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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lupins, der es eine Gotteslästerung nannte, segnete Muschkow die Fuhrleute der Stroganows, die mit gemischten Gefühlen und oft auch Angst im Herzen in das fremde Sibirien fahren mußten. Der Handel mit dem bereits eroberten Land wurde fleißig ausgebaut; für einen Stroganow gab es keinen Stillstand. Ehe die besetzten Gebiete noch Atem holen konnten und die Menschen sich darauf besannen, daß sie erobert worden waren, saßen schon die ersten Stroganow-Beamten in den Siedlungen und tauschten und kauften. Man hatte gar keine Zeit, sich über die neuen Herren aufzuregen …
    Sie brachten Geld und neue Waren, und wenn man weiterleben kann und zu essen hat, ein Dach über dem Kopf behält und ungestört Kinder zeugen darf, ist es gleichgültig, ob der Herr über allem nun Kutschum oder Iwan heißt, Christus oder Allah. Dem Bauern, dem Fallensteller, dem Fischer, dem Jäger war das gleichgültig. Ein Volk will leben … Politik ist ein Spielzeug der Reichen oder derjenigen, die damit reich werden wollen …
    Auf der Serebrjanka, der alten Sibirischen Straße, über die auch früher die Mönche gezogen waren, die man dann prompt jenseits des Urals erschlug, rasteten Muschkow, Marina und Lupin in einem Hohlweg, der von zwei Felswänden gebildet wurde. Hier hatten sie damals Höhlen erweitert, und Muschkow erinnerte sich an seine Behausung, in der er, müde des Tragens, ein Fäßchen mit gesalzenem Schweinefleisch zurückgelassen hatte.
    Das Faß war noch da, aber jemand hatte es aufgebrochen und leergegessen.
    »Was machen wir nun?« fragte Lupin später. Ein Feuer brannte, es war eine helle Nacht, warm und still, eine Nacht für Verliebte, und Muschkow überlegte, wie man einem Vater klarmachen kann, in einer anderen Höhle zu schlafen, weil man Sehnsucht nach seinem Töchterchen hat und es gern in einer solch milden Nacht in den Armen halten möchte. Lupin hatte einen leichten Schlaf, er wachte sofort auf, wenn er etwas rascheln hörte, und als Muschkow einmal auf diesem langen Weg mit Marina zärtlich werden wollte und unter der Decke tätig wurde, hatte sich Lupin aufgerichtet und strafend gesagt: »Iwan Matwejewitsch, denke daran, daß du jetzt einen Priesterrock trägst!«
    Das war ein höflicher Hinweis, in Väterchens Gegenwart die Zähne zusammenzubeißen. Muschkow befolgte ihn, aber in dieser warmen Sommernacht regte sich mehr in ihm als Anstand und knirschende Selbstbezwingung …
    »Was heißt, was machen wir nun?« fragte Muschkow zurück. »Ist's dir zu warm, mein Väterchen? Nebenan ist eine Höhle, die kühler ist.«
    Lupin sah ihn an, und Muschkow senkte den Kopf. »Ich meine, was machen wir, wenn wir die Tschusowaja erreichen? Bauen wir uns ein Floß und schwimmen sie hinunter? Das geht schneller und schont unsere Kraft.«
    Muschkow dachte an die Schinderei, als sie diesen Fluß hinauf gerudert waren, und schüttelte den Kopf. »Ich habe ein Pferd! Ich will nie mehr im Leben von einem Floß oder einem Boot etwas wissen! Wir reiten!«
    »Es wäre einfacher …«, sagte auch Marina.
    »Nein!« Muschkow fiel es schwer, etwas gegen Marina zu sagen. Und er wunderte sich, daß sie es ohne Widerrede hinnahm. »Laßt mir wenigstens ein Andenken an mein Kosakenleben – mein Pferd!«
    Wie fröhlich das Kosakenleben sein kann, erfuhren sie, als sie sich schon schlafen gelegt hatten. Vor der Höhle erschollen Poltern und Pferdegetrappel, Muschkow und Lupin fuhren hoch und griffen zu den Waffen. Einer der Fuhrleute, die Muschkow noch am Vortag mit Gottes Segen nach Sibirien hatte weiterziehen lassen, kam herein. Er blutete aus einer Stirnwunde.
    »Kosaken!« schrie er. »Keine zwei Werst von hier – auf dem Weg! Ich bin geflüchtet, nachdem sie mich halbtot geschlagen haben. Sie haben nach euch gefragt, nach einem Popen, der Muschkow heißen soll. Seid ihr das, Väterchen?«
    »Ich bin's!« rief Muschkow. »Gesegnet sei dein Wiederkommen! Ziehe zurück zu den Stroganows und sage ihnen, sie möchten drei große Kerzen nach Uspensk schaffen lassen!«
    Der gläubige Fuhrmann bekreuzigte sich und machte dann, daß er wegkam, bevor ihn die Kosaken einholten.
    »Ich wußte, daß Jermak uns verfolgen läßt«, meinte Lupin. »Er kann hassen wie eine betrogene Frau!«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß sie uns einholen!« Muschkow holte aus den Satteltaschen Pulver und Blei und verteilte es. Er gab nur Lupin etwas, bis Marina sagte: »Und ich?«
    »Du bleibst in der Höhle!« sagte Muschkow.
    »Warum redest du so dummes

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