Kosaken Liebe
und Udmurtinnen. Sie trugen weite Blusen und weite Röcke, auf den schwarzen Haaren saßen gestickte bunte Käppchen.
»Mein Herz geht auf wie eine Schweinsblase!« schrie Muschkow, um Marina zu ärgern. »Da! Diese Hübsche mit dem blauen Käppchen! Sie ist reserviert für Iwan Matwejewitsch!«
»Es sind zu wenige«, sagte Jermak böse. »Was schätzt du? Fünfundvierzig, mehr nicht. Was sollen fünfhundertvierzig Kosaken mit fünfundvierzig Mädchen? Sie werden sich gegenseitig umbringen, die Kerle, nur um einmal ran zu können!«
Er ritt zur Seite und ließ wie auf einer Parade seine Truppe an sich vorbeiziehen. »Wer zu den Mädchen geht, den hänge ich auf!« schrie er über seine Kosaken hinweg. Die wilden Gesellen stierten ihn voller Unverständnis an. Ihnen wurde schon vom Zusehen der Sattel zu rauh. »Ich hänge jeden auf!« wiederholte Jermak. »Morgen sind dreimal soviel Mädchen hier, oder wir holen sie uns aus der Stadt!«
»Hoi! Hoi!« brüllten die Kosaken. Ihre Arme flogen hoch. Der Schrei gellte bis zur Stadt und bis zum Kreml der Stroganows. Die Mädchen vor dem großen Haus scharten sich zusammen wie verschreckte Hühner, die Beamten im Magazin bekreuzigten sich mit leinenweißen Gesichtern.
»Ist das ein Leben, he?« schrie Muschkow und hieb Marina auf die Schulter. Sie zuckte zusammen und biß die Lippen aufeinander. »Sind das Weiberchen? Such dir eine aus, Milchgesicht, und laß dich anlernen!« Er lachte meckernd und dachte zufrieden: Jetzt habe ich es ihr gegeben! Was kann sie antworten … Sie ist doch Boris Stepanowitsch, haha!
Marina ritt ganz nahe an Muschkow heran und beugte sich zu ihm hinüber. »Nimm dein Hürchen mit dem blauen Käppchen«, sagte sie scharf. »Ich habe im Kremlhof einen Jungen gesehen, der mir gefällt. Stark – und vor allem jung! Ich werde ihn morgen treffen …«
»Ich werde ihn umbringen!« knirschte Muschkow und umkrallte seine Zügel. »Mit meinen Händen erwürgen werde ich ihn – wie eine Taube! Und dich nagele ich in der Uniform an die Wand! Du kommst hier nicht raus!«
Er gab seinem Pferd einen bösen Tritt, es machte einen Satz nach vorn und raste an die Spitze der Kosaken. Jermak ritt nun am Ende des Zuges, ein unerbittlicher Wächter. Es war unmöglich, sich heimlich zu den Weiberchen zu stehlen.
Der einzige, der zurückblieb, war der Pope Oleg Wassiljewitsch Kulakow. Er durfte das, denn er bezog seine Kirche. Genau betrachtet machte er einen Umweg, umkreiste das Gotteshaus und stand plötzlich vor den buntgeschmückten Mädchen. Die Kosaken waren hinter den Ställen verschwunden, saßen ab und warteten darauf, daß Jermak und Muschkow die Quartiere zuteilten.
»Wer ist von euch voller Sünde?« fragte der Pope Kulakow und musterte freundlich die kichernden Mädchen. »Nur die Sündigste von euch komme zu mir und hole sich Kraft!«
Es war ein stämmiges Mädchen vom Fluß, es hieß Lejla und war so sündig, daß das bärtige Väterchen ganz außer Atem kam. Alles verstehend, und daher verzeihend, muß man anmerken, daß die Kirche noch nicht eingerichtet war …
In der Nacht, die darauf folgte, schlief kaum einer von Jermaks Männern.
Sie hatten ihre Häuser bezogen, die Sättel hereingeschleppt, ausgepackt und die Decken über die hölzernen Liegen gebreitet. Vier Schlächter fanden im Schlachthaus zwei Rinder vor, die sie sofort töteten. Die Köche der Gruppe standen vor angeheizten Kesseln. Es war eine gut eingerichtete Küche mit Fässern voller Sauerkohl, Bohnen, sauren Gurken, einem Brett voller frischer Brotlaibe, Gewürze in jeder Menge, mannshohe Tonkrüge voller Bauernbier … Die Stroganows hatten gut für ihre Söldner gesorgt.
Aber als sie später alle satt waren und rülpsend herumlagen, sich von dem langen Ritt ausruhten und die Müdigkeit in allen Knochen spürten … da schuf die Nähe der Mädchen Unruhe im Blut.
Ein paar Kosaken wagten es, sich wegzuschleichen, aber bereits bei den Ställen wurden sie von Jermaks Wachen aufgehalten, verprügelt und zurückgejagt.
Es war ein schwerer Dienst für die Wachen. Auch sie waren Männer und nicht anders als die, die sie zurücktrieben. Wenn sie die Nasen hoben und in den warmen Sommerwind steckten, war es ihnen, als könne man die Weiber schnuppern, so wie ein Hund eine läufige Hündin um sieben Ecken herum riecht.
Eine verdammte Nacht, das muß man sagen.
Jermak war bei den Stroganows, um sich über den Mangel an Mädchen zu beschweren; Muschkow, als sein Stellvertreter,
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