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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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Personen. Die meisten tun das in der Tat freiwillig und tauchen irgendwann wieder auf. Das ist für Sie heute sicher nur ein schwacher Trost, aber so ist es. Wir haben Annies Foto an alle Streifen weitergegeben und sind davon überzeugt, dass wir sie bald finden.» Er klopfte zweimal auf die Schreibtischplatte. «Jetzt geht’s wieder hinaus in das ungemütliche Herbstwetter», meinte er und verzog das Gesicht. «Melden Sie sich, falls Ihnen noch etwas einfällt.» Er hielt Max seine Hand hin, und Max schüttelte sie. Sein Händedruck war schlaff und feucht.
     
    Max Lander hatte immer akzeptiert, dass sein Leben überwiegend von anderen bestimmt wurde. Von seinem Vater, der Schule und während des Wehrdienstes vom Militär. Das hatte er stets ohne Proteste hingenommen. Er war einfach mitgeschwommen und hatte gefunden, dass alles so war, wie es sein sollte. Als er jetzt durch den Kronobergspark ging, sah er ein, dass dieser Teil seines Lebens vorüber war. Er würde diesen Männern, Jan Wikholm und Leif Gustafsson, nicht gestatten, Annies, sein eigenes und das Leben ihres Kindes in ihren Händen zu halten, bis es ihnen durch die Finger glitt und auf den schmutzigen Asphalt fiel, um sich dort für immer und ohne weiteres aufzulösen. Er würde die Sache selbst in die Hand nehmen.
    8
    Thomas Munkenberg war schon immer geruchsempfindlich gewesen. Als Kind hatte er sich stets beim ersten Toilettenbesuch des Tages übergeben müssen, sofern dieser nicht vor dem Frühstück stattfand. Seine Mutter musste ihn zum Klo schleifen und neben ihm warten, bis er fertig war. Das erzählte er seinen Klassenkameraden jedoch nicht. Es gab Ausdrücke für Leute wie ihn. Unzählige. Alle nicht schön.
    So schlimm war es mittlerweile nicht mehr. Er saß in der Sauna des Kronobergsbades. Es stank nicht, roch aber wie immer nach Chlor, verschwitzten Socken und warmem Brot. Wahrscheinlich weil jemand auf den Saunaofen gepinkelt hatte. Ein Kinderstreich, für den seine Kollegen eigentlich zu erwachsen waren. Aber die Menschen waren nun einmal verschieden. Der frischgebackene Kriminalinspektor Munkenberg gehörte nicht zu den Leuten, die auf Saunaöfen pinkelten. Gustafsson im Übrigen auch nicht. Er saß eine Bank tiefer auf einem grauen Handtuch mit verwaschenem Polizeiwappen. Es war zwanzig Jahre lang gewaschen worden, aber er hatte es kein einziges Mal selbst in die Waschmaschine gelegt. Die einzige Person, die mit angesehen hatte, wie sowohl das Wappen als auch Gustafsson zusehends blasser geworden waren, war seine Frau.
    Munkenberg und Gustafsson gingen immer zur gleichen Zeit schwimmen und unterhielten sich anschließend meist noch in der Sauna. Über den Tag im Allgemeinen, den Stand der Dinge und alles, was die Zukunft ihrer Meinung nach noch bereitzuhalten schien. Manchmal gingen sie anschließend noch ein Bierchen trinken. In der Nähe oder, wenn sie den ganzen Abend Zeit hatten, irgendwo in der Stadt in der Kungsgatan, wo man Krankenschwestern kennenlernen konnte, die auf Polizisten standen. Munkenberg hatte nie gefragt, ging aber davon aus, dass es bei Gustafsson zu Hause nicht zum Besten bestellt war. Er selbst war nicht gern allein und blieb immer, so lange es ging. Wenn jemand essen gehen wollte, schloss er sich an. Falls es anschließend noch in die Kneipe ging, sagte er ja. Aber heute saß er mit Gustafsson allein in der Sauna, und aus der Kneipentour würde vermutlich nichts werden. Keine Frau würde ihn abschleppen, weil er Polizist war. Vielleicht ergab sich noch ein Bier auf dem Weg zur U-Bahn, wenn er Glück hatte. Munkenberg unterhielt sich gern mit den älteren Kollegen und hörte sich ihre Geschichten an. Eines Tages würden die Neulinge an seinen Lippen hängen und ihn mit großen Augen anschauen. Er war jetzt seit vier Jahren bei der Polizei. Ein paar Monate beim Dezernat für Gewaltverbrechen. Davor bei der U-Bahn-Polizei. Seiner eigenen Einschätzung nach war er Jahrgangsbester. Allerdings war es einigen seiner Kollegen bereits gelungen, an spektakulären, vielbeachteten Fällen mitzuarbeiten. Ein Altersgenosse, den er vom Sehen kannte, war als Erster am Palme-Tatort gewesen und hatte einem Fernsehreporter ein Interview gegeben. Aber das machte Munkenberg nichts aus. Harte Arbeit würde sich am Ende immer auszahlen. Er kannte niemanden, der so hart arbeitete wie er selbst. Er erschien morgens als Erster im Präsidium und verließ es abends als Letzter. Seine Chance würde kommen, und er hatte die notwendige

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