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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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– ein poetischer Name für eine widerliche Sache. Dann zogen sie weiter.
    Der Marsch war grausam. Jede Bootsmannschaft mußte ihren Kahn auf den Schultern schleppen, über weglose Felsen, durch Schluchten, an Abgründen vorbei … ächzend, aber im gleichen Schritt, denn jedes Schwanken war gefährlich. So wuchteten sie die breiten Boote durch den Ural, stundenlang, tagelang, in zwei Gruppen, klaglos und gebadet im eigenen Schweiß. Auch Jermak schleppte mit; er war das Vorbild, das alle mitriß. Solange er durch die Felsen ging, gab es auch für die anderen kein Anhalten. Sogar die Priester keuchten unter ihren Kähnen; Jermak duldete keine Ausnahme. Wer mit nach Sibirien wollte, mußte schleppen. Das Beten war für die Erholung am Abend oder während der Rastpausen.
    Trotz aller Beschwernisse ging alles gut. Es gab keine Toten, denn was man an Eingeborenen traf, wehrte sich nicht. Verletzungen, meistens Quetschungen, Hautabschürfungen oder blutig gelaufene Füße, heilten am Abend die Feldschere mit Salben und kühlendem Pflanzenbrei. Hier tat sich wiederum der alte Lupin hervor. Er kannte gute Mittel aus der Pferdepflege, und jeder Kosak sah ein, daß alles, was einem Pferd guttut, auch einem Menschen zum Nutzen gereicht.
    Und so kochte Lupin Breie und Salben, die fürchterlich stanken, aber halfen. Er verwendete dafür alles, was grün war, vom Moos bis zum fauligen Tümpelgewächs. Daß niemand der Behandelten an Blutvergiftung starb, beweist die gesunde Natur der Kosaken, dieser wilden Kerle.
    Es ging langsam voran. Man baute Höhlen aus und legte neue Befestigungen an, und als man endlich den Fluß Tagil erreichte, war es, als hätte sich das Wunder des Moses an Jermak und seiner Schar wiederholt: Vor ihnen lag das ersehnte, erträumte, unbekannte, unermeßlich reiche, gelobte Land!
    Sie hatten die steinerne Barriere des Ural durchbrochen, rund tausend Männer mit Booten auf den Schultern. Am Ufer des Tagil sanken sie alle auf die Knie, und die Popen gingen durch die Reihen, segneten die Männer und besprengten sie mit Weihwasser. Dann sangen sie, um die flatternden Fahnen mit den Madonnen- und Heiligenbildern geschart, und blickten über das riesige Land, das vor ihnen lag, über Steinwüsten und Steppen, Sümpfe und Wälder … Darüber wölbte sich ein Himmel, wie es ihn so weit und so unendlich nur in Sibirien gibt. Ein Himmel, in den man hineinblicken kann und mitten in Gottes Auge sieht …
    Muschkow kniete neben Marina Alexandrowna, als der Gottesdienst am Fluß Tagil begann. Sie hielt eine der Fahnenlanzen fest, und der Wind riß an ihren blonden Haaren, die auf dem Marsch gewachsen waren und sich zu kleinen Locken kringelten. Am Abend mußte man sie wieder einmal mit dem Messer stutzen, um einen Jungen, den Boris Stepanowitsch, zu behalten …
    »Nun, alter Bär?« fragte sie leise. Kopf an Kopf knieten sie, die Stirnen zur Erde gesenkt. »Diesen Tag wolltest du mir nicht gönnen?«
    »Marinuschka …«, stammelte Muschkow und tastete nach ihrer linken freien Hand.
    »Laß das, du Rindvieh!« zischte sie. »Wenn das Jermak sieht …«
    »Kutschums Heer wird uns angreifen. Irgendwo dort hinten.«
    »Hast du Angst, Alterchen?«
    »Denk daran, was man sich erzählt. In Mangaseja leben Menschen, die ihren Mund auf dem Kopf haben. Sie fressen sich gegenseitig auf. Samojeden nennt man sie deshalb, Selbstfresser. Marinuschka, ich will nicht, daß man dich auffrißt!«
    »Gelobt sei Jesus Christus!« rief der Kosakenpope Oleg Wassiljewitsch Kulakow. Er hatte die lauteste Stimme von allen Popen und zelebrierte deshalb die Messe. »In seinem Namen werden wir die Heiden dieses Landes auf den rechten Weg führen oder vernichten. Lasset uns beten …«
    »Die Samojeden fressen die Menschen roh«, flüsterte Muschkow. »Marinuschka, kehre um! Folge deinem Väterchen!«
    »Wenn es um das Gefressenwerden geht, bin ich beruhigt«, sagte sie sanft. »Sie werden dich nicht anrühren, du stinkst zu sehr!«
    Darauf badete Muschkow nach dem Gottesdienst im eiskalten Wasser des Tagil, tauchte prustend unter und kroch dann, zitternd vor Kälte, wieder ans Ufer. Der alte Lupin rieb ihn mit einer rauhen Decke ab, bis seine Haut glühte.
    »Gott im Himmel, was hast du für eine Tochter!« sagte Muschkow, als er sich wieder angezogen hatte. »Sie könnte selbst dem Teufel beibringen, auf einer Engelsharfe einen Choral zu spielen!«
    Sie blieben drei Tage am Tagil, reparierten die vom Transport beschädigten Boote, bauten

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