Korvals Nemesis (German Edition)
aktivierte.
Weitere schlechte Nachrichten verfolgten ihn, zuerst ein Bericht des Vorsitzenden der Finanzabteilung. Ein weiterer der geheimen Fonds der Abteilung war entdeckt und das Programm durch die Meister der Buchhaltergilde zerstört worden.
Der Commander ging den Bericht durch, bis er den Namen des Meisters fand, der für die Untersuchung verantwortlich gewesen war.
Dea’Gauss.
Der Commander seufzte sehr sanft.
Dea’Gauss, Korvals Mann für die Geschäfte.
Der Commander streckte einen Arm aus und aktivierte seine Kom-Einheit.
»Commander?« Die Stimme seines Stellvertreters verbarg ihre Überraschung nur wenig.
»Die Sache, die wir vor dem Rat der Clans vorbringen wollten …«
»Ja, Commander. Wir warten auf den besten Moment.«
»Das stimmt. Ich ordne an, dass dieser Moment jetzt gekommen ist.«
»Ja, Commander.«
»Und noch etwas – ich möchte einen Gruppenführer sprechen, in …« Er schaute auf die Uhren an seiner Wand. »In fünfzehn Standardminuten, im Level-A-Besprechungsraum. Das ist alles.«
»Ja, Commander.« Das Verbindungslicht erlosch.
Tag 31,
Standardjahr 1393,
Raumhafen,
Surebleak
• • • • •
Villy beugte sich über den Tisch, hielt den kleinen schwarzen Greifer mit Vorsicht zwischen Daumen und Zeigefinger, den Haken ausreichend weit vorgestreckt, die Augen konzentriert zusammengekniffen.
Der Haken schwebte über dem Durcheinander bunter Stäbchen, hob ein silbernes entschlossen an und schleuderte es auf das neben dem Haufen liegende Tuch. Der Junge holte vorsichtig Luft und der Haken schoss erneut nach vorne, dreimal, und platzierte ein rotes, ein oranges und ein blaues Stäbchen direkt neben dem silbernen.
Pat Rin, der die Vorführung mit dem Auge eines Fachmanns beobachtete, sah, dass ein lila Stäbchen drohend zu zittern begonnen hatte, wenngleich drei Lagen innerhalb des Haufens, doch Villy, der das goldene Stäbchen jagte, ignorierte das Zittern entweder oder hatte beschlossen, dass Entschlossenheit ihn zum Triumph führen würde.
Er streckte den Haken aus, achtsam, so achtsam, berührte das goldene Stäbchen … hob es an …
»Oh Mist!«, rief er, als die Stäbchen in ihrer Formation zusammenbrachen und nach allen Seiten wegrollten. Er sah beschämt auf.
»Sorry, Sir!«
Pat Rin hob eine Augenbraue. »Keinesfalls. Tatsächlich erkenne ich, dass du geübt hast. Dein Gefühl hat sich deutlich verbessert. Jetzt aber musst du deinen Blick schärfen. Pass auf.«
Er schob die 24 Stäbchen mit geübter Geste zusammen, stellte sie auf und platzierte sie auf den Rand des gelben Kreises, den sie allein zu diesem Zweck auf den Tisch gezeichnet hatten – und ließ los.
Die Stäbchen folgten der Schwerkraft und erschufen einen durchaus zufriedenstellenden mehrfarbigen Haufen.
»So«, sagte er und nahm den schwarzen Haken von Villy. »Das ist ein furchtbares Durcheinander hier, nicht wahr? Ich wette zwanzig in bar, dass alle diese Stäbchen herausgehoben und auf dem Tuch abgelegt werden können, ohne dass diese Struktur zusammenbricht. Wollen wir wetten?«
Villy schüttelte den Kopf. »Ich weiß es besser, als gegen Sie zu wetten!«
»Die Jugend heutzutage«, klagte Pat Rin laut, während seine Augen auf dem verzwickten Muster lagen, das durch die Stäbchen erschaffen worden war. »Ihr fehlt es völlig an Wagemut!« Es war, wie er feststellte, ein schwieriger Wurf. Er sah einen einfachen Weg, um sechzehn, selbst achtzehn Stäbe der vierundzwanzig zu erreichen. Der Rest aber … nun ja.
»Nur zwanzig in bar?« Eine Stimme erklang von der Seite. »Warum nicht eine Wette, die deiner Fähigkeit würdig ist?«
Ruhig blickte er hoch und begegnete dem Blick von Natesas amüsierten schwarzen Augen.
»Was würdet Ihr wetten, meine Lady?«
»Mal überlegen.« Sie legte ihren Kopf zur Seite und einen Finger auf ihre Lippen, um die Angelegenheit ostentativ zu bedenken.
»Ich weiß!«, sagte sie dann. »Wenn du die vierundzwanzig nicht schaffst, bekomme ich den Sündenteppich aus Ms. Audreys Haus.«
»Ah, ist das so?« Er sah sie anerkennend an. »Und was ist mein Preis, sollte ich erfolgreich sein?«
Sie lächelte ihn verführerisch an. »Nun, etwas sehr Nettes.«
Er lachte.
»Die Wette gilt!«, sagte er und legte sich den Haken zurecht. »Aufgepasst, Kind!«, sagte er zu Villy. »Dies könnte das letzte Mal sein, dass du mich bei diesem Spiel siehst.«
Er schaute auf das bunte Durcheinander hinab und verdrängte die Umgebung aus
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