Kosakensklavin
sehen?“, regte er sich auf. „Ein Kosak wie alle anderen. Es ist nichts Besonderes an ihm.“
„Wenn ich über sein Leben entscheide, will ich wissen, mit wem ich es zu tun habe!“
Das war lächerlich genug. Schließlich hatte sie nicht die Gewohnheit, alle zum Tode Verurteilten vorher in Augenschein zu nehmen. Er begann sich zu ärgern.
„Außerdem geht es um die türkischen Angelegenheiten“, fuhr sie fort. „Ich will wissen, ob er ein verlässlicher Bündnispartner sein könnte.“
Es war Baranow gewesen, der diese Idee aufgebracht hatte, und Potjomkin hatte sie für brauchbar gehalten. Die Kosaken im südlichen Dnjepr Gebiet waren ein gutes Bollwerk gegen die Einfälle der Türken. Warum die Soldaten der Zarin sterben lassen, wenn kampferprobte Kosaken die Grenzen des russischen Reiches besser schützen würden?
„Diese Entscheidung solltest du erfahrenen Offizieren überlassen“, knurrte er.
„Ich werde den besten meiner Offiziere an meiner Seite haben“, sagte sie lächelnd und strich zärtlich über seine Brust. „Lass den Kosaken herbringen - ich will ihn sehen.“
Es war nichts dagegen zu machen. Resigniert entfernte er sich, um die nötigen Anweisungen zu erteilen - man würde Andrej Bereschkoff am Nachmittag möglichst unauffällig in den Palast schaffen. Natürlich in Ketten, damit der Kerl nicht die Gelegenheit nutzte, um sich davonzumachen.
Die Begegnung fand im rückwärtigen Teil des Palastes statt, in einem kahlen Zimmer, das eigentlich der Palastwache als Aufenthaltsraum diente. Ein Vorhang war quer durch das Zimmer gezogen worden, denn Potjomkin war es wenigstens gelungen, Katharina dazu zu überreden, im Verborgen zu bleiben. Ein kleines Loch im Vorhang erlaubte ihr, das Verhör ungesehen zu verfolgen.
Andrej wurde mit verbundenen Augen in den Raum geführt, die Hände gebunden, die Ketten an seinen Füßen erlaubten ihm nur kleine Schritte. Katharina war erstaunt über seine Größe und seinen kraftvollen und dennoch harmonischen Körper. Als man ihm die Binde fortnahm, stellte sie fest, dass seine Augen so dunkel waren, wie sie es noch nie zuvor bei einem Mann gesehen hatte. Es war ein besonderer Glanz in diesen schwarzen Augen, der Empörung oder Zorn sein konnte, und der ihm das Aussehen eines Tieres gab, das auf dem Sprung war. Katharina konnte die Augen nicht von ihm wenden und verfolgte das Geschehen mit wachsendem Herzklopfen.
Potjomkin hatte beschlossen, die Vernehmung selbst durchzuführen. Der Kerl war ihm nicht unsympathisch - er konnte die kleine Woronina verstehen. Dennoch hatte er nicht vor, ihn sanft zu behandeln.
„Andrej Bereschkoff - du hast dich gegen unsere Herrin, die Zarin Katharina II erhoben und deine Kosaken in die Rebellion geführt.“
Andrej sah den einäugigen Offizier, der ihm mit hochnäsiger Miene seine Vergehen vorhielt, missgünstig an. Verhandeln, hatte sein Vater gesagt. Es fiel ihm schwer.
„Es ist wahr“, gab er zu. „Wir haben an den Verräter Pugatschoff geglaubt und sind getäuscht worden. Unser Aufstand war sinnlos - wir sind bereit, Frieden zu schließen.“
Potjomkin lachte.
„So einfach denkst du dir das, Rebell? Mal empört man sich gegen die Zarin, dann schließt man wieder Frieden - gerade wie es euch so einfällt. Lass dir eines gesagt sein, Kerl: Die Zarin braucht treue und verlässliche Bündnispartner und keine windigen Aufrührer.“
Jetzt schoss der Zorn in Andrej hoch. Er war bereit zu verhandeln - demütigen ließ er sich nicht.
„Mütterchen Zarin sollte zuerst selbst lernen, ihre Versprechen zu halten“, rief er ärgerlich. „Ich habe ihr vertraut und mich ausgeliefert. Doch mein Vater sitzt immer noch in der Festung gefangen!“
Potjomkin wusste das auch. Die Sache war irgendwie schief gelaufen, das musste er zugeben. Trotzdem gab es seiner Meinung nach keinen Grund dafür, dass dieser Kerl sich hier so aufblies. Noch dazu vor den Augen der Zarin.
„Ein Rebell hat nichts anderes verdient“, fuhr er Andrej an. „Ihr habt geglaubt, mit der Herrscherin handeln zu können, und habt euch verrechnet. Wenn ihr euer Leben retten wollt, dann nur, indem ihr die Zarin demütig um Gnade bittet!“
Andrej straffte sich und warf mit einer raschen Kopfbewegung das lange Haar aus der Stirn. Dann sah er seinem Widersacher stolz ins Auge.
„Da kannst du warten, bis du in der Hölle schmorst, Offizier. Niemals wird ein freier Kosak um Gnade winseln. Wir werden sterben wie Männer und nicht um unser Leben bitten
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