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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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sich in die Höhle des Earls gewagt hatte, und sie daraus die nötige Kraft schöpfen könnte, dem Mann zu widerstehen. Das Einzige, worauf sie noch zählen konnte, war ihr Stolz. Und sie beabsichtigte, mit beiden Händen daran festzuhalten, egal, welch wilde Wellen oder Stürme der Leidenschaften er in ihre Richtung ausschickte.
    „Sagen Sie mir die Wahrheit, meine liebreizende Prudence ..."
    Sie hüstelte.
    „Darf ich ,liebreizend“ denn nicht sagen?“
    „Nein, und meinen Vornamen dürfen Sie auch nicht benutzen. “
    „Nicht einmal hier, in meiner eigenen Bibliothek?“
    „Sie wären klug beraten, wenn Sie immer und überall gutes Benehmen praktizierten. “
    „Prudence ...“, begann er und ignorierte ihr Hüsteln, „glauben Sie wirklich, dass Sie einen raubeinigen Kapitän innerhalb von vier kurzen Wochen in einen Gentleman verwandeln können?“
    „Warum denn nicht?“, fragte sie mit einem leisen Lächeln. „Ich bin nur froh, dass die Aufgabe nicht umgekehrt ist.“ Das amüsierte ihn. „Vielleicht könnte man das Segeln in so kurzer Zeit lernen. Nicht gut natürlich. Aber es wäre wohl möglich. “
    „Ein Kapitän muss seine Männer allerdings auch anführen. Er muss kommandieren können. Und die See verstehen. Dazu bräuchte man weitaus mehr Übung. “
    Leise lachend erhob er sich, nahm seinen Stock und ging zum Schreibtisch hinüber. Sie versuchte nicht hinzusehen. Aber es gelang ihr nicht. Er trug glatte, beinah hautenge Kniehosen, und unter seinem weißen Hemd zeichnete sich die breite Brust deutlich ab. Seine Kleidung saß so gut, dass sich die Fantasie nicht mit Spekulationen aufzuhalten brauchte, sondern anderweitig betätigen konnte. Die ihre lief bei diesem Anblick völlig aus dem Ruder.
    Er stellte sich neben sie und lehnte sich mit der Seite gegen den Schreibtisch. Nun konnte er ihr über die Schulter sehen und mitlesen. Seine Hüfte streifte sie am Arm.
    Wenn sie sich ein wenig nach rechts beugte ... Sie blickte in diese Richtung und sah sich fast auf Augenhöhe einem muskulösen Oberschenkel gegenüber. Bei der Vorstellung, sie könnte ihn dort berühren, fuhr ihr ein Hitzestrahl durch den Körper, der so intensiv war, dass es ihr den Atem raubte.
    Ihr Magen zog sich zusammen, und ihr wurde heiß. Mit zitternden Fingern strich sie das Papier glatt und versuchte sich zu konzentrieren. „Zuerst müssen wir feststellen, was Sie bereits wissen. Und was Sie nicht wissen.“
    „Worüber? Über das Idealbild eines Gentleman?“
    „Über Benimmregeln im Allgemeinen. Gentlemen haben die Kunst der Höflichkeit vervollkommnet, doch alle Menschen orientieren sich an irgendwelchen Benimmregeln. Wahrscheinlich wissen Sie weitaus mehr, als Ihnen bewusst ist.“
    Seine Lippen kräuselten sich, nicht ganz zu einem Lächeln, aber beinah. „Ach, über Benimmregeln weiß ich eine ganze Menge, meine Liebste.“
    Meine Liebste. Sie hüstelte in die Finger und warf ihm einen warnenden Blick zu, der ihr aber nur ein selbstzufriedenes Lächeln eintrug. Rasch blickte sie wieder auf ihr Blatt Papier und fasste den Gänsekiel fester. „Welche Benimmregeln kennen Sie denn?“
    Er beugte sich vor, und ihr wurde plötzlich bewusst, dass nicht nur er in ihrer Reichweite war, sondern sie umgekehrt auch in seiner.
    Der Earl legte die Hände flach auf den Tisch, ragte aber immer noch hoch über ihr auf. „Meine liebste Prudence Sie hustete noch einmal und maß ihn mit strengem Blick. Er grinste. „Meine liebste ...“
    Sie hustete lauter.
    „Prudence ...“
    Mittlerweile klang es fast, als hustete sie sich die Lunge aus dem Leib.
    Der Earl lachte und warf eine Hand in die Luft. „Bitte tun Sie sich meinetwegen nicht weh!“
    Prudence schrieb: Richtige Anredeform. „Wissen Sie, wie man einen Earl begrüßt?“
    „Wenn es sich dabei um meinen Vater handelte, würde ich ..."
    „Nicht!“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich werde Ihre empfindsamen Ohren nicht beleidigen.“
    Sie schrieb: Adelstitel. „Wie steht es mit Tischgesprächen?“
    „Hier? Jetzt?“
    „Welche Themen fänden Sie denn passend, wenn Sie mit Ihren Treuhändern zu Abend äßen?“ Als der Earl nur eine Augenbraue hob, fragte sie: „Worüber reden Sie und Ihre Männer denn bei den Mahlzeiten?“
    „Ach, über vielerlei. Die Flut und Fische, die wir gesichtet haben. Letzte Woche hat Little Petey uns von seiner ersten Frau berichtet und dass sie Babys warf wie eine Hündin ihre Welpen ... “
    Tischgespräche.
    Er runzelte die Stirn,

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