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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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„Stellen Sie sich den Captain einfach als eine etwas zu groß geratene, linkische Debütantin vor. “
    Trotz ihrer Vorbehalte musste Prudence lachen. „Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen würde, wenn sich jemand solche Vorstellungen von ihm macht.“
    „Nein, Madam. Deswegen verraten wir es ihm auch nicht.“ Sie betrachtete den Butler einen Augenblick. „Sie glauben, dass es manchmal notwendig ist, Geheimnisse zu haben?“ „Allerdings, Madam. Sie nicht?“
    „Manchmal schon. Aber nicht beim Captain. Wenn ich ihn mir als eine zu groß geratene Debütantin vorstelle, sage ich ihm das auch. Ich persönlich glaube ja, dass seine Arroganz für eine ganze Reihe von Problemen in seinem Leben verantwortlich ist. “
    „In der Tat, Madam. Allerdings ist sie auch mitverantwortlich, dass er immer noch am Leben ist. Sein Leben war nicht so einfach, wie er Sie glauben machen will.“
    Das stachelte Prudences Neugier an. Der Captain hinkte, aber ansonsten wirkte er immer so stark, fähig und selbstsicher.
    Reeves fügte hinzu: „Es ist durchaus möglich, dass ihm diese Arroganz den Übergang zum Earl erleichtert. Mitglieder des Adels sind nicht gerade berühmt für ihre Demut.“ Darüber lächelte sie. „Mr. Reeves, haben Sie die Erfahrung gemacht, dass alle Earls so arrogant sind?“
    „Alle samt und sonders.“
    „Ist das angeboren?“
    „Angeborene Arroganz und die feste Überzeugung, dass Gott sie auserwählt hat. Wovon allerdings nur sie und der Schöpfer etwas wissen.“
    Prudence blickte auf ihre Hände. „Ich weiß nicht. Ich ...“
    „Er braucht Ihre Hilfe, Madam. Wenn ich mich nicht sehr täusche, sind seine Männer das Einzige, was ihm am Herzen liegt. Doch es sind so viele, und er kann die Kosten kaum noch tragen.“
    Ihre Mutter seufzte. „Das ist wahr. Der Doktor hat mir kürzlich erst erzählt, dass ein paar dieser armen Männer verwundet wurden und man sie nicht richtig versorgt hat. Er ist mindestens einmal die Woche dort und sagt, er sollte öfter gehen, will aber die Geldbörse des Captains nicht zu sehr belasten. “
    „Das ist wirklich zu freundlich von ihm“, meinte Prudence trocken. Sie sah zum Butler. „Sie glauben, der Captain will das Geld für seine Männer verwenden?“
    „Dessen bin ich mir sicher.“
    Sie presste die Finger aneinander und überlegte. Sie würde ordentlich verdienen, was für ihre Mutter eine rechte Beruhigung wäre. Sie würde den armen Matrosen helfen, die beim Captain lebten. Beziehungsweise dem Earl. Sie würde sich seinen Titel einprägen müssen.
    Vielleicht das Beste an der Sache war, dass sie Gelegenheit erhielte, den Earl ein wenig zurechtzubiegen, ihm die Grundlagen guten Benehmens beizubringen und mit anzusehen, wie er unter ihrer Leitung blühte und gedieh.
    Einen Augenblick sah sie den Earl vor sich, wie er ihr auf Knien dafür dankte, dass sie ihm von seinem Irrweg abgebracht hatte.
    Es war natürlich reines Wunschdenken, aber trotzdem ... die Vorstellung war sehr verführerisch.
    Sie nickte einmal. „Ich werde es machen.“
    Reeves lächelte. „Danke, Madam!“
    „Sagen Sie ihm, dass ich morgen Mittag komme. Wenn die Treuhänder uns nur einen einzigen Monat Zeit lassen, müssen wir uns ranhalten! “

9. KAPITEL
    Um Weinflecken aus Samt zu entfernen, weiche man das Kleidungsstück in kaltem Wasser ein, dem man einen Schuss Essig beigegeben hat. Es steht nicht zu befürchten, dass der scharfe Essig dem Samt schadet. Obwohl er sich so weich anfühlt, ist Samt widerstandsfähiger, als viele glauben.
    Leitfaden für den vollkommenen Butler und Kammerherrn von Richard Robert Reeves
    Am nächsten Vormittag ging Prudence langsam zum Cottage des Captains. Nach einer unruhigen Nacht voll unbehaglicher Träume und rastloser Gefühle, die einfach nicht vergehen wollten, obwohl sie in ihren Abendtee einen Teelöffel Laudanum gerührt hatte, war Prudence mit schweren Lidern und in reizbarer Stimmung aufgewacht.
    Sie hatte mit Mrs. Fieldings halbherzig ein paar Redensarten ausgetauscht, ihr zweitbestes Tageskleid aus rosa Musselin angelegt und sich dann zu ihrer Mutter zum Frühstück gesellt. Während Prudence vor dem kommenden Tag graute, zeigte sich ihre Mutter enervierend fröhlich. Sie plauderte so lange darüber, wie aufregend es doch sei, einen echten Earl kennenzulernen, bis Prudence es nicht länger ertrug. Abrupt beendete sie ihr Frühstück und verabschiedete sich. In ihren blauen Wollmantel gehüllt, machte sie sich auf den Weg zum

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