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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gedanken, daß Jermak, wenn man sein Geheimnis entdeckte, auch nicht zurückschrecken würde, ihn selbst, Oleg Wassiljewitsch, umbringen zu lassen. Der Rock des Priesters wäre in diesem Fall kein Eisenpanzer …
    Eine Stunde nach dem Gottesdienst schwamm auch Lupin mit zwei kräftigen Pferden durch den Fluß und folgte seiner Tochter und Muschkow, dem immer noch nicht geliebten Schwiegersohn. Sie hatten die Strecke vorher genau besprochen: erst ein Bogen ins Land, dann zum Tobol zurück und hinauf zur Tura. Von dort wollten sie den alten Weg nehmen, den man nach Sibirien hineingekommen war, von Station zu Station, die Jermak angelegt hatte, von einer hölzernen Kirche zur anderen, wo man Priester zurückgelassen hatte, die zum Grundstock neuer Siedlungen wurden. Aus dem Permer Land schickten die Stroganows Bauern und Jäger, Beamte und Kolonnen von Arbeitern, die das Land rodeten, Felder anlegten und unter der Leitung studierter Männer die riesigen Bodenschätze abzubauen begannen.
    Das war der einzige Weg in die Freiheit! Hinter dem Ural, im guten alten Rußland, wollte man dann untertauchen, vielleicht sogar in Moskau, wo niemand fragte, woher man kam, wo man nur ein Sandkorn in der Masse war, das niemand beachtete.
    »Was kannst du außer Reiten, Plündern und Frauen rauben?« hatte Lupin einmal Muschkow gefragt, als sie von der Zukunft sprachen.
    »Ich kann singen!« hatte Muschkow geantwortet.
    »Zu wenig! Wollt ihr durch das Land ziehen und auf den Dorfplätzen grölen? Dafür ist mir mein Töchterchen zu schade. Überlege, was kannst du noch?«
    »Ich könnte Fuhrmann werden.«
    »Nicht schlecht. Man braucht gute Fuhrleute. Aber dauernd unterwegs, immer auf den Wagen, monatelang auf einem Bock, sich herumbalgen mit Straßenräubern, mit Sonnenglut und Schneestürmen … das ist auch nicht das richtige, Iwan Matwejewitsch! Ein junges Frauchen, zu lange allein gelassen, ist wie eine schwelende Glut, in die man nur hineinzublasen braucht, und schon lodert das hellste Feuer! Marinuschka ist da keine Ausnahme, das sage sogar ich, der Vater!«
    »Ich könnte Ofenbauer werden, Väterchen«, meinte dann Muschkow nach eifrigem Nachdenken.
    »Kannst du denn das?«
    »Ich habe schon viele Öfen gebaut!«
    »Ein guter Ofen darf nicht qualmen! Ofenbauen ist eine Kunst, Iwan Matwejewitsch!« Lupin kratzte sich den weißhaarigen Kopf. »Aber das wäre etwas, das mir gefiele …«
    Man einigte sich also darauf, daß Muschkow später, wenn sie wieder in Rußland wären, Ofenbauer würde. Iwan Matwejewitsch atmete hörbar auf und war froh, den bohrenden Fragen des Alten entkommen zu sein. Er suchte Marina.
    »Welch ein Fall!« klagte er, als er sie gefunden hatte. »Vom Kosaken zum Ofenbauer! Von der Steppe in eine Zimmerecke. Statt im Sattel mit dem Hintern auf einem warmen Stein!«
    »Ich verstehe nichts!« sagte Marina. »Wer will Öfen bauen?«
    »Ich! Ich habe es deinem Väterchen versprechen müssen!«
    »Erst müssen wir wieder in Rußland sein«, hatte sie darauf geantwortet. »Väter sind nun einmal so … Sie wollen immer wissen, was in vielen Jahren sein wird! Für uns ist es jetzt nur wichtig, das Leben zu retten.«
    Nun war der Gottesdienst längst zu Ende. Der Kosakenpope rief nach seinem Diakon Lupin – vergeblich. Jermak wartete in seinem Zelt ungeduldig auf die beiden Mörder. Er hatte auch nach Boris Stepanowitsch suchen lassen, die Hundertmänner hatten das Kerlchen zuletzt gesehen, wie Boris die Verteilung der gebratenen Hammelstücke beaufsichtigte. Es gab Streit dabei – ein Hammel hat auch Knochen, und wer mehr Knochen als Fleisch erhielt, schrie sofort los.
    Boris hatte die Aufregungen geschlichtet. Am Ufer standen unterdessen die Pferde, und Muschkow lief unruhig hin und her, rang die Hände und verfluchte die Idee, sich bis zuletzt zu zeigen, um das Verschwinden erst dann auffallen zu lassen, wenn man längst schon viele Werst nach Westen geritten war.
    »Wo ist Boris?« brüllte Jermak, nachdem er zwei Stunden gewartet hatte. »Ist er auch nicht am Fluß?«
    Aber niemand hatte ihn mehr gesehen; auch die Mörder meldeten sich nicht …
    Mit Jermak vollzog sich eine seltsame Veränderung. Bebende Unruhe erfüllte ihn, er rang die Hände, lief in seinem Zelt hin und her, schickte Boten aus, um Boris Stepanowitsch zu suchen, vermied es aber, gleichzeitig nach Muschkow zu fragen.
    Was ist geschehen, wenn sie gerade bei ihm war? dachte er und wischte sich mit beiden Händen über die Augen. Hat man sie

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