Kosaken Liebe
weiter?«
»Kein richtiger, Väterchen«, sagte Muschkow und lächelte breit.
»Vom Bischof selbst geweiht und gesalbt!« sagte Lupin laut. An den Diakon hatte er sich inzwischen gewöhnt. Er war beleidigt, wenn man die außergewöhnlichen Umstände seiner Weihe zur Sprache brachte. Außerdem: Wer Oleg Wassiljewitsch, den Kosakenpopen, so erlebt hatte wie Lupin, der hat einen anderen Blick vom Wesen der Priester gewonnen als ein einfacher Mensch, der nur vor der Ikonostase kniet und alles glaubt, was da gesungen, gepredigt und beweihräuchert wird. »Wann reiten wir weiter?«
»Sofort«, antwortete Marina. »Ist das möglich?«
Lupin nickte. Sein ganzer Körper war ein einziger Schmerz, ein Muskelkrampf, ein Brennen entzündeter Knochen. Sie werden mich auf das Pferd heben müssen, dachte er. Einmal im Sattel, geht es wieder … Was bedeuten Schmerzen, wenn ich mein Töchterchen heil über den Ural bringen kann? Im Permer Land kann ich dann aus dem Sattel fallen, und ich werde, wenn ich auf der Erde liege, den Boden küssen. Willkommen, heiliges Rußland!
Was kümmern uns dann noch die Kosaken? Der zaristische Gouverneur von Perm wird jeden aufhängen, den er bekommen kann. Das ist ein Ukas aus Moskau, und selten hat man einem Befehl des Zaren so freudig ausgeführt wie diesen, alle Kosaken wie Wölfe zu jagen.
»Ihr müßt die Kleider wechseln!« sagte Lupin plötzlich.
»Wieso?« Muschkow rückte seinen Rock zurecht und steckte die Daumen in seinen Gürtel. »Noch bin ich kein Ofenbauer, sondern Muschkow, der Kosak!«
»Und als solcher werden sie dich im Permer Land sofort erschlagen!« sagte Lupin laut. »Hast du das vergessen?«
»Welch eine Welt!« Muschkow seufzte und legte den Löffel hin. »Wir erobern dem Zaren Sibirien, wir machen ihn zum reichsten Herrscher der Welt, durch uns wird Rußland unbesiegbar … aber er verurteilt uns zum Tode! Ist das ein Dank?«
Der Pope hatte sein Morgengebet beendet. Er kam an den Tisch, setzte sich, blickte die drei etwas beleidigt an und tauchte seinen Holzlöffel in die Grütze. Er war so groß, daß er ihn kaum in den Mund bekam. Er mußte den Mund weit aufreißen, um den Brei hineinzuschieben.
»Essen ohne zu beten!« sagte er tadelnd. »Bruder Lupin, ich hatte auf deine Hilfe gehofft.«
»Ich hatte mit den Kosaken ein geistliches Gespräch.« Lupin räusperte sich, als Muschkow grinste. »Sie werden auch nach Uspensk kommen, ich nicht, und sie sollen dem Bischof einen Gruß überbringen.«
»In dulci jubilo!« sagte der Pope ergriffen. Er ahnte nicht, daß es in wenigen Minuten keinen Anlaß mehr geben würde, fröhlich zu sein …
»So ist es!« antwortete Lupin. Er blickte Muschkow an, dann seine Tochter und erkannte, daß sie bereit waren. Da erhob er sich und humpelte mit seinen wunden Knochen zur Tür. »Wie ist der Tag?«
»Sonnig und warm, Bruder.«
»Gott ist ein gütiger Vater …«
Lupin machte, daß er schnell die Hütte verließ. Er warf die Tür hinter sich zu, schwankte zum Magazin, das gerade geöffnet wurde, und holte aus seiner Tasche einen goldenen Ring, den ihm der Pope Kulakow einmal geschenkt hatte.
»Gebt mir dafür eine Hose und ein Bauernhemd«, sagte er und legte den Ring auf den Tisch des Magazins. »Für einen schlanken Jungen … nur etwas größer als ich ist er, aber nur die Hälfte in der Breite.«
»Für diesen Ring, Alter?« sagte der Stroganow-Beamte. Er prüfte den Reif, hielt ihn gegen das Licht und blinzelte. »Er ist nicht viel wert …«
»Er ist soviel wert, um euch den Schädel einzuschlagen, wenn ihr mich betrügt«, sagte Lupin ruhig. »Haben die Stroganows es nötig, einen alten Mann zu betrügen? Die Hose, das Bauernhemd und gute Schuhe dazu – sonst fahre euch der Teufel in den Hosenschlitz!«
Man soll mit groben Leuten nie lange verhandeln, vor allem nicht in dieser Einsamkeit, wo einem niemand hilft, wenn man verprügelt wird. Der Ring hatte seinen Wert, der Alte wußte es genau … der Beamte begann also, ehrlich zu denken und suchte in den Regalen und Kästen nach dem, was Lupin gefordert hatte.
Unterdessen ging es in der Kirchenhütte weniger ruhig zu.
Muschkow hatte seine Uniform ausgezogen und stand in einem leinenen Hemd im Zimmer. Es war ein sehr kurzes Hemd, sein Unterkörper blieb entblößt, das Ostjakenweib starrte ihn an, und der junge Pope vergaß das Löffeln seiner Grütze und ließ den Löffel in die irdene Schüssel fallen.
»Bist du verrückt?« stotterte er. »Willst du über
Weitere Kostenlose Bücher