Korvals Nemesis (German Edition)
mit unbekanntem Ziel und zurückgekehrt binnen eines Relummas.
»Pilotin erster Klasse«, murmelte er, als er den Rest ihres Lebenslaufes durchsah. »Meisterschützin, Expertin für Sprengstoffe. Ja – eine Lady mit vielen Fähigkeiten.«
Die vollständig verschwunden war, wie der nächste, sehr kurze Bericht erklärte, am Tag 289 des Standardjahres 1392, verschwunden aus einem von den Juntavas kontrollierten Bereich, kurz nachdem sie die entsprechende Absicht ordnungsgemäß bei ihrer Dienststelle eingereicht hatte.
Götter, vor so langer Zeit? Val Con erschauerte und drückte den Knopf für den nächsten Bericht.
Der stammte von der Haushaltsführung, erstellt auf Befehl von Sektorrichterin Natesa, und war von bewundernswertem Detailreichtum. Er beschrieb die Toten, die Inhalte ihrer Taschen, Börsen und Beutel, Art und Anzahl der Waffen. Eine blaue Abendjacke, mit Blut bedeckt, aber ohne Beschädigungen, war ebenso notiert worden wie ein seidenes Taschentuch, völlig durch Blut ruiniert.
»Achte auf die Waffen«, murmelte er. »Schau dir die anderen Gegenstände an!«
»Eispickel, Garrotten, Säurepipetten, Gift.« Sie seufzte. »Du denkst an die Abteilung.«
»Genau. Diese Jacke hier bereitet mir Sorgen. Pat Rin trägt gerne Blau.«
»Ja, aber es gibt keine Einschusslöcher. Wer auch immer sie getragen hat, muss sie liegen gelassen haben, da er keine Blutflecken mit sich herumtragen wollte«, argumentierte Miri. »Oder gibt es noch etwas Passendes dazu?«
Er schüttelte den Kopf, war aber noch nicht erleichtert. Tod war der Agonie einer Behandlung durch die Abteilung sicher vorzuziehen. Ein Verwandter konnte einem anderen Verwandten einen sauberen Tod wünschen, vor allem bei einer solchen Alternative.
»Nein«, sagte er laut. »Nein, er ist nicht unter den Toten zu finden.«
»Doch deswegen fühlst du dich kein bisschen besser.« Sie starrte ihn an. »Tatsächlich fühlst du dich jetzt schlechter.«
Er begegnete ihrem Blick. »Ich würde nicht einmal meinem ärgsten Feind die Obhut der Abteilung wünschen, meinen Verwandten noch viel weniger.« Er seufzte. »Selbst solchen, die man kaum kennt.«
Sie blinzelte, dann wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu, beugte sich nach vorne, um etwas einzugeben, und fand Natesas letzten registrierten Kontakt mit ihrer Dienststelle.
»Sie sagt nichts darüber, dass er bei ihr sei«, murmelte sie. »Verdammt, sie sagt nicht einmal, warum sie überhaupt in diese Sache verwickelt worden ist.«
»Hilfe und Trost«, sagte Val Con, starrte am Bildschirm vorbei, sah Pat Rin, wie er ihn vor Jahren zuletzt erblickt hatte: eine Gestalt voller Grazie und Haltung, selbstsicher, mit einem scharfen Geist und einer schläfrigen Art, die er mit einem Wimpernschlag ein- und abschalten konnte.
Verwundbar, so verwundbar, fiele er in die Hände der Abteilung. Die ihn mit großer Sicherheit in eine Bombe verwandeln würde.
»Was?« Miri starrte ihn an, die Augen schreckgeweitet. »Was ist nicht in Ordnung?«
Er holte Luft, versuchte, es zu durchdenken, die Angst abzulegen, sich selbst in die Position des Commanders zu versetzen, der den Plan der Abteilung verwirklichen wollte. Und dieser Plan beinhaltete die Vernichtung Korvals.
»Miri …«
»Sag es nicht – ich habe gerade den Download bekommen.« Sie schloss ihre Augen und in seinem Geiste sah Val Con ein verschwommenes Farbenspiel – rot-gelb-orange-grün-blau-violett –, gefolgt von einem warmen Gefühl der Ruhe.
»In Ordnung. Die Abteilung hat sich also möglicherweise Pat Rin geschnappt, entweder während dieses Massakers oder kurz danach, und die Richterin ist vielleicht verschwunden, um ihre Haut zu retten, da sie offenbar kein Dummkopf ist. Und wenn die Abteilung Pat Rin bekommt, werden sie ihn umprogrammieren.« Sie biss auf ihre Lippe.
»Wie lange dauert das?«
Er bewegte seine Schulter, sprang auf und wanderte durch den Raum. »Eine Ewigkeit.« Er trat ans Fenster und blieb stehen, starrte über die nächtlichen Gärten von Erob. Das Schweigen hinter seinem Rücken war fassbar. Er seufzte.
»Vergib mir, Cha’trez. Die Dauer des Prozesses hängt von den Reserven des Kandidaten ab. Hat die Abteilung Pat Rin seit nunmehr schon zwei Relumma in ihrer Obhut, werden sie diese Arbeit längst abgeschlossen haben. Vor allem wenn sie keinen Agenten des Wandels, sondern etwas weitaus Einfacheres schaffen wollen.«
»Ein Q-Schiff. Verstehe. Aber wir sind gewarnt.«
»Nicht alle von uns«, sagte er und wandte sich
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