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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Kama ab. Der Bischof von Uspensk segnete, seine Diener schwenkten die Weihrauchkessel, die Kirchenfahnen knatterten im Wind, die Weiber heulten laut, und die Männer waren froh, daß diese wilde Horde endlich verschwand. Wenn Gott ein gütiger Vater war, wie es immer hieß, ließ er sie für immer verschwinden!
    »Ziehe hin in Frieden!« hatte Nikita Stroganow beim Abschied zu Jermak gesagt, hatte ihn wie einen Bruder umarmt und dreimal auf die Wange geküßt. Er übersah die Lage klarer als der Kosakenhetman. Für die Stroganows blieb das alles ein ungeheures Abenteuer mit einer geringen Chance. So siegessicher Jermak war, so unsicher waren sich die Stroganows. Sie spielten va banque … schon oft im Laufe der Jahrzehnte hatte ein Stroganow mit höchsten Einsätzen gespielt – und hatte immer gewonnen!
    Aber diesmal war es ein Spiel mit lauter Unbekannten. Man hatte nur einen Trumpf in der Hand: Jermak Timofejewitsch, der sich vor keinem Teufel fürchtete.
    Aber war das genug, um Sibirien zu erobern?
    Der Abschied der Kosaken von ihren Pferden war herzzerreißend gewesen. Alle Gäule standen, wie zur Parade aufgestellt, in Zehnerreihen am Ufer des Flusses, und jeder Kosak war zu seinem Pferd gegangen, hatte es umarmt und geweint. Noch nie hatte man tausend Männer auf einmal gesehen, die so laut schluchzten und sich die Bärte rauften, während sie Pferdenüstern streichelten und zärtliche Worte in die Pferdeohren flüsterten, Worte, die sie zu keiner Frau gesagt hätten, und wenn sie noch so hübsch gewesen wäre.
    Dann hatte Jermak zum Aufbruch blasen lassen, und als die Männer alle in den Booten saßen und die Priester fromme Lieder sangen, waren sie wieder die alten wilden Kerle und übertönten die Kirchengesänge mit schweinischen Reiterliedern. Die großen Ruder tauchten in die rauschenden Wasser der Tschusowaja. Als erstes Boot legte das von Jermak ab, dann folgten Muschkow und Marina … in jedem Boot danach zwanzig Mann und das Material. Es war schon eine riesige Flotte, die dem Ural entgegen fuhr, die bis dahin größte Invasion in ein unbekanntes Land.
    Ein kalter Wind wehte ihnen entgegen, auch wenn die Sonne blank am Himmel stand und der Herbst gerade erst begonnen hatte. Der Ural schickte seinen ersten Gruß …
    Im ersten Boot neben Jermak saßen die Flußlotsen und der Pope Oleg Wassiljewitsch Kulakow. Der rhythmische Gesang aus tausend Kehlen, mit dem jeder Ruderschlag begleitet wurde, erfüllte die Luft.
    »Wie lange werden wir auf diesem elenden Fluß sein?« fragte Jermak einen Lotsen.
    »In vier Tagen müßten wir den Rand des Gebirges erreicht haben.« Der Lotse, ein alter, vollbärtiger Schiffer und Fischer, blickte zurück auf die riesige Flotte. »Wir haben zuviel mitgenommen, Jermak Timofejewitsch.«
    »Das weiß ich, Alter«, antwortete Jermak und starrte in das rauschende Wasser. »Aber nur so habe ich sie in die Boote bekommen, meine Männer. Nachher, im Ural, werden sie aufwachen. Es ist gut, daß es keine Umkehr gibt …«
    Dem Blickfeld der Stroganows entkommen, wurden aus den bisher kasernierten Kriegern bald wieder die alten wilden Kosaken. Um zu räubern, brauchten sie keine Pferde, und um Frauen zu jagen, waren ihre eigenen Beine schnell genug.
    Allerdings hatten sie dazu in den ersten drei Tagen keine Gelegenheit. Die Tschusowaja erwies sich als ein recht gefährlicher Fluß, voller Untiefen und Steine. Ein paarmal saßen einige Boote fest. Dann mußte man in das kalte Wasser steigen und mit den Schultern den Kahn aus der Umklammerung von Steinen und Sand drücken. Bei Einbruch der Dunkelheit schlug man am Ufer das Lager auf, die Feuer loderten, der Geruch von Fleisch und Kohl lag wie eine schwere Wolke über dem Heer. Kleine Trupps schwärmten aus, erkundeten das Land, stießen auf freundliche Eingeborene, die ahnungslos die Fremden begrüßten und dafür verprügelt wurden.
    Am vierten Tag – der Fluß wurde immer schmaler und steiniger – hatte man das Uralgebirge erreicht. Die Felsen waren nicht so hoch, wie man geglaubt hatte, die mächtigen Berge begannen erst weiter südlich. Hier, am Oberlauf der Tschusowaja, türmten sich Geröllhalden auf, kahle, bizarr geformte Berge, unwegsam, eine steinerne Wüste, über die man nun die Boote tragen mußte. Die Fahrt war zu Ende … der große lange Marsch sollte beginnen. Das einmalige Ereignis, daß Kosaken zu Fuß ein Land eroberten …
    Jermak, Muschkow, Marina, die Hundertmänner und die Priester brüteten über den

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