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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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sind, aber der Große hat mich nur hochnäsig angeschaut und ... na ja ...“ Die Mütze war inzwischen schon so zerknüllt, dass Tristan sich fragte, ob sie je wieder getragen werden würde. „Ich sag es nicht gern“, platzte Stevens schließlich heraus, „aber vielleicht sollten Sie den Großen doch empfangen.“ „Nein.“
    Stevens wirkte nicht überzeugt. „Aber ...“
    „Ich kenne die Leute. Sie arbeiten für den Earl of Rochester, stimmt’s?“
    „Ja, schon. Gewissermaßen. Aber ...“
    „Ich will nichts mit ihnen zu tun haben. “
    „Aber ..."
    „Das ist ein Befehl, Stevens. Haben Sie mich verstanden?“ „Aye, Sir.“ Der Erste Offizier seufzte schwer. „Ich hab denen ja schon gesagt, dass Sie sie nicht empfangen würden.“ „Dann sagen Sie es ihnen eben noch einmal.“
    „Aye, aye, Käpt’n.“ Kopfschüttelnd ging Stevens hinaus. Tristan hatte zwei Minuten Ruhe, ehe es erneut an die Tür klopfte. Die Tür ging auf, doch statt Stevens trat ein Fremder ein.
    Er war groß und dünn, hatte ein edel geformtes Gesicht, blaue Augen und dunkles, mit weißen Strähnen durchzogenes Haar. Außerdem hielt er sich wie ein Herzog. Er musterte Tristan von Kopf bis Fuß.
    Tristan blickte finster und blieb sitzen. „Wer, zum Teufel, sind Sie?“
    Ein zweiter Mann linste um den ersten herum. Dieser war klein, dick und zerknittert und umklammerte seine Tasche, als befürchtete er, man könnte sie ihm jeden Augenblick entreißen.
    Der dünne Mann verneigte sich. „Mylord, gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Ich bin Reeves. Der Butler von ...“ „Sparen Sie sich die Mühe. Ich will nichts mit Rochester zu tun haben. Für mich ist der Earl gestorben.“
    Der Dicke räusperte sich. „Entschuldigung, aber ... Mylord, ich bin Mr. Dunstead, der Anwalt, und ...“
    „Ich bin kein Lord.“
    „Ah“, unterbrach der Mann namens Reeves, „doch, das sind Sie. Ich bin der Butler des kürzlich verstorbenen Earl of Rochester. Mylord, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Vater tot ist.“
    Tristans Herz erstarrte. Der Earl. Tot. Für alle Zeiten unerreichbar.
    Er starrte auf das Glas in seiner Hand, bemerkte kühl, wie das Feuer durch das schwere Bleikristall funkelte. Ihm war immer bewusst gewesen, dass dieser Tag einmal kommen musste, hatte sich immer vorgestellt, mit welcher Erleichterung er auf die Nachricht reagieren würde. Er hatte sich eingeredet, dass er sich darauf freuen würde, dass er dann endlich den Frieden finden könnte, der ihm bisher immer verwehrt geblieben war, das Leben, das ihm geraubt worden war. Vielleicht sogar den verlorenen Bruder.
    Bei dem Gedanken an Christian umklammerte er das Glas so fest, dass er sich zwingen musste, den Griff zu lockern. Nicht daran denken.
    Stattdessen wollte er über den Verlust des Mannes nachdenken, den er nie gekannt hatte. Der Mann, der ihn verlassen hatte, ohne dass er noch etwas tun konnte. Tief in ihm regte sich ein unbestimmtes Gefühl. Es dauerte einen Augenblick, bis er es einordnen konnte - es war Trauer. Eine tiefe, nicht zu unterdrückende Traurigkeit. Nicht wegen des Mannes selbst natürlich, schließlich hatte Tristan ihn kaum gekannt. Aber ein Gefühl des Verlusts, der Trauer um etwas, was er nie gekannt hatte und nun nie mehr kennenlernen würde. Ihm war, als stände ein Teil von ihm noch immer in jener Gastwirtschaft und wartete auf den Vater. Auf ein Zeichen, dass er ihn liebte.
    „Mylord?“ Die Worte wurden leise geäußert, voller Respekt. „Es tut uns sehr leid.“
    Tristan sah auf und entdeckte, dass ihn die beiden Männer fast mitleidig betrachteten. Krachend stellte er das Glas auf dem Tisch ab. „Sehen Sie mich nicht so an! Warum sind Sie hergekommen? Um mir eine derart wertlose Nachricht zu übermitteln? Den Titel kann ich nicht erben. Der Dreckskerl hat mich nicht mal als seinen Sohn anerkannt. Wie sollte ich da den Titel erben können?“
    Der kleine Dicke blinzelte hinter seinen Brillengläsern. „Weil ... ach je. Das Ganze ist ziemlich komplex. Ihr Vater ... “
    „Bezeichnen Sie diesen arroganten Widerling nicht als meinen Vater! Das war er nicht und wird es auch niemals sein.“
    Reeves räusperte sich. „Mylord, ich kann verstehen, dass Sie sich aufregen. Aber Sie sollten wissen, dass ich bis zum Ende an der Seite Seiner Lordschaft weilte. Er wollte unbedingt, dass Sie seine Nachfolge antreten.“
    „Warum? Weil er keine anderen Söhne hatte?“
    Reeves’ Gesicht verzog sich schmerzlich. „Das spielt keine Rolle.

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