Kosaken Liebe
wieder ein befestigtes Lager und ein Haus aus Steinen – bei zweihundert Männern, die zum Bau abkommandiert wurden, geht so etwas schnell –, ließen einen Teil der Vorräte, einen Popen mit sieben Jägern und drei kranke Kosaken dort. Die drei wackeren Gesellen klagten zwar jämmerlich, bissen die Zähne zusammen und schwankten einher, um zu beweisen, daß sie marschieren könnten – aber Jermak ließ sich nicht täuschen und befahl, sie hätten zurückzubleiben.
Die erste Kolonie war gegründet, nach guter, alter russischer Sitte mit einem Priester als Mittelpunkt, dem die ganze Last zufiel, hier in der Einsamkeit für das Christentum und den Zaren auszuharren und notfalls auch ein harter Kämpfer gegen die Eingeborenen zu sein.
»Von jetzt an werden wir wieder auf den Flüssen bleiben«, sagte Jermak zu seinen Hundertmännern und Hetmanen. Über die Sitze in seinem Boot hatte er die Stroganowschen Karten ausgebreitet; es war die letzte große Besprechung aller Kosakenführer vor der Besetzung des fremden Landes. Man ahnte, daß es später keine langen Überlegungen mehr geben würde. Vor ihnen lagen nicht nur Reichtum und Ruhm, sondern auch die Truppen des sibirischen Zaren Kutschum, der es gewagt hatte, den Zaren Iwan IV. mit Spott zu beleidigen. So mächtig dünkte sich Kutschum, so unangreifbar, geschützt durch ein Heer von Tausenden von Reitern. Was sind dagegen knapp tausend Kosaken zu Fuß, in breiten plumpen Booten?
»Wer Angst hat, kann umkehren!« sagte Jermak hart. »Ich halte keinen!«
Die Hundertmänner schwiegen. Umkehren, dachten sie. Ein paar hatten es auf dem Zug durch den Ural gewagt, hatten sich weggeschlichen, einzeln oder zu zweit, im ganzen zwanzig Mann. Jermak hatte sie alle wieder einfangen lassen und lebendig in den nächsten Fluß – es war die Scharwlja – versenken lassen. Ein Kosak rettet seine Haut in der Not – das Herzklopfen vor einem unbekannten Land gehört nicht dazu!
Wieder wurden die Boote zu Wasser gelassen, aber diesmal war es kein Freudenfest wie beim Aufbruch von der Kama. Die Verpflegung wurde knapp. Was die Stroganows der Truppe mitgegeben hatten, wäre genug gewesen, aber man hatte ja nicht alles tragen können und deshalb einen Großteil zurückgelassen. Und die Kosakengruppen, die jetzt ausschwärmten, um die Siedlungen der Eingeborenen heimzusuchen, fanden die armseligen Dörfer verlassen, die Vorratshäuser leer, das Vieh weggetrieben in Verstecke. Aber tausend Mann wollen essen!
»Wir müssen so schnell wie möglich den Fluß hinunter zum Tobol!« sagte der Kosakenpope. »Dort gibt es große Dörfer des Kutschum. Der Herr strafe die Heiden … wir brauchen endlich wieder eine richtige fette Plünderung!«
Die Fahrt den Tagil hinab verlief ruhig. Ab und zu sahen die Kosaken am Ufer einige berittene Tataren, die eine Weile den Booten folgten, die Menge der Kähne bestaunten und dann in der Steppe verschwanden. Da hob bei den Kosaken ein großes Seufzen an. Sie zogen die Ruder ein und starrten die schnellen, kleinen gelben Reitersleute an.
Pferde! O heiliger Stephan, sie haben Pferde! Sie dürfen in einem Sattel sitzen und über Land galoppieren! Laß uns anlegen, Jermak, und sie aus dem Sattel holen! Ein rudernder Kosak – das ist wie eine geschwärzte Sonne!
An einem Abend – sie lagen mit den Booten am Ufer des Tagil, kurz vor der Einmündung in die Tura – hielt Jermak eine Rede.
»Weint nicht, Brüder!« sagte er ernst. »Auch wir werden wieder auf Pferden sitzen. Wenn wir den Tobol erreicht, wenn wir Kutschums Hauptstadt Sibir erobert haben, werden wir die schönsten und schnellsten Pferde der Welt haben! Was nützen uns hundert Pferde für tausend Mann? Mit unseren guten Booten schwimmen wir mitten hinein in Kutschums Reich, und keiner kann uns daran hindern! Das ist eine Kriegslist, die unser Leben rettet! Weint nicht mehr, Kosaken …«
»Amen!« brüllte Oleg Wassiljewitsch Kulakow, der Pope.
Dann sang man wieder ein frommes Lied und träumte von der Plünderung Sibirs, der Goldenen Stadt des Zaren Kutschum.
Anfang Oktober schwammen sie auf der Tura, dem breiten Fluß, der in den Tobol mündet. Währenddessen ritten durch das ganze Reich des sibirischen Zaren die Boten und riefen die Männer zu den Waffen. Die Dörfer und Städte wurden mit dreifachen Erd- und Steinwällen befestigt, Fallgruben, mit mörderisch zugespitzten Hölzern bespickt, wurden angelegt, zehntausend Reiter standen unter dem Kronprinzen Mametkul bereit, Jermaks
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