Korvals Nemesis (German Edition)
Nachmittag das Territorium von Elva Whitmore zu besuchen.
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»Noch wach, Boss?« Cheever McFarlands laute Stimme kündigte sein Eintreten an.
Pat Rin sah von einer konzentrierten Lektüre der Papiere des Gesundheitsnetzes auf.
»Wie Sie sehen, Mr. McFarland, bin ich nicht nur wach, sondern auch reizbar.«
»Wenn man zu lange arbeitet, ist man das«, sagte Cheever gelassen. »Ich habe etwas zu berichten, wenn Sie hören wollen.«
Pat Rin schob die Papiere von sich. »In der Tat möchte ich das.« Er betrachtete den Mann, bemerkte die subtilen Hinweise auf Erschöpfung. »Ich will Sie aber nicht von Ihrem Bett fernhalten. Morgen ist sicher früh genug, wenn Sie der Ruhe bedürfen.«
Cheever schüttelte den Kopf. »Bin zu aufgedreht, um zu schlafen. Was ich jetzt gerne hätte, wären ein Sandwich und ein Bier. Warum schließen wir keinen Kompromiss und setzen uns in die Küche?«
»Sehr gut.« Er erhob sich und ließ die Papiere auf seinem Tisch zurück.
»Es entwickelt sich ganz gut«, sagte Cheever einige Minuten später, als er vor einem wahrhaft beeindruckend konstruierten Sandwich mit Käse, Salat und Zwiebeln zwischen dicken Scheiben des selbst gemachten Brotes saß. »Wir haben den Dreck fortgeschafft. Einige der lokalen Techniker habe ich in die Schlaflernmaschinen gesteckt, damit sie die Ausrüstung bauen können. Einige Bautrupps errichten für uns das Dock und Unterkünfte. Ich habe gerade mit jemandem gesprochen, ehe ich ging – eine echt clevere Frau namens Perl –, sie studiert gerade die Pläne für die Lafette und sie meint, sie könne das hinbekommen. Wird nicht so elegant aussehen auf den ersten Blick, aber wir werden eine funktionsfähige Werft haben, die nicht vom Raumhafen abhängig ist.«
Er biss in sein Sandwich und spülte den Bissen mit einem mächtigen Schluck Bier hinunter. Pat Rin nippte an seinem Cidre.
Das Lagerhallenviertel, das sie für Korvals erste Werft auf Surebleak übernommen hatten, war in einem lange vergessenen Aufstand abgebrannt und stand nicht unter der Kontrolle irgendeines Bosses. Pat Rin hatte es einfach dadurch annektiert, indem er Cheever McFarland und eine Gruppe Arbeiter dorthin entsandt hatte, um erst mal richtig aufzuräumen.
»Womit wir bald ein Problem haben dürften, ist … Bargeld«, sagte Cheever. »Arbeiter sind nicht so teuer, aber Material kostet richtig was – und einiges müssen wir sogar erst einmal herstellen, ganz aus dem Nichts.« Noch ein Biss, noch ein Schluck.
»Was unser nächstes Problem sein wird – wenn wir alles andere erledigt haben –, sind Piloten, Ausrüstung und geeignete Wracks.«
»Die Wracks«, murmelte Pat Rin, »sind, wie bereits diskutiert, durchaus erhältlich.«
»Ja, in Ordnung, Sie haben da eine Verbindung zu einem Schiffsfriedhof«, sagte Cheever zurückhaltend. »Wenn der nicht beobachtet wird. Wenn es den noch gibt. Wenn die Codes noch stimmen. Wenn, wenn, wenn.«
»Es gibt ein Risiko, aber ich denke nicht, dass es groß ist.«
»Haben Sie gesagt. Gut, nehmen wir an, dass wir an die Schiffe kommen«, grinste er wölfisch. »Dann Piloten.«
»Wir arbeiten an dem Problem«, erklärte Pat Rin ihm. »Heute haben wir von der Hafenmeisterin ein Buch mit allen öffentlichen Frequenzen für Piloten und Handel bekommen. Unser Plan ist es, Surebleak zu bewerben und Piloten herzulocken.«
»Ja?«, sagte Cheever interessiert. »Das wäre hilfreich. Aber wenn, müssen wir eine Anwerbehalle im Raumhafen etablieren.«
Pat Rin neigte seinen Kopf. »Danke – daran habe ich gar nicht gedacht.«
»Hätten Sie sicher irgendwann. Sie denken eigentlich viel zu viel, wenn Sie mich fragen – was Sie nicht tun werden.« Er erledigte sein Sandwich und lehnte sich zurück, mit dem Rest seines Biers in der Hand.
»Denken Sie dran, dass Sie jedem einen Risikoaufschlag zahlen müssen, der ein Schiff vom Friedhof holen soll.«
»Nun.« Pat Rin trank seinen Cidre aus, setzte den Becher ab und starrte in dessen leeren Tiefen.
»Nun«, sagte er erneut. »Wir haben da ein Problem, Mr. McFarland. Abgesehen von den Notwendigkeiten von Korvals Schiffswerft, habe ich oben eine Notiz des Gesundheitsnetzes, die mich über die aktuellen Mitgliedsbeiträge informiert sowie eine erhebliche Summe an Strafzahlungen nennt, die mit dem vorhergehenden Austritt Surebleaks zu tun haben, der in vielfacher Hinsicht den bestehenden Verträgen widersprach.«
»Die anderen Bosse sollten uns einen Prozentsatz ihrer Einnahmen
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