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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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misstrauisch an. War das ein Trick? Wollte er sie in irgendein verschwiegenes Gemach locken, um dort mit ihr seine Spiele zu treiben?
    „Ihr scheint meinen Worten nicht zu trauen, schöne Sonja“, meinte er lächelnd.
    „Ich verstehe nicht ganz, wovon Ihr sprecht, Grigorij Alexandrowitsch.“
    Er trat ans Fenster und schob den roten Brokatvorhang beiseite.
    „Schaut hinunter.“
    Zögernd folgte sie seiner Aufforderung. Man sah auf den Uferkai der Newa hinab, Fackeln leuchteten in der Dunkelheit, rötliches Licht spiegelte sich in langen Streifen auf dem schwarzen Wasser. Eine Gruppe Soldaten stand am Ufer, zwischen ihnen ein Mann, die Hände gebunden, Ketten an seinen Füßen.
    „Andrej!“, stieß sie hervor. „Oh mein Gott - es ist Andrej!“
    „Allerdings“, flüsterte Potjomkin, der dicht neben ihr stand. „Und Ihr, Sonja, werdet mir jetzt folgen, um sein Leben zu retten.“
    Sie starrte auf den bewegungslosen Gefangenen, glaubte seine schwarzen Augen im Licht der Fackeln aufblitzen zu sehen und zitterte vor Sehnsucht nach ihm. Es war gleich, was jetzt mit ihr geschah: entweder würde sie ihn retten oder gemeinsam mit ihm untergehen.
    „Geht voraus“, sagte sie leise. „Ich bin zu allem bereit.“

  Kapitel 43
    Andrej lauerte wie ein gehetztes Tier, das man in die Enge getrieben hatte. Er hatte erwartet, nach dem Verhör sofort wieder auf die Festung gebracht zu werden. Er hatte seine Ehre bewahrt und sein Leben verspielt - soviel war klar. Doch nichts von dem, was er vermutet hatte, geschah. Im Gegenteil. Man führte ihn ans Ufer des Flusses, jedoch niemand machte Anstalten, ihn in eines der Boote zu drängen. Stattdessen standen die Soldaten untätig herum, schwiegen und warteten, und es schien ihm, als seien sie bemüht, ihm die Sicht auf den Palast der Zarin nicht zu verstellen.
    Es war eine klare Nacht, ein schmaler Mond stand am Himmel und die Konturen des großen Bauwerks zeichneten sich düster vor seinen Augen ab. Einige Fenster waren erleuchtet, zwischen den Vorhängen tauchten immer wieder schattenhafte Figuren auf, Männer und Frauen, die zu ihm hinuntersahen und wieder verschwanden. Er bekam den merkwürdigen Eindruck, zur Schau gestellt zu werden, und grübelte darüber nach, was man damit bezwecken mochte.
    Dann endlich kam Bewegung in seine Bewacher. Ein scharfer Befehl war von einem der Seiteneingänge her laut geworden, man fasste ihn bei den Schultern und stieß ihn über den gepflasterten Uferkai zum Palast hinüber. Er witterte Unheil. Wollte man ihn dort irgendwo in einem dunklen Kellerloch ermorden? Schmählich erdrosseln oder erschlagen? Es wäre nicht das erste Mal, dass ein unbequemer Gefangener auf unerklärliche Weise verschwand. Die Geschichten, die über den Tod des Zaren Peter erzählt wurden, fielen ihm wieder ein. Er kam ins Schwitzen.
    Wenn es denn so war, dann hatte er nur zu diesem Zeitpunkt noch die Chance zu entkommen - wenn er sich erst im Inneren des Gebäudes befand, war alles zu spät. Kurz entschlossen rempelte er einen seiner Bewacher an, brachte ihn zu Fall und versuchte trotz der Ketten an den Füßen, das Flussufer zu erreichen. Doch die Anstrengung war umsonst - schon nach wenigen Sekunden hatte die Soldaten ihn wieder gefasst, hielten ihn an Armen und Beinen und zerrten ihn in den Palast hinein.
    Er wehrte sich, brüllte vor Wut, stieß mit den Füßen und traf einen der Soldaten so heftig am Kopf, dass der zu Boden stürzte. Man hatte große Mühe, ihn die Treppen hinaufzutragen. Erschrockene Diener tauchten auf und wurden mit harten Worten verscheucht. Schließlich gelang es, ihn zu bändigen, man stieß ihn in ein Zimmer hinein und steckte ihn mit Gewalt und schwer bewacht in einen Badezuber, gab ihm saubere Kleidung und führte ihn anschließend ein anderes Gemach, wo die Tür hinter ihm verschlossen wurde.
    Keuchend kniete er auf dem Boden, erschöpft von der Anstrengung und zugleich bis aufs Äußerste angespannt. Man hatte ihn nicht in den Keller, sondern in einen der prächtig eingerichteten Räume des ersten Stockwerks geschafft. Warum? Langsam erhob er sich und betrachtete staunend die kostbaren, gemalten Tapeten, die schweren Wandleuchter, die vergoldeten Stühle, die mit Brokatstoffen bezogen waren. Hier war nicht der Ort, einen Rebellen durch einen blutigen Mord aus dem Weg zu schaffen. Oder doch? Was, bei allen Teufeln, hatte man mit ihm vor?
    Schritte waren zu hören, von dicken Teppichen gedämpft, dennoch deutlich. Die Tür auf der

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