Korsar und Kavalier
meine Männer nie zwangsrekrutiert.“
„Das ist gut!“
„Ach, machen Sie bloß keinen Heiligen aus mir. Mir ging es mehr um die Sicherheit. Ich hatte nicht das Bedürfnis, mit einem Messer im Rücken aufzuwachen. “
„Ich kann mir durchaus vorstellen, wie das passieren kann!“ Sie runzelte die Stirn. „Tristan, wenn Sie keine Männer in Ihre Dienste gepresst haben, wie konnten Sie Ihre Mannschaft dann aufrechterhalten?“
Sie hatte seinen Namen verwendet. Er konnte seinen Triumph darüber nur verbergen, indem er seinen schmerzenden Fuß bewegte, das wischte das Lächeln aus seinem Gesicht. „Das Leben auf See mag hart sein, aber auch sehr einträglich, wenn man einen guten Kapitän hat, so wie ich einer war.“ War. Das war schwer auszusprechen. Er schluckte und fuhr fort: „Ich bin überzeugt, dass nur ein schlechter Kapitän darauf angewiesen ist, Leute in seine Dienste zu pressen.“
„Wusste Ihr Vater eigentlich, dass Sie entführt worden waren?“
„Reeves sagte, mein Vater sei damals außer Landes gewesen. Ich glaube nicht, dass er wusste, was mir und meinem Bruder zugestoßen ist. “
„Bruder? Sie haben einen Bruder?“
„Einen Zwillingsbruder. Wir wurden damals auseinandergerissen.“ Tristan lächelte humorlos. „Jahrelang habe ich mir eingeredet, dass meinem Vater in Wirklichkeit doch etwas an uns lag und er die Verhaftung meiner Mutter und meine Entführung verhindert hätte, wenn er nur davon gewusst hätte. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr sicher. Er war sicher ganz froh, mich und meinen Bruder aus dem Weg zu haben. Jedenfalls hat er nie Anstrengungen unternommen, uns suchen zu lassen. Nicht bis vor Kurzem zumindest.“
Tristan sah auf den Tisch, das blitzende Silber und das zarte Porzellan. „Mein Bruder konnte entkommen. Ich habe nach ihm gesucht, konnte ihn aber nirgends finden. Heute Morgen hat Reeves mir gesagt, dass er Christian gefunden hat. Ich habe ihn so lange nicht mehr gesehen ... “ Tristan konnte den Satz nicht vollenden.
Schweigen senkte sich herab. Tristan dachte an Christian, fragte sich, wo er wohl war, was er mit seinem Leben angefangen hatte. Warum war er nicht sofort hergekommen, um ihn zu sehen? Welche „Angelegenheiten“ musste er unbedingt , regeln, ehe er ihn besuchen kam? War es möglich, dass ...
Eine kleine, warme Hand wurde auf die seine gelegt. Tristan wusste nicht, was er tun sollte. Es war eine schlichte Geste, eine, die jeden Tag Hunderte oder Tausende Male gemacht wurde. Doch er konnte sich nicht entsinnen, wann er so etwas hatte erfahren dürfen, dass jemand die Hand nach ihm ausgestreckt und dabei nichts als menschliche Freundlichkeit im Sinn hatte. Ihn nur berühren wollte, um ihn zu trösten.
Einen Augenblick starrte Tristan auf die zarte Hand hinab. Mit seinen Blicken folgte er der Linie zu dem schmalen Handgelenk und dem süß gerundeten Arm. Von da zu Prudences eleganten Schultern, dem anmutigen Hals und schließlich ihren sinnlichen samtbraunen Augen.
Er drehte seine Hand um und verschränkte seine Finger mit den ihren. Dabei durchzuckte ihn ein derartiger Hitzestrahl, dass er beinah laut aufgekeucht hätte. Mein Gott, , wie er diese Frau begehrte! Aber es war nicht nur Lust. Lust kannte er. Das hier war anders, es war Lust und ... Besitz. Er wollte sie nicht einfach nur kosten, er wollte mehr. Er wollte sie verschlingen, besitzen, sie nehmen und zur Seinen machen. Er wollte in ihren Armen dahinschmelzen, sie spüren und den Duft ihrer Haut einsaugen.
Sein Körper spannte sich an vor Begehren, und er kämpfte mit aller Macht dagegen an.
Teilnahmsvoll drückte sie seine Hand. „Es tut mir so leid wegen Ihres Bruders. Ich bin sicher, Sie werden ihn wiederfinden.“ Sie entzog ihm ihre Hand. „Ich habe das Gefühl, als hätte ich Ihnen schrecklich viele Fragen gestellt - ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“ Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf. „Nun, dafür dürfen Sie mir jetzt ein oder zwei Fragen stellen.“
Immer noch ganz benommen, lehnte er sich zurück und versuchte sich zu sammeln. Alles schien ganz weit weg, wie Wellen, die über ein sturmumtostes Deck schwappten. Sie hatte seine Hand gehalten, hatte ihn in aller Unschuld berührt, und er verging in einem Meer von Lust. Er rang nach Atem. „Ja. Ich ... ich ... äh, also, eine Sache möchte ich schon lange wissen. Mrs.Thistlewaite ... Prudence.“ Er betrachtete sie ernst fragend. „Was ist Ihre Lieblingsfarbe?“
Sie öffnete den Mund. Und machte ihn
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