Korsar und Kavalier
trockenen Lippen, ehe sie erwidern konnte: „Ja, ein Gentleman schon.“
Keiner von beiden bewegte sich. Der Augenblick zog sich immer länger hin, die Spannung stieg mit jedem Atemzug. Sie spürte, wie sich seine Brust hob und senkte, langsam, unaufhaltsam, und sie stellte fest, dass sie im selben Rhythmus atmete wie er. Ein Prickeln überlief sie, und ihre Brustknospen zogen sich erwartungsvoll zusammen. Wie sehr sie ihn doch begehrte. Sie fühlte sich wie von einer mächtigen Flut mitgerissen, die sie unerbittlich ins dunkle Auge des Strudels zog. Doch sie musste widerstehen. Unbedingt.
„Prudence ...“ Das Wort strich über ihr Haar. Seine Lippen streiften ihre Schläfe. „Prudence, wir sollten ...“
Sie küsste ihn. Mit einer einzigen Geste ließ sie dem brennenden Begehren, der schmerzlichen Sehnsucht, gegen die sie ankämpfen musste, seit sie ihm zum ersten Mal begegnet war, freien Lauf. Es war so lange her, dass sie sich der Leidenschaft ergeben hatte, so lange, seit sie sich erlaubt hatte, etwas zu empfinden, dass es sie jetzt zu überwältigen drohte.
Tristan reagierte sofort. Seine Lippen schlossen sich besitzergreifend über den ihren, und er presste sie an sich. Irgendwie - sie war sich nicht sicher, wie - gelang es ihm, sich gemeinsam mit ihr in den nächsten Sessel sinken zu lassen, ohne ein einziges Mal ins Stolpern zu geraten.
Prudence wollte ihn fragen, ob er sich wehgetan habe, vergaß jedoch die Frage, als seine Lippen ihr Ohr streiften. Sie spürte seinen heißen Atem und erschauerte.
Sie barg ihr Gesicht an seinem Hals und schloss ihn noch fester in die Arme. Seine Hände glitten von ihrer Taille hinab zu ihrer Hüfte und ihren Oberschenkeln. Durch den Stoff ihres Tageskleids hindurch konnte sie jede Berührung genau spüren. Die Luft war erfüllt von ihrem keuchenden Atem. Prudence stöhnte, als er ihren Rocksaum hochhob, ihren Unterschenkel umfasste und sie dann noch weiter auf seinen Schoß zog. Sie spürte seine Männlichkeit, hart und ungeduldig, sie schmeckte die Leidenschaft in seinen Küssen, die Dringlichkeit in seinen Berührungen.
Ihr Körper reagierte mit derselben Ungeduld, und ermutigt durch ihn und seine wandernden Hände, strich sie ihm über die Brust und zerrte an seinem Krawattentuch, um an nackte Haut zu kommen.
Er hob den Kopf und murmelte einen Fluch. „Verdammt, immer diese vielen Kleider!“
Einen Augenblick starrte Prudence ihn nur an, doch hoben sich ihre Mundwinkel zu einem zittrigen Lächeln. Er war so süß in diesem Augenblick, so zerzaust und aufgeregt, seine Augen dunkel vor Leidenschaft, seine Männlichkeit deutlich zu spüren. Später konnte Prudence nicht erklären, was in sie gefahren war. In derselben Nacht noch lag Prudence in ihrem eigenen Bett, starrte an die Decke und fragte sich, wie sie sich nur so liederlich hatte aufführen können.
Irgendwie jedenfalls richtete sie sich auf, wobei sie Tristans Blick nicht losließ, und löste die Schleife am Ausschnitt ihres Kleides.
Sie hielt inne, als die Schleife lose herunterhing. Jetzt war der entscheidende Augenblick gekommen, der letzte Moment, in dem sie es sich noch anders überlegen konnte. Doch tief im Innersten war sie überzeugt, dass sie das Richtige tat, dass es richtig war, jetzt bei Tristan zu liegen, dass sie jetzt in diesem Moment genau an diesen Fleck gehörte. Möglicherweise war ihnen nicht vorherbestimmt, dass sie ein Le-ben lang zusammenblieben - ihre Umstände und auch ihre verschiedenen Lebensentwürfe machten dies höchst unwahrscheinlich doch konnte sie nicht leugnen, dass sie in diesem Augenblick in seine Arme gehörte. Und das war alles, was im Moment zählte.
Sein Atem beschleunigte sich, und er öffnete die Lippen. Er konnte nicht wegsehen, sie wusste, dass sie ihn jetzt ganz in ihrem Bann hielt. Es war eine erregende Erfahrung. Und es war schon lange her, dass sie eine solche Reaktion in einem Mann hervorgerufen hatte, einen solchen Blick, und sie berauschte sich daran. Es steigerte ihr eigenes Begehren noch mehr.
Er sah zu, wie sie ihr Oberteil öffnete und sich über die Schultern zur Taille zog.
Tristan stöhnte, seine Brust hob und senkte sich erregt, und er schien nach Atem zu ringen. Er sah sie an, starrte auf das Tal zwischen ihren Brüsten, das sich durch das dünne Hemd deutlich abzeichnete.
Er glaubte nicht, dass er schon einmal etwas so Schönes gesehen hatte. Sie saß auf seinem Schoß, bis auf ein wenig Spitze und Seide stolz entblößt. Auch wenn das
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