Korvals Nemesis (German Edition)
Am dritten Tag schaffte Yulie es, zu essen und sich dann daran zu erinnern, dass er sich bald um die Ernte kümmern musste.
An einigen Tagen schaute er auf die Uhr, an anderen nicht. Die Ernte und die Katzen und der automatische Kalender halfen ihm aber meistens dabei. Ein Jahr, nachdem Rollie gegangen war, gab es immer noch Dinge, die zu tun waren.
Heute … heute hatte er tatsächlich darüber nachgedacht, den Weg bis zum ersten Zolltor zu gehen, aber dann waren diese Leute aufgetaucht, als er auf den Feldern war, und er war geflohen.
Er streckte sich schließlich, erlaubte, dass ihn das Laub und das sich bräunende Gras beruhigten, und legte seinen Kopf, eingerahmt durch seine Arme, gegen den Felsen, der ihm vor dem Wind schützte.
* * *
Mr. pel’Tolians Notiz, versehen mit dem einfachen Siegel Korvals, wirkte auf dem Haufen Zeitungen, Briefumschläge und nicht zusammenpassender Drucke fehl am Platze. Er hatte sie mehrfach in dem Bewusstsein beiseitegeschoben, dass sie warten konnte. Die Arbeit für Boss Conrad von Surebleak war dringender zu erledigen als die eines Pat Rin yos’Phelium von einer weit entfernten und immer ungastlicheren Welt namens Liad. Die Nachricht hatte ihn vor zwei Tagen erreicht, übermittelt von einem Scoutschiff oder einem Juntava-Kurier, wahrscheinlich sogar mit einem von Korvals eigenen Paketschiffen. Sicher war es vor nicht mehr als ein oder zwei Tagen vom Raumhafen von Solcintra abgeschickt worden, ganz anders als die Berge weiterer Dinge, die tagelang die Straße zum Raumhafen oder die Blair Road entlang unterwegs gewesen waren, mit der Hand zur Mautstelle zur nächsten Hand bis hierhin auf den Stapel. Ein Stapel, der geduldig gewartet hatte, als er auf Liad gewesen war, der aber nun seine Aufmerksamkeit erforderlich machte, jetzt, da er zurückgekehrt war. Er würde jetzt lieber Arm in Arm mit seiner Lady ins Casino gehen oder einfach nur mit seinem Planungskomitee ein Mittagessen einnehmen.
Haufen – Haufen waren sein Fluch. Zu Hause – auf Liad – kam seine Post in ordentlichen Bündeln, wenige auf Papier gedruckte Newsletter, mehr Einladungen, Geschäftsbriefe – kaum mehr als einer oder zwei – und immer nach Dringlichkeit sortiert, alles erledigt durch die frühe und verlässliche Arbeit von Mr. pel’Tolian selbst. Briefe und Neuigkeiten kamen vorsortiert in die richtigen Kanäle und Datenbanken seines Bildschirms, wo er sie auf sein tragbares Lesegerät übertragen konnte oder auch nicht.
Hier aber gab es Haufen. Und in den Haufen …
Einiges war von Anfang an auf Papier geschrieben worden, anderes war nun in Briefform verfasst, weil alles, was auf dieser Welt Aufmerksamkeit jenseits seiner eigenen Mitarbeiter erzeugen sollte, auf Papier gedruckt sein musste, um weiterverbreitet zu werden. Und Papier musste registriert, unterzeichnet, mit Notizen versehen, getragen, gelagert, aufgehoben und … auf Haufen gelegt werden.
Geschah dies und reagierte man auf die Briefe, kam es zu einer Multiplikation und weniger zu einer Reduktion der Haufen.
Pat Rin seufzte. Auf der anderen Seite des Raums bewegte sich Silk, die Katze des Hauses, und öffnete ein Auge gerade weit genug, um den Boss und seine Arbeit zu überprüfen. Die Katze lag auf einem Haufen Papier aus den alten Tagen der Minenfirma, und ihre Arbeit lief ganz ausgezeichnet, vielen Dank der Nachfrage.
Rin streckte sich und war froh darüber, keinen Schmerz oder sonstiges Unbehagen dabei zu spüren. Er war sich darüber im Klaren, dass es Heiler in seiner Familie gab – und die jüngste, drei Atemzüge lange Umarmung seiner Cousine Anthora, verbunden mit der Bemerkung »Du hast einiges riskiert, Cousin. Ich wusste, dass du es kannst«, hatte wahrscheinlich mehr zu seiner Heilung beigetragen, als ein Monat in einer Klinik auf Surebleak schaffen konnte.
Nun gut.
Nun hielt er Mr. pel’Tolians Notiz in Händen, und diese war schwerer als erwartet. Er öffnete den Umschlag und sah, dass dieser nicht nur einen Brief, sondern auch einige Visitenkarten enthielt. Er lachte – Shan hätte zweifellos seine Freude daran, sie zu vernichten, trugen sie doch noch die alte und bald zu löschende Adresse auf Trealla Fantrol.
Lord Pat Rin , begann der Brief ohne großartige Präambel, heute habe ich in Ihrem Namen einen Besuch durch die yos’Galan-Lebenspartner und Miss Anthora empfangen. Es ging um den Abschluss des Umzugs wie zuvor besprochen. Ich habe für mich selbst wie auch den gesamten Inhalt Ihres
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