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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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als hätte er sie wirklich berührt.
    „Ähm, Mrs. Thistlewaite, darf ich sagen, dass Sie heute gut aussehen?“
    Normalerweise fand Prudence die unzusammenhängenden und faden Äußerungen des Arztes ziemlich enervierend, doch nach zwanzig Minuten in Gesellschaft eines Rüpels wie dem Captain entschied sie, dass sie die harmlose Gegenwart des Arztes durchaus zu schätzen wusste. „Sie sind zu freundlich. Hoffentlich können Sie zum Tee bleiben. Es ist so kalt draußen.“
    Bedauernd blickte er zur Uhr auf dem Kaminsims und schüttelte den Kopf. „Gerade habe ich zu Ihrer Mutter gesagt, dass ich keinen Augenblick länger bleiben kann. Ich wünschte, ich könnte, aber ... die Patienten, Sie wissen schon.“
    Ihre Mutter startete einen Überredungsversuch. „Das würden sie doch sicher verstehen! Ich dachte, Sie würden wenigstens bis zum Tee bleiben. Ein einziges Tässchen, ja?“ „Vielleicht nächstes Mal.“ Er verbeugte sich vor Prudence und sah sie verständnisheischend an.
    Sofort lächelte sie. „Natürlich müssen Sie sich auf den Weg machen. Vielleicht besuchen Sie uns wieder einmal und können dann länger bleiben. “
    Sein Lächeln blendete sie beinah. „Das wäre wunderbar. Mrs. Crumpton, Mrs. Thistlewaite.“ Er verbeugte sich vor den beiden Damen. „Es war mir ein Vergnügen.“
    „Mir auch.“ Prudence machte einen Knicks und warf einen sehnsüchtigen Blick zum Teetablett. Ihr Magen knurrte so laut, dass es der Doktor sicher gehört hatte.
    Es schien ihm jedoch nicht weiter aufgefallen zu sein, denn er verneigte sich erneut vor ihr und nahm dann kurz die Hand ihrer Mutter, bevor er den Raum verließ.
    „Na!“, meinte ihre Mutter, als sich die Tür hinter ihm schloss.
    „Allerdings.“ Prudence stand schon vor dem Tablett. „Mrs. Fieldings hat sich wieder einmal selbst übertroffen.“ Sie trug das Tablett zum Sofa und goss zwei Tassen Tee ein. „Was den Doktor wohl hergeführt haben mag?“
    „Kann ich mir wirklich nicht vorstellen“, erwiderte ihre Mutter, lud Gebäck auf zwei Teller und reichte einen davon Prudence. Ihr aufmerksamer Blick ruhte auf ihrer Tochter. „Du hättest den Doktor zumindest zum Dinner bitten können.“
    Prudence biss von ihrem Gebäckstück ab. „Ich wollte aber nicht, dass er zum Essen kommt. Er ist immer so unsicher, das gestaltet die Konversation ziemlich schwierig.“
    „Er ist Arzt. Das zählt doch sicher auch etwas.“
    „Gewiss. Wenn ich zu viel von diesen köstlichen kleinen
    Kuchen esse, werde ich ihn sofort aufsuchen.“
    Ihre Mutter seufzte. „Ich weiß wirklich nicht, was ich mit dir noch anfangen soll.“
    „Nichts.“ Prudence aß ihr Gebäckstück auf und wischte sich die Hände an der Serviette ab. „Ich komme durchaus selbst zurecht, vielen Dank.“
    „Das sehe ich.“ Ihre Mutter nahm einen Schluck Tee. „Wie lief dein Besuch beim Captain?“
    „Es war schrecklich. Es hätte nur noch gefehlt, dass er mich hinauswirft.“ Und wenn es nach dem Captain gegangen wäre, wäre sie sicher auf einem ganz besonderen Körperteil gelandet.
    Ihre Mutter machte ein langes Gesicht. „Das ist ja schade. Ich hatte gehofft ..." Stirnrunzelnd sah sie ihre Tochter an. „Warst du auch höflich?“
    „Natürlich! Wie kannst du das nur fragen?“
    „Mir ist aufgefallen, dass manchmal - nur manchmal, wohlgemerkt - das Temperament mit dir durchgeht und du jede Vernunft vergisst.“
    „Mutter!“
    „Tut mir leid, aber so ist es nun einmal.“
    „Ich war sehr höflich. Der Captain war derjenige, der jegliche Manieren vermissen ließ. Tatsächlich ist er derart gegen alle Frauen eingenommen, dass er gesagt hat, er hoffe, wir scheitern mit unserem Vorhaben, ein Seminar einzurichten. Der Mann ist ein ganz übler, selbstsüchtiger Kerl.“
    „Vielleicht hast du ihn nur in einem ungünstigen Moment erwischt“, meinte ihre Mutter vorsichtig. „Er ist schließlich ein Kriegsheld. Lucy hat mit einem seiner Männer gesprochen.“
    „Mutter, du solltest nicht mit den Dienstboten klatschen.“ „Aber sie weiß doch alles über den Captain. Wie hätte ich denn sonst herausbringen sollen, dass er ein Kriegsheld ist?“ „Wir wissen doch gar nicht, ob das stimmt. Wir wissen nur, dass einer seiner Männer Lucy erzählt hat, dass der Mann ein Kriegsheld ist. Das ist durchaus nicht dasselbe.“
    Ihre Mutter seufzte. „Du bist viel zu jung, um derart zynisch zu sein.“
    „Und du bist viel zu alt, um so naiv zu sein, obwohl ich sagen muss, dass du nicht älter

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