaubt.»
    «Es ist natürlich Sache der Polizei, diese Dinge zu beurteilen, wie Sie sicher verstehen», warf Wikholm ein und fuhr fort: «Um auf den Freitag zurückzukommen: Kurz nach eins war Annie noch im Büro. Etwa zwei Stunden später ruft sie bei der Polizei einen gewissen Kay Orha an, der sich heute Morgen bei uns gemeldet hat. Er nannte den Namen eines Mannes, den sie bei ihrem Anruf erwähnte, aber den haben wir noch nicht erreicht. So sieht es aus.» Jan Wikholm schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. «Das ist nicht viel, ich weiß, aber zumindest ein Anfang.»
    «Die Frage lautet», meinte Carl von Konow, «wo sie sich in der Zeit zwischen dem Verlassen der Redaktion und dem Anruf bei diesem Polizisten Kay Orha aufgehalten hat. Gibt es irgendwelche Orte, die sie regelmäßig aufsucht?»
    «Die Kungliga Biblioteket», antwortete Max, wandte seinen Blick von der Tafel ab und sah von Konow an. «Sie arbeitet immer in der Kungliga Biblioteket. Sie könnte von einer Telefonzelle dort angerufen haben.»
    Jan Wikholm schlug vor: «Das sollten wir der Polizei umgehend mitteilen, damit sie dort jemanden vorbeischicken kann. Ich rufe gleich an. Entschuldigt mich einen Augenblick.»
    Es entstand eine Pause, dann beugte sich Carl von Konow vor und sagte: «Max, ich verstehe, dass Sie es sehr schwer haben. Ich möchte Ihnen versichern, dass wir diese Sache wirklich ernst nehmen. Wir tun alles, um Ihnen und der Polizei zu helfen. Behalten Sie nichts für sich, wenn Sie mit der Polizei sprechen, alles könnte wichtig sein.»
    Carl von Konow erhob sich, als Jan Wikholm im Türrahmen auftauchte. «Wir hoffen wirklich, dass alles bald geklärt ist und dass Annie wieder auftaucht», sagte er.
    Max glaubte ihm nicht.
     
    Max war Musiker geworden, weil er gerne Gitarre spielte. Es gab aber auch andere Gründe außer dem einen, an den ihn Annie erinnert hatte, als er sie zum ersten Mal nach Hause begleitet hatte. Musiker zu werden war ein Protest. Er wollte kein gewöhnliches Rädchen in der Maschinerie sein, bei der Sparkasse arbeiten und, wie seine Eltern hofften, es weiter bringen als bis zum Sparkassenangestellten. Er hatte sich schon früh gegen einen solchen Lebensentwurf entschieden und wusste, dass er sie enttäuschte. Er hatte sie verraten, indem er nichts aus sich gemacht und nichts angestrebt hatte. Er hatte nicht einmal seine Abiturientenmütze aufgehoben. Jeden Auftritt hatte er damit beendet, an der Bar ein großes Glas Schnaps zu trinken und Witze zu erzählen. Er war nie abgeneigt weiterzufeiern. Wenn ihm der Koch einen Joint anbot, rauchte er. Wenn einer der Stammgäste LSD hatte, griff er zu. Wenn ein Mädchen ihn abschleppen wollte, ging er mit. Wenn ihn jemand fragte, ob er glücklich war, stand er auf und ging. Dann kam Annie. Es war, als hätte er fünfzehn Jahre auf einer einsamen Insel verbracht. Ein Mädchen kam auf einem Floß daher und bot ihm an, ihn mitzunehmen. Auf dem offenen Meer verliebten sie sich. Damals hatte er sich das nicht eingestehen wollen, denn es kam ihm so vorhersehbar vor, dass ein Mann wie er von einer Frau wie ihr errettet werden musste. Aber er hatte es gewusst. Und er wusste es immer noch. Sie hatte ihn stolz gemacht. So stolz, dass es nicht mehr wichtig war, als Letzter eine Party zu verlassen. Er brauchte sie. Wenn sie nicht da war, hatte er Angst vor dem Einschlafen. Denn er hatte Angst davor, wieder in dem Leben zu erwachen, aus dem sie ihn gerettet hatte. Jetzt war sie weg, jetzt war er an der Reihe, sie zu retten.
    7
    Max betrat das Polizeipräsidium auf Kungsholmen um Punkt zwei Uhr. Der Mann, mit dem er verabredet war, erwartete ihn am Empfang und stellte sich als Leif Gustafsson vor. Er sah nicht aus wie ein Polizist. Er war gebräunt, hatte sonnengebleichtes Haar, das schütter zu werden begann, schmale Lippen und auffällig weiße Zähne. Ein Mann, der einer Frau aus dem Mantel half, um sich an ihren Formen zu erfreuen. Arnie Becker, dachte Max. Er sieht aus wie Arnie in L. A. Law.
    Sie gingen durch eine Wartezone, in der ein paar Leute in Mänteln saßen. Es roch nach Schweiß und nassen Kleidern. Max schaute durch die vergitterten Fenster auf die Kungsholmsgatan, auf der bald die Straßenlaternen angehen

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