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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Tristan, wie er meinte, verschwörerisch zuzuraunen, doch seine Stimme war nicht leiser als sonst: „Käpt’n, ich meine fast, es ist wieder mal ein Schaf. Eins von ihnen hat, scheint’s, eine Vorliebe für den Garten der Dame, oder nicht?“
    Tristan zuckte mit den Schultern. „Was erwartet sie denn von mir? Ein Schaf kann man nicht anbinden, sonst erwischt es der Wolf.“
    Stevens ließ sich das durch den Kopf gehen. „Stimmt. Eigentlich gibt’s überhaupt keine richtige Methode, ein Schaf anzubinden. Ein Seil würde es fressen. Und anketten kann man es auch nicht, weil man befürchten müsste, es könnte sich die zarten Beinchen aufreiben. Wir müssen ihr einfach sagen, dass wir nicht ... “
    „Oh! “ Empört warf die Dame die Hände in die Luft. „Nun reden Sie doch nicht so, als wäre ich gar nicht da!“
    Stevens blickte auf ihren Besuch und dann auf den Kapitän. „Käpt’n, finden Sie, wir hätten geredet, als wäre Mrs. Thistlewaite gar nicht da?“
    Tristan gab vor, darüber nachzudenken. Ihm war bewusst, dass die Dame von Minute zu Minute zorniger wurde. Nur um sie weiter aufzubringen, ließ er den Blick an ihr auf und ab wandern, wobei er an gewissen Stellen innehielt, als könnte er ihre Figur unter dem voluminösen Mantel erkennen. „Nein“, erklärte er schließlich, „ich finde nicht, dass wir reden, als wäre sie gar nicht da, denn wenn sie nicht hier wäre, würden wir gar nicht erst über sie - oder mit ihr - reden.“ „Oh!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Captain, wenn Sie möchten, dass ich die Angelegenheit vor den Konstabler bringe, brauchen Sie es nur zu sagen! “
    Tristan seufzte. „Also schön, Mrs. Thistlewaite.“ Er holte seine Pfeife aus der Tasche. „Erzählen Sie mir, was das freche Schaf verbrochen hat. Hoffentlich hat es nicht zum Brandy gegriffen. Trunkenheit in der Öffentlichkeit kann ich bei meinen Schafen nicht dulden.“
    „Ach, nun seien Sie nicht albern! “ Missbilligend betrachtete sie seine Pfeife. „Muss das sein?“
    „Ja.“ Er stopfte die Pfeife und steckte den Tabaksbeutel wieder ein.
    Ihre Lippen wurden schmal. „Captain Llevanth, ich bin hierhergezogen, um ein Seminar für junge Damen einzurichten. Meine Mutter und ich arbeiten hart, um alles fertig zu bekommen. Dazu gehört auch, im Garten Trittsteine zu legen, um einen Weg zu gestalten. Das können wir aber nicht, wenn dieses Schaf immer wieder vorbeitrampelt, unsere Kräuter frisst und unsere Haushälterin in den Wahnsinn treibt.“
    Tristan steckte seine Pfeife an, wobei er die Schwefelhölzchen vom Wind abschirmte. Gleich darauf stieg würziger Rauch auf, der sofort vom Wind hinweggefegt wurde. „Wissen Sie, was ich täte, wenn meine Haushälterin von einem Schaf in den Wahnsinn getrieben würde? Ich würde mich von der Haushälterin trennen. Offensichtlich ist sie für ihren Posten ungeeignet. Schade, dass Sie sich nicht an Bord eines Schiffes befinden, denn dann hätten Sie die Gute einfach kielholen können. Das hätte ihr die überspannten Anwandlungen schon ausgetrieben.“
    „Captain Llevanth, für leichtfertige Scherze ist jetzt wirklich nicht der geeignete Zeitpunkt.“
    Er hob die Brauen. „Mrs. Thistlewaite, ich will nicht, dass Sie hier sind, habe es nie gewollt. Deswegen wünsche ich Ihnen auch keinerlei Erfolg bei Ihrem Unterfangen, noch mehr weibliche Ablenkungen in diesen friedlichen Winkel zu bringen.“
    Die Witwe hob das Kinn. „Haben Sie deswegen das Schaf in unseren Garten geschafft? Damit wir aufgeben und wegziehen?“
    „Ich will zwar nicht, dass Sie hier sind, aber so wichtig ist mir die Sache nun auch wieder nicht, dass ich mir die Mühe machen würde, deswegen Schafe durch die Gegend zu transportieren. Meine Schafe sind gekennzeichnet und dürfen sich hier im Bezirk frei bewegen. Sie können gehen, wohin sie wollen.“
    Die Frau versteifte sich. „Irgendjemand muss das Schaf aber in unseren Garten gelassen haben. Es kann das Tor schließlich nicht selbst öffnen.“
    Er warf ihr einen Blick zu, sah die stolzen Züge und deren reine Form. Wirklich schade, dass sich seine Schafe nicht zu benehmen wussten. Er hatte sie nur gekauft, damit seine Männer eine Beschäftigung hatten.
    Tristan hatte nicht erwartet, auch dann noch für seine Mannschaft Verantwortung tragen zu müssen, wenn diese das Schiff verlassen hatte. Aber nachdem er mit Stevens auf das Cottage oben auf der Klippe gezogen war, war der Rest seiner Männer nach und nach eingetrudelt.

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