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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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als er das Wort las. Anscheinend war ihm das Lachen vergangen. „Ich weiß, wie man Tischgespräche führt.“
    „Nicht wenn Sie über Welpen werfende Hündinnen reden.“ Sie strich sich mit der Feder übers Kinn. „Wir haben keinen Grund, uns wegen des Tanzens Sorgen zu machen. Aber wie steht es damit, eine Dame in einen Raum zu geleiten? Oder ihr in die Kutsche zu helfen? Wie machen Sie das?“
    Der Earl blickte auf sie herunter. Er stellte den Stock ab, beugte sich vor, nahm sie in die Arme und hob sie einfach hoch.
    „Was machen Sie denn da?“, rief sie und baumelte mit den Beinen. Sie hatte den Gänsekiel noch in der Hand, das Papier allerdings hatte sie auf dem Tisch liegen lassen. Durch das Hemd hindurch konnte sie seine Körperwärme spüren. „Lassen Sie mich runter! “
    „Ich trage Sie auf Händen. Handelt so nicht der wahre Gentleman?“
    „Nein! Und jetzt lassen Sie mich runter!“
    Er setzte sie auf ihrem Stuhl ab und lächelte sie dabei an.
    „Ach je, ach je, ach je!“ Umgangsformen. Hoffentlich bemerkte er nicht, dass ihre Hand beim Schreiben zitterte.
    Er legte ihr den Handrücken an die Wange und wärmte sie. Bei der einfachen Berührung überlief sie ein wohliger Schauder. Prudence schloss die Augen und lehnte sich gegen die große, warme Hand. Die Luft um sie schien förmlich zu vibrieren.
    „Prudence.“
    Seine Stimme klang heiser. Prudence blickte Tristan an, seinen Mund. Er hatte herrliche Lippen, fest und männlich. Hitze wallte in ihr auf, und gleichzeitig erschauerte sie am ganzen Körper.
    Tristan erkannte jede Empfindung und jeden Gedanken, der sich in ihrem ausdrucksstarken Gesicht malte. Er sah, wie das Begehren in ihren großen braunen Augen wuchs, konnte die steigende Leidenschaft erkennen, unter der ihre Lippen weich und bereit wurden. Gott, war sie schön, seine feurige Nachbarin.
    Auch ihm wurde immer heißer, und er ertappte sich dabei, wie er sich zu ihr hinunterbeugte, zu ihrem Mund, wie eine Kompassnadel, die sich nach Norden richtete.
    Tristan wusste, dass er diesen Wahnsinn beenden musste. Prudence gehörte nicht zu den Frauen, die sich für leere Tändeleien hergaben. Er wusste es, wusste auch, wie gefährlich es wäre, seinen stürmischen Kurs weiterzuverfolgen. Doch all die ursprünglichen Gefühle, die er seit seiner Verwundung tief in sich verschlossen hatte, drängten ihn nun vorwärts. Prudence war für ihn unbekanntes Fahrwasser, ein unwägbares Abenteuer. Und seine abenteuerhungrige Seele sehnte sich danach, sie zu berühren, seinen Durst nach Aufregung an ihren verheißungsvollen Gestaden zu löschen. Doch mehr noch, die Frau vor ihm hatte etwas Schamloses an sich, etwas Ungezähmtes und Freies, das direkt zu seiner eigenen rastlosen Seele sprach.
    Ihren Lippen entschlüpfte ein leises Seufzen, und mit halb geschlossenen Augen hob sie ihr Gesicht zu ihm empor. Er ließ eine Hand in ihr Haar gleiten und bedeckte ihre Lippen mit den seinen ...
    „Da sind Sie ja, Mylord. “ Reeves’ Stimme zerriss die Stille wie eine Windbö ein zu straff gespanntes Segel.
    Prudence fuhr herum. Tristan richtete sich auf, kurz davor, den Butler aus dem Raum zu schicken, doch ein Blick in Prudences gerötetes Gesicht ließ ihn davon absehen. Vielleicht war es ja ganz gut, dass Reeves den Raum in diesem Augenblick betreten hatte. Um ihr Zeit zu geben, die Fassung wiederzuerlangen, trat er einen Schritt zur Seite, damit der Butler sie nicht mehr im Blickfeld hatte. „Reeves. Wünschen Sie etwas?“
    Es war schwer zu beurteilen, was der Butler gesehen hatte, denn seine Miene war vollkommen ausdruckslos. „Mylord, möchten Sie und die junge Dame den Lunch hier in der Bibliothek einnehmen?“
    Es raschelte, als Prudence vom Schreibtisch aufstand, Gänsekiel und Papier in der Hand. „Danke, Mr. Reeves, aber ich muss nach Hause. Mir ... mir ist gerade etwas eingefallen, um das ich mich umgehend kümmern muss. Ich werde einen Stundenplan ausarbeiten, und dann können der Earl und ich morgen früh in aller Frische beginnen.“ „Sehr wohl, Madam.“
    Prudence wedelte mit dem Papier herum. Zu Tristans Belustigung klang sie immer noch ein bisschen atemlos, und sie sprach so schnell, dass man sie kaum verstehen konnte. „Ich habe gerade eine Liste mit den Fähigkeiten des Earls aufgestellt. Da kommt einiges auf uns zu.“
    Reeves hob die Brauen. „Fähigkeiten, Madam?“
    Grinsend verschränkte Tristan die Arme vor der Brust. „Genau, Reeves, Fähigkeiten. Mrs. Thistlewaite

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