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Korvals Nemesis (German Edition)

Korvals Nemesis (German Edition)

Titel: Korvals Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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sich dem Griff des Wachmannes. Sie schlug gegen die Beine eines Stuhls, ihre verborgene Pistole fiel in ihre Hände. Die Wache sprang, versuchte sie zu ergreifen, versuchte, sie zurück in den Kasten zu drängen.
    Sie fiel seitwärts und feuerte geradewegs in sein Gesicht.
    Der Raum war ruhig. Vogelgesang schwebte durch das offene Fenster. Anthora lag am Boden, ihr Rücken gegen die Stuhlbeine gelehnt, keuchend, und konnte den Blick nicht vom explodierten Schädel der Wache abwenden, obgleich ihre Augen geschlossen waren.
    Etwas Felliges berührte ihre Wange. Sie öffnete ihre Augen zu Schlitzen und erkannte ein sehr vertrautes pelziges Gesicht direkt vor dem ihren.
    »Merlin.« Etwas ungeschickt befreite sie sich von dem Stuhl und kämpfte sich auf die Füße. Die Tür, die zur Ratskammer führte, hatte ein altertümliches Schloss, das sie zuschnappen ließ und dabei jenem Gott oder jener Göttin dankte, die für Schalldämpfung zuständig war.
    Die Tür verriegelt, lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen und spürte, wie Merlin sich gegen ihr Bein drückte. Eine angenehme Brise ging durch das Zimmer, gewürzt mit dem Geruch des Tripina-Baumes, der seinen Schatten auf das Fenster warf. Nach dem saugenden Silberschrecken des Kastens fühlte sie sich nun absolut sicher und behütet.
    Und das , sagte sie ernsthaft zu sich selbst, ist eine Illusion. Betrachte die Realität, Dramliza!
    Unwillig verließ sie die Tür. Sie zwang sich in die Nähe ihrer ehemaligen Zelle und schaute hinein. Leer. Das war gut. Ren Zel war demnach in Sicherheit.
    Wohin auch sie enteilen sollte – und das schnell. Denn wer immer ihr diese Falle bereitet hatte, würde kommen, um den Kasten fortzuschaffen. Sie versuchte einen Scan und heulte auf, als die Abwehranlagen der Kammer in ihre vergewaltigten Sinne schlugen.
    »Wir müssen fort«, flüsterte sie. »Merlin …«
    Aber die Katze war bereits zielgerichtet unterwegs, bewegte sich von der Tür zur Ratskammer fort, weg von der schwarzen Kiste, deren Tür immer noch wie ein Schreckensmaul offen stand. Anthora wandte sich ab und folgte, vermied jeden Blick auf den daliegenden Körper des Wachmannes.
    Merlin führte sie schnell durch die Korridore der Dienstboten. Sie war schweißüberströmt und zitterte stark, als sie die Tür nach draußen erreichten.
    Bis dahin war ihnen das Glück hold geblieben, sie hatten auf ihrer Flucht niemanden sonst angetroffen.
    Das änderte sich, als sie den Bürgersteig erreichten.
    »Warte!« Sie hörte die Stimme eines Mannes in der Nähe. »Das ist sie!«
    Anthora rannte, hörte die Verfolger viel zu dicht auf ihren Fersen, sah etwas Graues seitlich und vor ihr entlanghuschen.
    Sie wich Passanten aus, eilte um eine Ecke und hörte das Aufbrüllen eines sehr vertraut klingenden Motors.
    »Jeeves!«
    Das Fahrzeug wurde schneller, die Tür glitt auf.
    »Da ist sie!«, kam der Schrei von hinten. Unwillkürlich schaute Anthora über ihre Schulter, sah ihre beiden Verfolger um die Ecke hechten, sah die Waffen in ihrer Hand – und den grauen Blitz, Merlin, wie er abhob und die Klauen in das Gesicht des führenden Verfolgers stieß.
    Mit lautem Motor kam Jeeves an und Anthora warf sich durch die offene Tür. »Merlin! Komm schnell!«
    Die Katze sprang – aber nicht in Sicherheit, sondern auf den zweiten Verfolger. Sie traf die Schulter des Mannes und versenkte ihre Klauen tief.
    »Merlin!«, schrie Anthora, als die Beschleunigung sie in den Sitz presste. Die Tür begann, sich zu schließen. »Nein! Jeeves, wir können Merlin nicht zurücklassen!«
    Die Tür schloss sich, verriegelte, das Fahrzeug sprang vorwärts, bremste, schwang das hintere Ende herum, und sie warfen sich in den normalen Verkehr eines Solcintra-Nachmittags, schneller, als die Verkehrsregeln es erlaubten, und ließen ihre Verfolger sowie eine große graue Katze zurück.
    Anthora begann zu weinen.
    •  •  •
     
    »Lauf!«, rief er. »Die Tür ist offen!«
    Keuchend fiel er hin und schlug hart mit der Schulter auf dem Boden auf. Sein Blickfeld war angefüllt mit einem Chaos von Eindrücken, alles überdeckt von schimmernden Fäden. Er konzentrierte sich, sah, wie sie sich am Boden abrollte, wie ein Pilot es tun würde, und die Waffe in ihrer Hand, als sie feuerte – und verlor dieses Bild sofort, ersetzt durch einen hell erleuchteten Raum und den vertrauten Geruch der Schiffsluft. Ein Arm legte sich um seine Schulter, half ihm hoch, und eine Trinkflasche wurde ihm in die Hand

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