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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zeug?« rief sie.
    »Ich befehle es dir!« sagte nun auch Lupin.
    Sie sah ihn an, und plötzlich konnte er Muschkow verstehen, der immer geklagt hatte, Marina weiche sein Herz mit einem einzigen Blick auf.
    Jetzt nahm sie die Pistole aus dem Gürtel und streckte Muschkow die Hand hin. »Es wird unser letzter Kampf sein«, sagte Marina fest. »Dort hinten liegt das Permer Land. Dort liegt unser neues Leben! Darf ich gar nichts dafür tun, daß wir leben dürfen? Muschkow!« Sie sagte tatsächlich Muschkow, und Iwan Matwejewitsch zuckte zusammen. »Du hast mich als Beute mitgenommen nach Sibirien, jetzt nehme ich dich als meine Beute mit nach Rußland! Willst du noch etwas sagen?«
    »Kein Wort, Marinuschka«, antwortete Muschkow, gab ihr Pulver und Blei und ging mit Lupin vor die Höhle. Marina trat unterdessen das Feuer aus.
    »Feigling!« knurrte Lupin draußen in der Nacht. »Du bist in ihrer Hand wie ein Esel am Zügel.«
    Muschkow schwieg. Was soll man da antworten, dachte er. Der Alte hat's vergessen: Jeder verliebte Mann benimmt sich wie ein Esel … das macht das Verliebtsein erst schön.
    Der Kampf war kurz und schnell entschieden. Wenn es um das nackte Leben geht, darf man nicht mehr fragen, ob es nun ein ganz anständiger Kampf gewesen sei …
    Die sechs Kosaken jedenfalls ritten in den Hinterhalt, den Muschkow und Lupin gelegt hatten, und sie wurden von zwei Seiten in dem Hohlweg erschossen, ohne daß sie ihre Gegner zu Gesicht bekamen … ohne sich wehren zu können … ohne zur Überlegung zu kommen.
    Die Schüsse krachten, die ersten drei Männer fielen aus dem Sattel. Es war ja eine helle Nacht, man sah gut, wohin man zielte. Und da Muschkow und Lupin zwei Pistolen bei sich hatten, fielen auch die beiden nächsten Kosaken auf den Felsenboden.
    Der Letzte hatte es schwerer. Sein Pferd scheute vor den Schüssen, stieg hoch und warf ihn ab. Zwar sprang er sofort auf und riß seinen Säbel heraus, aber da war Muschkow auch schon bei ihm, und diese Erscheinung im Priestergewand war ein Anblick, der den Kosaken für einen Augenblick überwältigte. Iwan Matwejewitsch Muschkow als Pope – Jermak hätte gebrüllt vor Lachen!
    Es war ein Augenblick zuviel. »Du bist es, Pawel Iwanowitsch Chromow?« schrie Muschkow. »Du jagst einen alten Freund vom Don?«
    Dann schlug er zu und spaltete dem Kosaken den Schädel. Lupin kam hinter dem Felsen hervor, von der anderen Seite lief Marina herbei, den Krummdolch in der Hand.
    »Vorbei!« sagte Muschkow und lehnte sich gegen die Felsenwand. »Es war Chromow. Ich habe mit ihm als Kind am Don im Ufersand gespielt. Gott sei mir gnädig, aber was sollte ich anderes tun?« Er ließ seinen Säbel fallen, schlug die Hände vor die Augen und weinte.
    Später begruben sie die sechs Kosaken in einer der Höhlen, verschlossen sie mit Steinen, und sie brauchten dazu die ganze Nacht. Die Pferde behielten sie, und selbst Lupin sagte nun: »Es wäre eine Dummheit, mit einem Floß wegzuschwimmen. Außerdem, vor wem flüchten wir noch? Es ist zu Ende, meine Lieben. Wir sind freie Menschen, Gott sei gelobt!«

12
    Die Freiheit ist ein seltsames Ding.
    Jedermann bemüht sich, sie zu bekommen, zu behalten, zu verteidigen … Aber hat man sie, zeigt sie sich spröde wie eine Nonne. Auch Lupin, Marina und Muschkow, die mit ihren Pferden durch den Ural ritten und Mühe hatten, sie heil durch alle Schluchten und über alle schwindelnden Saumpfade zu führen, hatten eine andere Meinung vom freien Leben als das, was sie bei ihrem Eintritt ins Permer Land zu spüren bekamen.
    Sie hatten die verruchte Tschusowaja hinter sich, diesen Fluß, der das Tor nach Sibirien gewesen war, hatten die erste neue Stroganowsiedlung – von Westen aus gesehen – passiert – einen aufblühenden Handelsplatz, den Jermak vor einem Jahr als steinernen Ringwall angelegt hatte und der noch immer vorhanden war –, als böse Nachrichten, wiederum über einen Fuhrmann, zu ihnen drangen.
    Da man sich Zeit gelassen hatte, jetzt, ohne Jermaks Verfolger im Nacken, trafen sie den Fuhrmann wieder, der – ein armer Mensch muß immer leiden, weil er immer das tun muß, was die Reicheren verabscheuen – nach einer Tracht Prügel im Hauptlager III der Stroganows von neuem mit einem Pferdezug zurückgeschickt worden war, um an die Tura vorzudringen.
    »Es weht ein kalter Wind im Sommer!« sagte der ehrliche Mann zu Muschkow und betrachtete die mittlerweile recht zerschlissene Priesterkutte. »Ich weiß nicht, woher du kommst,

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