Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Garde. Vierzehn Fürsten mit ihren Männern waren ihm zu Hilfe geeilt. Hinter ihnen lag das große Nichts, das unentdeckte, unbekannte Land, die riesige Weite aus Wald und Sümpfen, Tundra und Strömen, die so breit waren, daß man manchmal ihr gegenüberliegendes Ufer nicht mehr sah. Seen lagen in dieser unbekannten Welt, über die man tagelang rudern konnte, ohne Land zu finden, und es war Platz genug da, die halbe Menschheit anzusiedeln, und jeder Mensch hätte sein eigenes Stück Erde bekommen.
    Kann man solch ein riesiges Land mit tausend Mann erobern? Mit ein paar Gewehren und drei Kanonen? Mit Heiligenfahnen und Priestern, die sofort in jedem eroberten Ort ein Kreuz aufstellten, und Kaufleuten, die sogleich mit dem Handel begannen? War jemals zuvor eine neue Welt mit soviel Mut betreten worden?
    Jermak Timofejewitsch blieb keine andere Wahl. Der Nachschub, den ihm die Stroganows über Tura und Tobol schickten, hatte auch die neuesten Botschaften mitgebracht. Vor ein paar Tagen hatte man von einem Erlaß des Zaren erfahren.
    »Ich befehle euch, Jermak und seine Gefährten sofort ins Permer Land zurückzuschicken, um ihre Untaten an Don und Wolga zu sühnen. Sie sollen samt und sonders aufgehängt werden!«
    Oleg Wassiljewitsch hatte es vorgelesen, als die Nachricht der Stroganows die Flotte auf dem Tobol erreichte. »Also sind wir Ausgestoßene!« sagte der Pope und gab den Brief an Jermak zurück. »Es wird nie anders sein! Der Zar verzeiht nie!«
    »Er wird verzeihen!« hatte Jermak hart erwidert. »Ich lege ihm Sibirien zu Füßen. Ein größeres Geschenk hat noch kein Räuber seinem Häscher gemacht. Vorwärts, Oleg Wassiljewitsch! In die neue Welt …«
    Er stellte sich unter die aufgeblähten Segel und blickte mit zusammengekniffenen Augen zu den Ufern. Zu beiden Seiten begleiteten Mametkuls schnelle Reiter die Boote und schossen einen Hagel Pfeile ab, sobald ein Floß oder Boot nahe genug ans Ufer kam. »Ich muß zurück nach Rußland, bevor ich ein Greis bin. Ich muß noch Muschkow töten!«

11
    Am dritten Tag ihrer Flucht erreichte Lupin sein Töchterchen.
Er hatte nicht geglaubt, es jemals zu schaffen. Die letzten hundert Werst hing er nur noch im Sattel, klammerte sich irgendwo am Zaumzeug oder der Pferdemähne fest und ließ sich einfach tragen. Alle Knochen schmerzten ihn, sein Leib brannte innerlich, vor seinen Augen schwankte die Welt und verzerrte sich, aber er blieb auf dem Pferderücken, weil er wußte, daß er nie wieder aufsteigen konnte, wenn er erst einmal aus dem Sattel war.
    Aber auch der Abstand zu den sie verfolgenden sechs Kosaken verringerte sich, denn die taten etwas, was weder Muschkow noch Lupin taten: Sie suchten sich in jeder Siedlung neue Pferde, erschlugen die Besitzer kurzerhand und kamen so schneller vorwärts als die anderen auf ihren müden, abgemagerten, stolpernden Gäulchen.
    Inzwischen hatten Muschkow und Marina an der Tura eines der kleinen, befestigten Lager erreicht. Die Pferde taumelten wie Blinde hinein. Drei Holzhütten waren es, von dicken Rundpalisaden umgeben: eine Handelsstation, ein Jägerlager und – wie konnte es anders sein – eine Niederlassung der Kirche mit einem jungen Popen. Er hatte die Hauptarbeit in diesem Gebiet zu leisten, predigte den Ostjaken und Tataren von Christus, zeigte ihnen die bunten Bilder der Heiligen, versprach ihnen das ewige Leben – was sie anders auffaßten als die Kirche – und taufte fleißig, sehr erstaunt über die Willigkeit der Menschen.
    Daß die Ostjaken glaubten, mit dem Besprengen des geweihten Wassers werde man unsterblich, und sich deshalb zur Taufe drängten, ergründete der gute Pope nie. Und als dann noch in der Schneeschmelze neun Frauen und Männer starben, die nicht getauft waren, und alle überlebten, die der Pope mit Weihwasser besprengt hatte, wurde die neue Lehre als Zauberkraft überall anerkannt.
    Muschkow ritt erst allein durch das Palisadentor, um zu erkunden, wer in der kleinen Station zugegen war. Die Jäger waren unterwegs, die Beamten der Stroganows kannten ihn nicht, aber da er ein Kosak war, war er für sie uninteressant, denn mit Kosaken kann man keinen Handel treiben. Bei denen kann man höchstens fürchten, das Erhandelte zu verlieren.
    Um so freundlicher begrüßte der Pope den vorsichtigen Muschkow.
    »Bist du nicht Iwan Matwejewitsch?« rief er und breitete die Arme aus. »Jermaks bester Freund? Brüderchen, was machst du hier? Sag nur nicht, du seist der einzige

Weitere Kostenlose Bücher