Korvals Nemesis (German Edition)
steckte, sondern auf eine Tasche in seiner Jacke.
Sein Mann zögerte sichtlich und bewies damit, dass er mehr sein Bediensteter und weniger ein Spieler war, und verbeugte sich in simpler Zustimmung.
»Die meines Großvaters«, sagte er. »Nun die meine.«
»Zu groß für diese Tasche, Sir. Eine gute Absicht, aber verbesserungsbedürftig. Ich schlage Ihnen vor, dass Sie mit dem sehr großen Mann dort drüben reden!« Sie zeigte auf den Yxtrang! »Sagen Sie ihm, der Captain habe Sie geschickt – es kann sein, dass er etwas leichter Tragbares hat für den hiesigen Gebrauch. Ansonsten fragen Sie Pilot Cheever.«
Und dann waren da noch mehr Leute gewesen, die er zu treffen und mit denen er zu tun gehabt hatte, so etwa die Notwendigkeit, für einen Scout im Ruhestand eine Landeerlaubnis auf Surebleak zu bestätigen. Pat Rin war trotzdem in der Lage gewesen, seine Anerkennung auszudrücken und seine Sorge dazu, wie auch sich der Tatsache zu vergewissern, dass pel’Tolian nicht die Absicht hatte, auf Liad zu bleiben oder seine Dienste zu verlassen. Später war Nelirikk erfreut, pel’Tolian als aufmerksam und pflichtbewusst zu bewerten, ganz und gar würdig, eine Waffe als Mitglied von Korvals Armee zu tragen.
Und so erhöhte pel’Tolian seinen Wert, als er seinen Standort änderte – von einem einfachen Hausdiener zu einem Majordomo im Haus eines Diktators einer Randwelt.
Ja, das war wahr, sagte sich der Boss.
Es war nur zu wahr.
Ich freue mich darauf, alles im Haus auf das Bestmögliche zu arrangieren.
Vesker pel’Tolian.
Pat Rin faltete den Brief und ließ ihn in seine Tasche gleiten.
»Veränderungen, Silk, und diese bald. Ich befürchte, wir werden nicht mehr allein unter der bescheidenen Anleitung von Natesa und Mr. McFarland leben dürfen. Ich versichere dir, dass Miranda und pel’Tolian unsere aktuellen, etwas liederlichen Arrangements als nicht ausreichend ansehen werden. Sie werden darauf bestehen, dass du für deinen Lebensunterhalt arbeitest.«
Silk öffnete seine Augen, bewegte ein Ohr und machte es sich wieder gemütlich. Silk wusste, wie man mit Veränderungen umging. Und er arbeitete bereits für seinen Lebensunterhalt.
Er schloss seine Augen und überließ den Boss seinen Pflichten.
Der Boss jedenfalls bemerkte, dass der grüne Aktenordner mit den täglichen Aufgaben noch nicht geliefert worden war, und das so spät am Tag. Er runzelte die Stirn. Sicher, er war gerade erst aus Solcintra zurückgekommen, aber die Prozeduren konnten sich doch nicht so schnell gelockert haben. Er läutete die kleine Glocke, die er auf einem Regal über seinem Tisch aufbewahrte und die jemanden rufen würde, wahrscheinlich einen Rekruten von Miss Audrey, der dann Cheever McFarland oder die grüne Akte finden würde, wahrscheinlich sogar beide.
* * *
Der Schimmer des Doppelsterns Chuck-Honey, kaum ein Lichtjahr entfernt, flackerte in der Brise.
Er erwachte, sah dies als Beweis dafür, dass sich der Wind gedreht hatte und nun aus dem Nordwesten und nicht mehr dem Südwesten kam – es gab keinen Rauch oder anderen Dreck aus der Stadt mehr am Himmel, nichts mehr von der latenten Hitze, die Stadt und Raumhafen dem Schimmer des Himmels zufügen konnten.
Dieses Schlafen im Freien musste enden, hätte schon enden sollen, als Rollie gegangen war – niemand mehr da, der ihn an die Gefahren erinnerte, vor allem an das Erfrieren in eisiger Kälte. Und es war kalt … oder zumindest kühl, trotz Jacke und Hemd. Er kam auf die Füße, indem er sich von dem Felsen abstieß, hinter dem er Schutz gesucht hatte. Er hatte den letzten Winter aber überstanden, er und die Katzen. Er war durchgekommen. Boss Sherton sagte ihm, er sei ein guter Nachbar, als sie ihn vor ein paar Tagen besucht und etwas Butter mitgebracht hatte. Und darüber hinaus handelte er frischen Kaffee mit ihr und sie erzählte ihm alle Neuigkeiten.
Bei diesem letzten Mal hatte sie ihn überreden wollen, in die Stadt zu gehen und direkt zu handeln, Rollie jedoch hatte dies versucht und war nie zurückgekehrt. Und er, Yulie, war auch niemals zu Miss Audrey gegangen, um die Habseligkeiten Rollies abzuholen. Wenn er davon wirklich etwas gebraucht hätte, so wusste er, hätte Rollie es nicht mitgenommen. Aber der direkte Handel war jetzt besser und sicherer, sagte Melina. Es gab da einen neuen Boss – einen Boss der Bosse! Er war nicht einfach nur ein Boss, er hatte sogar Schiffe zum Raumhafen gebracht, was gut für das Geschäft sein sollte.
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