Korsar und Kavalier
dachte, dass ich vielleicht schon ein paar Dinge wissen könnte, die sich beim Treffen mit den Treuhändern als wertvoll erweisen würden, doch nachdem sie mich befragt hatte, wurde sie anderen Sinnes.“
„Unsinn“, erklärte Prudence. „Obwohl Sie wirklich an Ihrem Benehmen im Allgemeinen arbeiten müssen. Vielleicht sollten wir morgen mit etwas Einfachem beginnen. Zum Beispiel mit Frühstück.“
Tristan beugte sich vor, bis sein Gesicht dem ihren ganz nah war. „Mrs. Thistlewaite, ich bin kein Kind, das man daran erinnern muss, dass es sich den Mund abwischen soll.“
Ihr Blick senkte sich zu seinem Mund, und wie vorhin öffnete sie die Lippen. Diesmal jedoch fuhr sie sich auch noch mit der Zunge über die rosige Unterlippe.
Ihm wurde heiß. Verdammt, bei dieser Frau fühlte er sich genau wie damals, als er sein erstes Kommando übernommen hatte - unsicher und ... erregt.
Da sie sich dieser Wirkung auf ihn ganz und gar nicht bewusst war, sagte sie unbefangen zu Reeves: „Ich werde sein Wissen testen, wenn ich morgen komme. Ein paar mögliche Szenen mit ihm durchspielen.“
Der Butler verneigte sich. „Eine hervorragende Idee, Madam.“
„Mir gefällt das nicht“, erklärte Tristan, der das Gefühl hatte, dass ihm die Kontrolle über seine Welt entglitt. „Das ist doch alles albern. Zur Hölle mit den verdammten Treuhändern, jedem einzelnen von ihnen.“
„Madam“, meinte Reeves mit sanfter Stimme, „vielleicht sollten wir der Liste noch ein Schimpfwörtertraining hinzufügen.“
Sie wedelte mit der Liste. „Steht schon drauf.“
Tristan sah sie erbost an. „Auf diesem Gebiet brauche ich kein Training, vielen Dank. Mit meinen Schimpfwörtern kenne ich mich aus.“
Sie reckte die Nase in die Luft. „Zu gut, würde ich sagen.“ Reeves nickte. „Vielleicht finden wir einen annehmbaren Ersatz, den Sie anstelle des Schimpfwortes verwenden könnten?“
„Zum Beispiel?“, erkundigte er sich.
„Zum Beispiel,Meine Güte oder ,Bei Zeus!“, schlug Prudence vor. „Ich glaube, beides wäre ganz annehmbar.“ „Nicht für mich.“
Der Butler hob die Brauen. „Vielleicht etwas Farbigeres, zum Beispiel,Grüne Krawatten!“ oder ,Gesegnete Löffel!“ Prudences entzücktes Gelächter war der einzige Grund, warum Tristan im Raum blieb. „Das“, erklärte er streng, „ist das Dümmste, was ich je gehört habe.“
Sie schenkte ihm ein Lächeln, bei dem ihm schwindelte. „Es liegt bei Ihnen - das Vermögen oder Ihre schlimmen Wörter. Suchen Sie es sich aus.“
„Ich weigere mich, jedes einzelne meiner Laster aufzugeben, weil ein Haufen spitzengeschmückter Dummköpfe das von mir verlangt.“
„Nein, gewiss nicht, Mylord“, sagte Reeves beruhigend. „Wenn Sie sämtliche Laster aufgäben, wäre von Ihnen ja nichts mehr übrig.“
Prudence versuchte das Lachen zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. „Sie sollten mal Ihr Gesicht sehen! “ Tristan musterte sie nur erbost.
„Lord Rochester“, sagte Reeves, „dürfte ich darauf hin-weisen, dass jede Veränderung rein temporärer Natur wäre? Wenn Ihnen das Vermögen erst einmal zugesprochen wurde, können Sie zu dem Benehmen zurückkehren, das Ihnen zusagt.“
„Denken Sie nur“, ergänzte Prudence freundlich, „Sie können so ungehobelt sein, wie Sie wollen, wenn Sie erst einmal reich sind. Die Leute werden Sie höchstens für exzentrisch halten.“
Reeves nickte. „Madam, während Sie an der Liste arbeiten, werde ich mich um die Kleidung kümmern.“
Tristan sah an sich herunter. „Was ist falsch an meinen Sachen?“
„Nichts“, erwiderte Prudence, die immer noch schrieb, „solange Sie sie nur in Ihrem Arbeitszimmer tragen, wenn niemand da ist.“
Sie legte den Gänsekiel weg und las sich die Liste noch einmal durch. Dann sah sie Reeves an. „Benehmen bei Tisch?“
„Seine Tischmanieren sind überraschend gut.“ „Überraschend?“, knurrte Tristan. „Es passt mir nicht, wenn man über mich spricht, als wäre ich ein Kind. “ Prudence faltete die Liste zusammen und ging zur Tür. „Mylord, Mr. Reeves und ich sprechen von Ihnen nicht, als wären Sie noch ein Kind. Wir betrachten Sie als Projekt.“ Sie blieb neben Reeves stehen und sah noch einmal vielsagend zurück zu Tristan. „Genau das sind Sie: unser Projekt.“
Das gefiel Tristan überhaupt nicht. Doch in Reeves'Anwesenheit konnte er kaum protestieren. Stattdessen verbeugte er sich spöttisch vor ihr und sagte großartig: „Möglicherweise habe ich
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