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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und sah dabei sein Töchterchen an. Wie ein Kind lag sie neben dem breiten Muschkow, schutzsuchend und mitleiderregend. Und wieviel Kraft steckte doch in diesem zarten Körper!
    Ich habe sie wieder, dachte Lupin glücklich, putzte sich die Augen und den Mund mit dem Ärmel ab und sah immer noch Marina an. Ich habe sie wieder …
    Kein Leben ist umsonst gelebt, viele wissen das nur nicht.
    Dann sank auch er um, streckte sich, seufzte röchelnd und schlief fast sofort ein.
    Die sechs Kosaken, die ihnen folgten, waren nur noch vier Stunden von ihnen entfernt.
    Das Geläut der kleinen Glocke weckte sie am Morgen.
    Der Pope riß an dem Lederriemen, mit dem er die Glocke bewegte, die auf dem Dach der Blockhütte in einem nur nach einer Seite offenen Kasten schwang.
    Lupin richtete sich als erster auf, stöhnte leise, denn auch der Schlaf hatte seine zerschundenen Knochen noch nicht erfrischt, humpelte zum gemauerten Herd und schöpfte sich heißen Tee in einen irdenen Becher. Die Ostjakenfrau war wieder da, rührte in einer Hafergrütze und starrte die Kosaken wie am Abend zuvor böse an.
    Dann erwachte Muschkow, setzte sich auf und sagte laut: »Kann niemand dem Glockenläuter in den Hintern treten?« Davon wurde wieder Marina Alexandrowna wach, und ihr Blick fiel zuerst auf Lupin, der am Herd saß und den Tee schlürfte.
    »Väterchen …«, stotterte sie. Und dann lauter, aufspringend und die Arme ausbreitend: »Väterchen! Du hast uns gefunden! Iwan Matwejewitsch, er hat uns eingeholt!«
    »Wer?« fragte Muschkow noch schlaftrunken. »Eingeholt?« Das Wort entzündete in ihm sofort den Kampfgeist. »Zu den Waffen!« rief er und sprang auf. »Marinuschka, versteck dich! Ich halte sie allein auf!«
    Erst als er schon seine Pistole im Anschlag hatte, erkannte er Lupin, der seelenruhig weiter seinen Tee trank. Die Ostjakin am Herd füllte den dicken Grützbrei in gebrannte, flache Schüsseln. Es klatschte und dampfte und roch köstlich nach gezuckerter Milch.
    »Alexander Grigorjewitsch!« sagte Muschkow verblüfft. Marina war stehengeblieben und hatte die ausgebreiteten Arme sinken lassen. Ich bin ja Boris Stepanowitsch, durchfuhr es sie. Ein Mann! Ich kann doch keinem anderen Mann um den Hals fallen!
    »Wie … geht es dir, Väterchen?« fragte sie und preßte die Hand gegen ihr zitterndes Herz.
    »Ich habe keine Knochen mehr.« Lupin tauchte den Holzlöffel in den Grützbrei. Die Ostjakin stellte drei weitere Schüsseln auf den Tisch und starrte die Kosaken voller Feindschaft an. In ihrem Blick konnte man lesen: Man sollte in den Brei hineinspucken, und diese Spucke müßte Gift sein! »Setzt euch und eßt!«
    Das Glöckchen läutete noch immer. Priester haben eine große Ausdauer. Aus dem Jägerblockhaus waren die Jäger längst hinausgezogen in den Wald, das Magazin der Stroganows mit den vier Beamten war noch geschlossen. Wer kommt so früh am Morgen schon zum Kauf?
    Muschkow und Marina setzten sich an den Tisch, aber sie aßen nicht. Das Wiedersehen mit Lupin ließ sie jeden Hunger vergessen.
    »Hat Jermak uns gesucht?« fragte Muschkow leise. Der Pope in der hinteren Ecke hatte das Lederseil losgelassen, hustete dreimal, spuckte auf den Boden und blickte durch das Fenster auf das Palisadentor, ob jemand käme, um den Tag feierlich mit einem Gebet zu beginnen. Aber es erschien niemand.
    »Als ich fortritt, war noch alles ruhig«, antwortete Lupin ebenso leise. »Wir müssen, wenn ich richtig rechne, einen Vorsprung von sieben Stunden haben.« Er löffelte seine Grütze und putzte sich den Schnauzbart am Ärmel ab. »Ich bin geritten, wie noch nie ein Mensch geritten ist. Aber jetzt brauchen wir neue Gäule. Bis zum Ural tragen uns die alten nicht mehr.«
    »Sie sind schon da, die Gäulchen!« flüsterte Muschkow. Der Pope stand vor dem kleinen Altar, der aus vier rührend naiv gemalten Ikonen bestand, und betete innig. »Sie gehören der Kirche …«
    »Iwan Matwejewitsch!« sagte Lupin warnend.
    »Was ist besser, Väterchen: stehlen oder verrecken?«
    »Das ist wieder einmal eine teuflische Kosakenfrage!«
    »In unserer Lage, Lupin!«
    »Man könnte mit dem Popen ein gutes Wort sprechen.«
    »Gibt die Kirche etwas freiwillig her? Tauscht sie mit wachem Hirn Gutes gegen Schlechtes? Ich frage dich, Alexander Grigorjewitsch!«
    Lupin seufzte, trank den Rest seines Tees und sah Marina liebevoll an. »Macht es allein …«, sagte er leise. »Ich sehe nichts. Schließlich bin ich jetzt ein Diakon. Wann reiten wir

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