Korsar und Kavalier
köstliche Nachbarin, habe ich nicht gelernt.“
„Wenn Sie Ihren Männern unbedingt helfen wollen, wird Ihnen schon ein Weg einfallen. Ohne das Geld Ihres Vaters anzunehmen.“
Er senkte die Augen. „Vielleicht.“
Prudence unterdrückte einen Seufzer. Offensichtlich wollte er sich keinen Trost spenden lassen. „Na dann, Captain -oder Lord Rochester, sollte ich wohl sagen beginnen wir mit den Grundlagen guten Benehmens.“
„Tun Sie Ihr Schlimmstes, meine Liebe.“ Er lümmelte auf dem Sessel, einen Arm über die Lehne geschlungen.
Prudence ignorierte es. „Captain ... ich meine, Lord Rochester ..."
„Tristan.“
„Lord Rochester“, fuhr sie fort. „Von jetzt an müssen Sie auf Ihre Sprache achten, damit Ihnen keine Kraftausdrücke entschlüpfen ..."
Seine Augen funkelten humorvoll. „Was für Kraftausdrücke denn?“
„Ich werde sie bestimmt nicht aufzählen, falls Sie es darauf angelegt haben. Stattdessen werde ich jedes Mal husten, wenn Sie einen Kraftausdruck verwenden.“ Sie legte die Hand vor den Mund und hüstelte dezent hinein. „Dann wissen Sie, dass Sie gerade einen unpassenden Ausdruck verwenden.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Dies und die lässig ausgestreckten Beine ließen ihn gefährlich und viel zu männlich aussehen. „Sonst noch was, meine schöne Lehrerin?“
„Wir werden auch an Ihrer Ausstrahlung arbeiten müssen. Hin und wieder wirken Sie ein wenig mürrisch.“
Er riss die Augen auf. „Ich?“
„Ja, Sie“, erwiderte sie, wobei sie nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken konnte.
Der Earl grinste. „Reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Sagen Sie nur, was Sie wirklich meinen.“
„Manchmal benehmen Sie sich wie ein schrecklicher Flegel.“
Er lachte, lang und laut. Prudence fand die Lachfältchen um seine Augen unglaublich liebenswert. „Da sehe ich kein Problem. Ich kenne jede Menge angebliche Gentlemen, die sich ebenfalls recht flegelhaft benehmen.“
„Ich auch. Aber keiner von ihnen musste sich vor einem Treuhänderausschuss rechtfertigen.“ Nachdenklich hielt sie inne. „Wissen Sie zufällig, wer diese Herren sind? Vielleicht kenne ich ja einen oder habe zumindest schon von ihm gehört, das könnte uns einen kleinen Vorteil verschaffen.“
Er stand auf, hinkte zum Schreibtisch und holte von dort ein paar Papiere. Er blätterte die eng beschriebenen Seiten durch, ehe er sich wieder im Sessel niederließ. „Hier haben wir es ja. ,In den Treuhandausschuss berufe ich Viscount Southland, den Duke of Eddington, Mr. Poole-Biddly und den Earl of Ware“.“
Prudence presste die Hand an die Stirn, als die Namen in ihren Gedanken widerhallten. Southland war außer sich gewesen über den Betrug, den Phillip in seinen Augen an ihm verübt hatte. Und Ware ... sie schloss die Augen.
Ware war derjenige gewesen, der behauptet hatte, sie habe mit Phillip gemeinsame Sache gemacht. Dass sie ihre „Reize“ eingesetzt habe, um neue Investoren für eine zum Scheitern verurteilte Unternehmung zu finden. Ihre letzte Unterredung war einfach furchtbar gewesen: Viel hätte nicht gefehlt, und er hätte sie als gemeine Dime beschimpft. Es war einer der demütigendsten und schrecklichsten Augenblicke ihres Lebens gewesen.
„Prudence?“
Die Stimme des Earls riss sie aus ihren Gedanken. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Tut mir leid. Ich habe nur nachgedacht. Ich kenne ein paar dieser Männer. Sie sind gesellschaftlich wichtig und ziemlich hochnäsig.“ „Dann werde ich eben genauso hochnäsig sein.“
Wenn es nur so einfach wäre. Die Erinnerung an ihre Demütigung stieg in ihr auf, und sie erhob sich hastig. „Wir sollten einen genauen Plan machen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“
Sie ging an ihm vorbei zu seinem Schreibtisch. Dort setzte sie sich, zog ein Blatt Papier heraus und entkorkte das Tintenfass.
Er drehte sich um, sodass er ihr wieder gegenübersaß. „Ich habe das dumpfe Gefühl, dass mir das nicht gefallen wird.“
Sie wählte einen Gänsekiel und begutachtete ihn. Zufrieden stellte sie fest, dass er scharf genug zugeschnitten war, um ohne Kleckse zu schreiben, und tauchte ihn in die Tinte. „Ich mache uns einen Plan. Dadurch stellen wir sicher, keine Zeit zu verschwenden.“
Keine Liste, so gut ausgedacht oder ausgeführt sie auch war, würde die Anziehungskraft verringern, die dieser Mann auf sie ausübte. Doch sie hegte die vage Hoffnung, dass ein derartiger Plan ihr stets vor Augen halten würde, warum sie
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