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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Warum sollte mein Diakon Lupin fliehen? Vor wem? Warum sollte Muschkow …«
    »Ich hatte ihn zum Tode verurteilt …«, brachte Jermak langsam heraus.
    »Was? In Ewigkeit, amen!« Der Kosakenpope ließ sich auf den seidenen Diwan fallen. »Steht die Welt kopf, Jermak?«
    »Muschkow hat mich verraten!«
    »Wer kann das glauben?«
    »Jeder wird es glauben, weil ich es sage!« brüllte Jermak selbstherrlich. »Weißt du es besser, Hurenbock?«
    Oleg Wassiljewitsch hielt es für klüger, den Zorn Jermaks zu schlucken und nicht darauf hinzuweisen, daß man einen Popen so nicht nennt. Er betrachtete ihn nur interessiert, als der Hetman wie ein Raubtier im Käfig in dem großen Zelt auf und ab lief, wie er die Fäuste gegeneinanderschlug …
    »Gut, Muschkow ist ein Verräter«, sagte der Pope nach einer Weile. »Aber was macht Boris Stepanowitsch dabei?«
    »Warst du blind, he?« Jermak blieb mit einem Ruck stehen. »Das Kerlchen war Muschkows Geliebte!«
    Oleg Wassiljewitsch lachte meckernd. »So etwas gibt es bei Muschkow nicht!«
    »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!« Jermak zog den Kopf ein. Die Wahrheit zu sagen, ist unmöglich, dachte er. Bleiben wir dabei, daß Iwan Matwejewitsch als Mann entgleiste. »Zweifelst du es an?«
    »Wenn du es sagst – nie!« Der Pope hob den Blick zur Zeltdecke. »Ich bin sogar gefaßt darauf, daß du behauptest, mein lieber Alexander Grigorjewitsch wäre ihr Kuppler gewesen.«
    »Genau das war Lupin auch!« schrie Jermak.
    »Die Wege der Menschen sind verschlungen.« Der Pope faltete die dicken Hände. »Und nun sind sie weg! Wohin?«
    »Zurück nach Rußland! Oder glaubst du, sie seien uns vorausgeritten zu Kutschum?«
    »Wie kann man nach soviel Enttäuschungen noch glauben?« antwortete Oleg vorsichtig. »Du wirst sie wieder einfangen, Jermak Timofejewitsch?«
    »Ich werde sie jagen wie goldene Füchse!« sagte Jermak voller Haß. »Rußland wird nicht groß genug sein, um sie zu verstecken.«
    »Du willst umkehren?« stotterte der Pope. »Du willst Sibirien aufgeben wegen Muschkow? Vor uns liegt Sibir, dahinter kommt Mangaseja … und dann, weißt du denn, was dann die unbekannte Welt uns noch alles schenkt?«
    »Nein! Wir ziehen weiter, aber ich werde ihnen meine besten Reiter nachschicken!«
    »Und wenn die drei Flüchtlinge schneller sind?«
    »Einmal komme ich aus Sibirien zurück!« Jermak atmete tief durch. »Ich finde sie! Eines Mannes Leben kann lang sein, wenn er einem Traum und einer Rache nachjagt. Den Traum – Sibirien – erfülle ich mir! Der Rest des Lebens … wird für die Rache sein!«
    Der Pope hob bedauernd die breiten Schultern. »Nur um drei Menschen zu töten, willst du darauf verzichten, Herr über Sibirien zu sein?«
    Das war ein Schwur, dachte der Pope. Ein tödlicher Schwur. Und wie man Jermak kennt, wird er's schaffen …
    Nun sah Jermak Oleg Wassiljewitsch aus starren Augen an. »Töten!« Der Blick durchdrang den Popen wie Frost. »Ich werde sie bis zum Hals in Ameisenhaufen eingraben und dabeisitzen und zusehen, wie man sie Stück für Stück auffrißt. Und wenn sie brüllen und jammern, betteln und beten, werde ich eine Flöte nehmen und die Hirtenweisen des Don spielen … Wie glücklich werde ich sein!«
    Er starrte den Popen an, wartete auf eine Antwort, aber Kulakow war wie gelähmt von dem Bild, das Jermak von seiner Rache gemalt hatte.
    »Beim Morgengrauen ziehen wir weiter!« sagte Jermak, ergriff einen Zipfel des Priestergewandes, küßte es und verließ das Zelt.
    Es war Oleg Wassiljewitsch zumute, als habe er gerade mit dem Teufel gesprochen und nur das geheimnisvolle Brandzeichen MIR auf seinem Hinterteil habe seine Seele noch einmal gerettet …
    Wenig später ritten sechs Kosaken mit zehn Packpferden den Tobol hinauf, um eine Furt zu suchen und dann Muschkow, Lupin und Marina Alexandrowna zu folgen.
    Sie waren froh über diesen Auftrag und fühlten sich gerettet vor Mametkuls und Kutschums riesigem Tatarenheer.
    Sie ritten die ganze Nacht, wechselten dann die Pferde, indem sie die Packpferde sattelten und die müden Reittiere mit leichten Gepäckstücken beluden, und lauschten bei dieser Rast in die Ferne, ob sie Lupin schon hörten.
    »Er ist ein alter Mann«, sagte Marina, als Muschkow zum Aufbruch drängte. »Eine ganze Nacht zu reiten, das ist viel für ihn.«
    »Vielleicht ist er gar nicht weggekommen.« Muschkow trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. »Er hat mir gesagt: ›Reitet so schnell und so lange ihr

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