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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Zuerst lief alles gut, doch jeder Kapitän wusste um die Gefahren des Müßiggangs. Um mögliche Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen, hatte Tristan seinen Männern Pflichten zugeteilt. Sie mussten sich um die Schafe kümmern, die Kombüse putzen, das kleine Cottage von oben bis unten schrubben - oder was ihm und Stevens eben sonst so einfiel.
    Zur Beruhigung zog Tristan an seiner Pfeife. „Madam, vielleicht ist es Ihnen ja nicht bewusst, aber ich bin Kapitän. Ein Kapitän befasst sich nicht mit Schafen.“
    „Wer denn dann?“
    „Stevens!“
    Der Erste Offizier trat eifrig vor. „Aye, Sir?“
    „Hören Sie der Frau an meiner Stelle zu. Wiegen Sie sie in dem Glauben, dass Sie ihr aufmerksam zuhören. Ich gehe inzwischen nach drinnen, da ist es wärmer.“ Tristan stützte sich auf seinen Stock und ging zum Haus zurück.
    Ein blauer Blitz ließ ihn innehalten. Wieder einmal stand Mrs. Thistlewaite in ihrem blauen Mantel vor ihm, nur dass sie jetzt die Arme ausbreitete, wie um ihm den Weg zu versperren. Tristan schüttelte hilflos den Kopf. Wirklich, die Frau war ja noch hartnäckiger als ... nun ja, als alles, was er kannte. Außerdem war sie sehr hübsch anzusehen, wenn man den Umstand ignorierte, dass sie immer eine finstere Miene zu ziehen schien.
    Sie richtete ihre großen braunen Augen auf ihn, und er sah, dass sie zornig funkelten. Bei diesem Anblick schmolz merkwürdigerweise seine eigene schlechte Laune dahin.
    „Captain Llevanth, ich möchte nicht mit Ihrem Butler sprechen. Ich spreche ja schon andauernd mit ihm, passieren tut allerdings nie etwas.“
    „Seien Sie doch froh, dass nichts passiert.“
    „Captain Llevanth, ich verliere allmählich die Geduld.“ „Ihre Geduld geht mich nichts an.“
    „Oh! Sie ... Sie ... Sie ...!“
    „Na, das ist mir ja ein brillantes Abwehrfeuer. Beinah so wirksam wie der Einsatz von Schrotkugeln gegen Kanonen. Ihnen fällt doch bestimmt noch etwas Besseres ein, oder?“ Tristan war sich nicht sicher, warum er die lebhafte Witwe so gnadenlos provozierte, doch ... auf seinem Gesicht malte sich ein leichtes Lächeln. Es war auf alle Fälle ein amüsanter Zeitvertreib. Sicher sagte es einiges aus über seine traurige Verfassung, dass er die Dispute mit seiner Nachbarin ebenso genoss, wie er sie verabscheute.
    Sie ließ die Arme sinken, obwohl ihre Haltung nach wie vor erbitterten Zorn verriet. „Ich bin nicht hergekommen, um nett mit Ihrem Ersten Offizier zu plaudern oder mich über Kanonenfutter zu unterhalten.“
    „Feuer. Kanonenfeuer.“
    „Wie auch immer.“
    „Madam, wie ich schon öfter gesagt habe: Es ist nicht mein Problem. Schließen Sie Ihr verflixtes Gartentor, und zwar ordentlich. Sehen Sie? Schon ist die Sache aus der Welt geschafft.“
    Sie stampfte mit dem Fuß auf, wobei sie in einer Pfütze landete und den Saum ihres moosgrünen Rocks, der unter dem blauen Mantel hervorlugte, mit Schlamm bespritzte. „Captain, das Tor war verschlossen. Und zwar ordentlich. “ „Dann springt mein Schaf also in Ihren Garten?“
    „Genau. Das weiße mit dem schwarzen Gesicht.“
    Tristan blickte über die Schulter. „Stevens, habe ich ein weißes Schaf mit schwarzem Gesicht?“
    Stevens kratzte sich am Kinn und runzelte die Stirn. „Hmm. Mir scheint, dass ich ein solches vor nicht allzu langer Zeit gesehen habe.“
    „Ist es möglich, dass dieses spezielle Schaf über einen Zaun springen kann, der so hoch ist wie der um Mrs. Thistlewaite Garten?“
    „Nie im Leben! “, erklärte der Erste Offizier, den schon die bloße Vorstellung zum Lachen brachte.
    Sie runzelte die Stirn, was ihre Brauen noch feenhafter wirken ließ. Bevor sie etwas sagen konnte, fuhr Tristan fort: „Stevens, können Schafe eigentlich fliegen?“
    Stevens prustete.
    „Oder kriechen? Könnten sie unter einem Tor hindurchkriechen?“
    „Meine Güte, nein! Dazu sind sie viel zu auf geplustert. Sie kommen doch schon im Stehen kaum durchs Tor, selbst wenn es offen ist.“
    Mrs. Thistlewaite kniff die vollen Lippen zusammen. „Captain, ich weiß nicht, wie Ihr Schaf in meinen Garten kommt, aber es gelingt ihm. Und dann geht es wie eine Sense durch mein Beete, frisst all meine Kräuter und ... “
    „Stevens?“
    „Aye, Käpt’n?“
    „Haben wir denn einen Garten?“
    Stevens blickte sich um und blinzelte. „Aber ja. Sie stehen doch mittendrin.“
    Tristan zog an seiner Pfeife und betrachtete die Pflänzchen, die den Gartenweg säumten. „Sind das Kräuter?“ „Aye, Sir.

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