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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kosaken am Tobol aufzuhalten. Das Hauptheer befehligte Kutschum selbst und hielt es zunächst am Irtysch zurück, zum Schutze der Hauptstadt Sibir. Der Gebietsfürst der Region Tura, Jepantscha, erhielt den Befehl, die Boote aufzuhalten.
    Und plötzlich waren sie da … Das hohe Ufer der Tura wimmelte von Menschen, als sei es von Ameisen überkrochen, ein Regen von Pfeilen flog den Kosaken entgegen, und schrilles Geschrei begleitete das Schwirren in der Luft.
    »Ein Idiot, der dort drüben befiehlt!« sagte Jermak spöttisch. Seine Boote schwammen in der Mitte des breiten Flusses, und die Pfeile erreichten nur selten ihr Ziel, und wenn, dann so müde, daß die Kosaken sie lachend mit den Händen auffingen.
    »Die Scharfschützen bereit!« brüllte Jermak. Der Ruf flog von Boot zu Boot, und überall, wo die deutschen und livländischen Söldner mit ihren Gewehren hockten, kam Bewegung in die Männer, die Schützen drängten sich an den Bootsrand, schütteten das Pulver in die Pfannen und spannten die Hähne.
    »Feuer!« befahl Jermak.
    Drei Gewehrsalven zerrissen die Stille des klaren, schönen Herbsttages. Die Kugeln trafen auf diese Entfernung nur vereinzelt, aber die Wirkung war ungeheuer. Die kleinen, schlitzäugigen Männer am Ufer der Tura fielen auf den Rücken. Dann rollten sie auf den Bauch, vergruben das Gesicht im Steppengras und rührten sich nicht mehr. Sie begriffen nicht, was da geschah. Der Himmel war blank, die Sonne schien hell, und trotzdem fiel der ›Donner des Himmels‹ auf sie nieder. Ein Donner, wie sie ihn vorher noch nie gehört hatten, und ein paar Hagelkörner aus diesem klaren Himmel durchschlugen mit solcher Wucht die Körper von einigen ihrer Kameraden, daß sie bluteten und schrien, sich im Gras wälzten und starben.
    Selbst Jermak war von der Wirkung verblüfft. Bis heute hatte er nicht gewußt, daß Kutschums Männer weder Pulver noch Blei kannten. Wie in alten Zeiten kämpften sie ausschließlich mit Pfeilen und Speeren, Krummschwertern und Äxten.
    »Wir haben Sibirien bereits erobert, Brüderchen«, sagte Jermak zu seinen Hetmanen und Hundertmännern. Sie waren inzwischen gelandet, hatten das Ufer der Tura besetzt und sahen in der Ferne eine große Siedlung liegen. Es war Tschinga-Tura, das heutige Tjumen. Vor der Stadt warteten die tatarischen Krieger, zuerst die Bogenschützen, dahinter die Reiter. Von den Materialbooten schleppten die deutschen Kanoniere die drei kleinen Kanonen an Land und brachten sie in Stellung. »Bevor sie sich an den Knall des Pulvers gewöhnt haben, marschieren wir in Sibir ein! Das Land ist unser!«
    Muschkow hatte unterdessen Lupin gesucht, der im letzten Boot bei den Kranken und Verletzten saß. Marina war mit Befehlen Jermaks unterwegs und gab die Aufstellung der Schlachtordnung weiter, wie Jermak sie sich ausgedacht hatte.
    »Jetzt ist es soweit, Väterchen!« sagte Muschkow. »Du mußt Marina zurückhalten! Die Tataren sind Meister im Bogenschießen, ich kenne sie aus vielen Feldzügen. Sollen wir Marinuschka gemeinsam überwältigen?«
    »Jermak wird sie suchen.«
    »Man muß ihr den Fuß ausrenken, damit sie nicht mehr laufen kann!«
    »Barbar!« fuhr Lupin auf. »Willst du mein Töchterchen verstümmeln?«
    »Soll ich Witwer werden, bevor ich sie geheiratet habe?«
    »Und du?« fragte Lupin. »Wo willst du dich verstecken? Ist eine Witwe etwas anderes als ein Witwer?«
    »Alexander Grigorjewitsch«, sagte Muschkow beinahe feierlich, »ich passe auf mich auf. Aber ich will endlich, endlich …«, jetzt brüllte er, »auch einmal wieder Beute machen! Überlege dir, was wir mit Marina tun können, oder ich bringe dir dein Töchterchen verschnürt wie ein Deckenbündel!«
    Bei Jermak, der auf einem umgestülpten Boot saß und darauf wartete, daß seine Männer sich formierten, lagen drei Tataren im Gras, mit zerfetzten Kleidern und blutigen Striemen auf der Haut. Man hatte sie durch Zufall in einer kleinen Höhle in der Uferböschung entdeckt und wie Dachse herausgeholt. Ein Dolmetscher verhörte sie gerade, und sie gaben zögernd Antwort.
    »Der Anführer der Tataren, der Idiot vor uns, heißt Jepantscha«, berichtete Jermak, als Muschkow sich neben ihn auf das Boot setzte.
    Marina kam ebenfalls zurück, erhitzt vom Laufen. Die deutschen Kanoniere hatten ihre Eisenkugeln gestapelt, die Rohre geladen, die Zündstöcke griffbereit. Neben den Kanonen flackerten kleine Feuer, in die man die Lunten tauchen würde. »Es sollen dreitausend Mann sein, die

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