Korsar und Kavalier
aus.“
„Zur Hölle mit ihnen.“
„Selbst heute kann ich es nicht ertragen, einen von ihnen zu sehen.“ Sie senkte den Blick. „Sie haben behauptet, er hätte das Gesetz gebrochen, aber das stimmte nicht. Er hatte einfach nur Pech. Unser eigenes Vermögen war ebenfalls dahin. Es wurden Untersuchungen angestellt, die sich ein Jahr lang hinzogen. Am Ende war Phillip von jedem Verdacht befreit, doch die ganze Geschichte hatte ihn furchtbar belastet, vor allem als dann auch noch ich zur Zielscheibe wurde.“
Tristan sah, dass ihr Rücken kerzengerade war. Er nahm ihre Hand, führte sie an die Lippen und küsste jeden Finger einzeln. „Manche Leute sind wirklich völlig verblödet. Lassen Sie sich von derartigem Abschaum nicht beeinflussen.“ In ihren dunkelbraunen Augen schimmerte ein dankbarer Ausdruck. „Ich versuche es, aber manchmal fällt es mir schwer. “
Tristan krampfte die Hand um den Stock, sorgfältig darauf bedacht, dass sie es nicht sah. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, es mir zu erzählen - was haben die Leute denn über Sie gesagt?“
Ihre Wangen röteten sich. „Hässliche Sachen. Dass ich die Männer verführt hätte, damit sie in Phillips Projekte investieren. Dass ich Sie sah ihn flüchtig an und schüttelte dann den Kopf. „Es ist nicht wert, wiederholt zu werden. Wir waren vollkommen ruiniert, finanziell und gesellschaftlich. Wir haben unser Haus verloren, unsere Pferde, einfach alles, und unsere neuen ,Freunde“ ließen uns alle fallen. Ich glaube, das hat mich am meisten verletzt.“
„Prudence, es tut mir leid.“ Er wusste, was es bedeutete, verlassen zu werden. Allein. Ohne alles. „Ich wollte, ich könnte es ungeschehen machen.“
Mehr sagte er nicht. Doch es war genug. Sie sah ihn an. Ihre braunen Augen waren voller Gefühl. Er sah den Schmerz, die Verletzungen. Und die Wärme, die sie bei seinen Worten empfand.
Sie berührte seine Wange. „Danke.“
Er nahm ihre Hand und drehte sie um, damit er ihr einen Kuss in die Handfläche drücken konnte. „Ich danke Ihnen“, sagte er einfach.
Mit roten Wangen lächelte sie ihn an und entzog ihm dann ihre Hand. „Der ton ist eine merkwürdige und grausame Welt, aber genau damit müssen wir uns jetzt befassen.“ Sie strich ihre Röcke glatt und versuchte sich zu sammeln. „Das hat Ihrer Sache nicht gerade weitergeholfen.“
„Nein? Mir ist gerade ein Kompliment zu Ihren Augen eingefallen, wie schön sie doch sind. Derartig galant gedrechselte Phrasen sind doch sicherlich etwas wert!“
„Ich bin hier, um Ihnen Benimmunterricht zu erteilen, nicht, um Ihnen die Hohe Schule des Flirtens beizubringen. Wir müssen da wirklich unterscheiden.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, und er erkannte, dass die Vertraulichkeiten damit vorerst beendet waren.
Er hatte nicht das geringste Interesse daran, weiter in die Geheimnisse korrekten Benehmens eingeweiht zu werden. Nein, er wollte mehr von ihr erfahren, wollte wissen, wer sie war und wie sie dazu geworden war. Doch wenn er jetzt Einwände erhob, war es gut möglich, dass sie aufstand und ging, und er wollte nicht riskieren, sie und ihre Gesellschaft zu verlieren, und sei es auch nur für einen Tag.
Um sich einen Spaß zu machen und sie in der Nähe zu behalten, setzte er sich aufs Sofa zurück und erklärte mit gespieltem Emst: „Ich werde mein Bestes tun, um zwischen Benimmunterricht und der, wie Sie es nannten, Hohen Schule des Flirtens zu unterscheiden, wenn Sie dafür versuchen, öfter zu lächeln. Das beruhigt das wilde Tier in mir.“
Sie lachte. Bei dem unbeschwerten Klang verspürte er ein wohliges Kribbeln. „Lord Rochester, nichts kann das wilde Tier in Ihnen beruhigen. Vielleicht ist das auch ganz gut so.“ Tristan sah sie an, bewunderte ihre anmutig geschwungene Wange. Sie war eine wunderschöne Frau. Nicht aufsehenerregend, sondern auf ruhige, elegante Art. „Ich glaube, ich weiß, was wir jetzt tun sollten. Lassen Sie uns mit den Rollenspielen aufhören. Wir sind einfach, wer wir sind. Sie sind Prudence Thistlewaite, eine liebreizende Witwe von offensichtlich vornehmer Geburt, und ich bin, was ich bin, ein unehelicher Earl, dem es leider schwer an gesellschaftlicher Kompetenz gebricht.“
Ihre Blicke trafen sich. Sie zögerte, dann lächelte sie. „Das wäre wunderbar. “
„Finde ich auch.“
Einen langen Augenblick saßen sie einfach da und sahen sich an. Spannung knisterte zwischen ihnen, wurde immer größer. Dann nickte Prudence, deren Wangen einen
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