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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Mund auf dem Kopf tragen? Sieh dir an, was man aus Boris Stepanowitsch gemacht hat! Darum müssen wir sofort zum Bischof von Uspensk …«
    Er half Marina in die Kleider, nahm sie dann an der Hand und lief mit ihr aus der Hütte. Draußen hatte Muschkow die gutgenährten Kirchenpferde gesattelt, und zwei Beamte Stroganows, die er aus dem Magazin geholt und in den Hintern getreten hatte, halfen ihm jetzt, die Packpferde zu beladen. Sie taten es stumm und mit verstörten Augen. Noch nie hatten sie einen so groben Priester erlebt … Selbst Oleg Wassiljewitsch sagte erst einen frommen Spruch, bevor er zuschlug!
    Um neun Uhr morgens war alles erledigt. Auf schönen Pferden ritten Lupin, Marina und Muschkow aus der befestigten Stroganow-Station. Der junge Pope stand in der Tür seines Blockhauses und verfluchte sie; die Beamten beschlossen, einen genauen Bericht nach Orjol zu schreiben …
    Sie kamen nicht gleich dazu.
    Vier Stunden später – die Station war belebt durch tauschende Ostjaken und Tataren – sprengten die verfolgenden sechs Kosaken Jermaks durch das Tor. Sie ritten einfach die Menschen nieder, die ihnen im Weg standen, dann sprangen sie von den Gäulen, verteilten sich – je zwei Mann für jedes Haus – und stürmten in die Hütten.
    »Gelobt sei Jesus Christus!« brüllten die beiden, die bei dem Popen eindrangen. Der junge Priester kniete vor dem Altar in der Ecke und hatte Muschkows Hose angezogen.
    »Sind hier Muschkow, Lupin und Boris Stepanowitsch durchgekommen?«
    »Sie sind es!« sagte der Pope düster. »Und die Hölle reitet mit ihnen!«
    »Iwan Matwejewitschs Hose!« rief einer der Kosaken und streckte die Hand aus. »Er hat sie an! Ich erkenne sie wieder!«
    »Und da, auf dem Tisch, liegt Boris' rote Mütze! Ha!« Sie rissen den Priester vom Betschemel und schleiften ihn aus der Hütte. Der Pope schrie und zeterte, schließlich bettelte und weinte er.
    Die anderen vier Kosaken hatten die Beamten Stroganows verhört, im Jägerhaus ein paar wertvolle Zobelfelle an sich genommen und aus dem Magazin ein Fäßchen mit Schnaps mitgehen heißen.
    »Halunke!« brüllte der Anführer der Kosaken, ein Fünfzigmann, den Popen an. »Was hast du mit ihnen gemacht? Warum liegen ihre Uniformen hier?«
    »Sie haben mich bestohlen!« wimmerte der Priester. »Meinen Rock, meine Pferde, mein Brustkreuz … Der Himmel strafe sie!«
    »Also ist Muschkow doch ein echter Kosak geblieben«, sagte der Fünfzigmann voll geheimen Stolzes. »Wie lange sind sie fort?«
    »Vier Stunden …«
    »Dann holen wir sie ein!« Die Kosaken rannten zu ihren dampfenden Pferden und sprangen in die Sättel. So kann nur ein Kosak seinen Gaul besteigen! »Vor dem Ural müssen wir sie bekommen! Hei! Hei!«
    Sie schwangen die Peitschen, schrien hell und preschten aus dem Tor. Es war wie ein höllischer Spuk, der die Station heimgesucht hatte.
    Bis zum Ural! Ins Permer Land durften sie nicht, das wußten die Kosaken genau von Jermak. Aber jeder von ihnen bekam tausend Rubel, wenn sie die Köpfe von Muschkow, Lupin und Boris Stepanowitsch zu Jermak Timofejewitsch brachten.
    Und diesmal wollte Jermak wirklich bezahlen …
    Sie ritten den ganzen Weg zurück, den sie auf der Tura hinabgeschwommen waren. Überall stießen sie auf Jermaks Spuren, auf zurückgelassene und zerstörte Boote, auf verrottende Flöße, auf die Steinwälle der Lager, die sie angelegt hatten, wenn sie am Ufer übernachtet hatten; sogar noch die Feuerstellen mit halbverkohlten Baumstämmen waren geblieben. Wehmütig hielt Muschkow ab und zu an und starrte auf die Zeugen ihres einmaligen Marsches nach Sibirien, auf dieses Abenteuer von tausend Kosaken, Priestern, Kaufleuten und Jägern, das in der Weltgeschichte einmalig bleiben würde …
    Als sie die Tura verließen und an dem steinigen Tagil emporritten, als sie die Scharawlja erreichten, an der sie die schweren Boote tagelang entlanggeschleppt hatten … da übernachteten Lupin und seine beiden Kinder wieder in den Höhlen, die sie damals in den Felsen gefunden und erweitert hatten. Da lagen noch verstreute Werkzeuge und Gepäckstücke; und wo die Latrine gewesen war, summte es noch von Millionen Mücken und Schmeißfliegen.
    Noch dreimal schliefen sie in befestigten Lagern, trafen auf die Kolonnen des Nachschubs, den die Stroganows jetzt über den Ural schickten, und Muschkow wuchs immer besser in die Aufgabe hinein, sich wie ein Pope zu benehmen – auch wenn der Priesterrock zu klein war.
    Sehr zum Mißfallen

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