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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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reizenden Rosaton angenommen hatten. „Also schön, wo wollen wir beginnen?“
    „Ich werde mich nach Kräften bemühen, Sie nicht in Verlegenheit zu bringen, und Sie werden sich nach Kräften bemühen, mich zu korrigieren, ohne dass ich mich wegen meines verletzten Stolzes in die Brust werfen müsste.“
    In ihren Augen blitzte der Schalk auf. „Dazu neigen Sie allerdings.“
    „Das hat Reeves mir auch schon mühsam auseinandergesetzt. Es ist wirklich ärgerlich, wie er es fertigbringt, eine derartig offensichtliche Beleidigung so in Worte zu kleiden, dass man ihm zustimmt, als hätte er einem gerade das größte Kompliment gemacht.“
    „Finden Sie, dass es einer Beleidigung gleichkommt, wenn man jemanden korrigiert?“
    „Nur wenn es mir passiert“, entgegnete er trocken und wurde für diese selbstironische Bemerkung prompt mit perlendem Gelächter belohnt.
    Er grinste. Auf einmal fühlte er sich unglaublich wohl und entspannt. „Wollen wir wieder ein wenig über das Wetter reden, Mrs. Thistlewaite? Mir sind nicht weniger als drei vollkommen einwandfreie Bemerkungen dazu eingefallen.“
    Ihr Lächeln blendete ihn förmlich. „Mylord, das wäre entzückend.“

12. KAPITEL
    Viele Mitglieder des ton glauben, dass ein lobendes Wort für einen Dienstboten der größte und schönste Lohn sei, den jener in unserem ehrwürdigen Metier erhalten kann. Das ist eine überaus edle Vorstellung, doch leider völlig verfehlt. Ob Diener oder Dienstherr, Heiliger oder Bittsteller: Nichts ist motivierender als der Anblick einer frisch geprägten Goldmünze.
    Leitfaden für den vollkommenen Butler und Kammerherrn von Richard Robert Reeves
    Etwa zehn Meilen ostwärts, an einem besonders felsigen Küstenabschnitt, lag das „New Inn“. Es handelte sich um ein festes Steingebäude, das auf einem schmalen Felsenband am Meer thronte und dessen Fensterscheiben so dick waren, dass man kaum hindurchsehen konnte.
    Bei jeder Flut waren der Gasthof und die dazugehörigen Stallungen zwei Stunden vom Festland abgeschnitten. Das und die Reize der beiden drallen Schankmädchen sorgten dafür, dass die Taverne bei den Männern im Dorf unglaublich beliebt war. Vorausgesetzt, ihre zankenden, zürnenden Gattinnen kamen nicht vor der Flut an, um sie nach Hause zu schleppen, bot ihnen das Gasthaus die perfekte Ausrede, ein paar Stunden länger zu bleiben.
    Als die Flut an diesem Abend weit genug gesunken war, um den Wall passierbar zu machen, kam ein einsamer Reiter in den Hof des „New Inn“ gesprengt. Lukie, der Stallbursche, wusste gleich, dass das kein gewöhnlicher Knabe war, das merkte er nicht nur am edlen Reittier, sondern auch an dem glänzenden Shilling, der ihm in die Hand gedrückt wurde. Normalerweise kriegte er nur Kupfermünzen, außer wenn Gentleman Jack da war.
    Dann strömte der Reichtum nur so, nicht nur für Lukie, sondern auch für seine Schwester, eines der Schankmädchen, und seine Tante, die Fleischpasteten und dicke Eintöpfe für die Gäste kochte. Eine derartige Großzügigkeit konnten sich in Lukies Welt nur Straßenräuber leisten. Wenn es diese Welt erlaubte, wollte Lukie eines Tages selbst in dieses Gewerbe einsteigen.
    Er warf dem Herrn einen verstohlenen Blick zu. Merkwürdigerweise sah der gar nicht aus wie ein Straßenräuber, dazu war er viel zu nüchtern gekleidet. Lukie fragte sich, ob der Mann vielleicht ein Dienstbote oder ein Pfarrer war. Eines von beidem musste wohl zutreffen.
    Grinsend steckte Lukie den Shilling ein und führte das Pferd zur Tränke.
    Der Herr streifte die Handschuhe ab und steckte sie weg. „Verzeihung, aber ich suche nach einem gewissen Gentleman.“
    Beinah wäre Lukie das Lächeln entglitten. „Ach? Wen suchen Sie denn?“
    „Einen Mann. Er ist ziemlich groß, über sechs Fuß, schlank, aber muskulös, schwarze Haare und Augen von einem sehr ungewöhnlichen Grünton.“ Die blauen Augen des Herrn musterten Lukie durchdringend. „Kennst du ihn?“
    Lukie klopfte das Herz bis zum Hals. Verstohlen blickte er zur Tür des Gasthauses und wieder zurück. „Nein, Meister. Von so einem Mann, den Sie beschreiben, hab ich noch nie gehört.“
    „Hmm. “ Ein leises Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes, als auch er zur Tür blickte. „Verstehe. Trotzdem vielen Dank.“ Damit wandte er sich um und ging zum Gasthof. Vor der Tür blieb er stehen und griff kurz in seinen Rock.
    Im Licht der Laterne, die über der Tür hing, konnte Lukie gerade noch die Pistole ausmachen, die im

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