Kosaken Liebe
uns gegenüberstehen.«
»Wir werden sie wegblasen, Jermak«, sagte Muschkow großzügig. »Sie kennen unsere Kanonen noch nicht.«
»Es wird ein wichtiger Kampf werden!« Jermak legte die Hand über die Augen und blickte hinüber zu den Tataren. »Ich habe mich entschlossen, alle Gefangenen, die wir machen werden, wieder freizulassen, damit sie im ganzen Land verbreiten, wie unbesiegbar wir sind.« Er streckte den Arm aus, so plötzlich, als schleudere er einen Speer von sich. »Außerdem werden wir in dieser Stadt überwintern! In zwei Wochen wird es schneien, und die Tura friert zu. Boris Stepanowitsch!«
»Jermak?« Marina trat vor ihn.
»Heb die Fahne hoch! Wir marschieren!«
Muschkow durchfuhr es eiskalt. »Laß mich die Fahne tragen!« schrie er. »Jermak Timofejewitsch, ich bin dein Stellvertreter!«
Er stieß Marina Alexandrowna zur Seite, sie stolperte, fiel und schlug mit der Stirn gegen das umgestülpte Boot. Ein wenig benommen blieb sie liegen und starrte Muschkow an. Plötzlich war auch Lupin da, kniete neben seinem Töchterchen nieder, tat so, als wollte er es aufrichten, aber statt dessen drückte er Marina auf den Boden zurück. Es war die einzige Möglichkeit, sie festzuhalten, ohne daß Jermak Verdacht schöpfte.
»Zum Kampf!« brüllte Muschkow, riß die Fahne mit der heiligen Mutter Gottes hoch und stürmte nach vorn. In breiter Front entfalteten sich jetzt die anderen Fahnen der Hundertschaften, und die Priester sangen laut. Dann donnerten die Kanonen los, und die Gewehrschützen feuerten die erste Salve. Durch den Nebel des Pulverdampfes marschierten die Kosaken vorwärts, ein imponierendes Bild, das den Tataren in die Knochen fuhr. Noch bevor ihre Bogenschützen abziehen konnten, lagen hundert von ihnen sterbend im Gras.
Mitten unter seinen Truppen lag Jepantscha auf den Knien und betete. »Allah«, sagte er, »o Herr im Himmel, breite deine Hand über uns. Mohammed, steh uns bei …«
Aus Tschinga-Tura flüchteten unterdessen die Frauen und Kinder. Auf Karren und wannenartigen Schlitten, die man gut über das Steppengras ziehen konnte, brachten sie ihre Habe in Sicherheit. Sie zogen den Fluß hinab zum Tobol, wo Mametkul mit seinen zehntausend Reitern wartete. Mochten die Fremden auch Tschinga-Tura erobern – nach Sibir kamen sie nie! Kutschum war unbesiegbar!
Sie wußten nicht, daß Jermak das gleiche von sich behauptete.
Keiner kümmerte sich während des Angriffs um Marina Alexandrowna und den alten Lupin. Nach wenigen Minuten waren sie allein bei dem Boot. Die Reservetruppen warteten am Fluß, die Priester standen zusammen, beobachteten die Schlacht und wunderten sich über ihren Bruder, den Kosakenpopen, der die schwarze Priesterkappe mit einer Kosakenmütze vertauscht hatte, statt des Kreuzes plötzlich einen gebogenen Säbel in der Hand schwang und in der ersten Reihe mitstürmte. Kulakow brüllte neben Muschkow am lautesten. Sein Blick hing an der Kuppel der kleinen Moschee und dem armseligen Minarett. Muschkow kannte den Popen zu gut, um diesen Blick nicht richtig zu deuten.
»Was gibt es dort?« keuchte er im Laufen. »Silberne und goldene Lampen?«
»Und Teppiche, Seidenstoffe und mit Edelsteinen verzierte Gefäße!« schnaufte der Pope. Um sie herum krachte die zweite Salve, dazwischen dröhnten die Kanonenschläge.
»Denk auch an mich, Väterchen!« brüllte Muschkow begeistert.
»Halt dich an meiner Seite, mein guter Sohn!« Oleg Kulakow beschleunigte seinen Lauf. »Der Gläubige hungert und durstet nicht!«
Dann fiel der Regen der Pfeile über sie, Verwundete sanken in die Knie, und die ersten Toten lagen verkrümmt im Steppengras.
Nur zwei Stunden dauerte der Kampf, zuletzt Mann gegen Mann, und auch hier waren die Kosaken den kleineren Tataren überlegen. Jermaks Truppen ergossen sich wie eine Woge in die alte Stadt, stürmten die Häuser und begannen mit dem, was ein Kosak den Sinn seines Lebens nennt: Sie plünderten.
Unterdessen saßen Lupin und sein Töchterchen Marina noch an dem umgestülpten Boot, allein und verlassen. Am Ufer wurden die Gefangenen gesammelt, und die Reserve kümmerte sich darum, die wie die gehetzten Hühner herumlaufenden Tataren einzufangen. Sie wurden, wie immer, zu zweit, Rücken an Rücken, zusammengebunden und dann auf die Erde geworfen.
»Wenn Iwan Matwejewitsch getötet worden ist, siehst du mich nicht mehr wieder, Vater«, sagte Marina Alexandrowna tonlos. Lupin hatte ihr mit einem Tuch die Füße zusammengebunden. Wer
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