Kosakensklavin
wie Feiglinge. Doch in den Liedern und Geschichten der Kosaken werden wir weiterleben und auch Mütterchen Zarin, die uns betrogen hat, wird dort besungen werden, wie sie es verdient.“
Potjomkin zuckte die Schultern und wandte sich ab. Der Kerl war unbelehrbar, wie er schon vermutet hatte. Er hatte sich soeben um Kopf und Kragen geredet. Schade um ihn.
Er gab das Zeichen, den Gefangenen wieder in die Festung zu bringen und trat dann hinter den Vorhang. Katharina empfing ihn mit heißen Wangen und glänzenden Augen.
„Du siehst, dass mit diesem Burschen kein Bündnis möglich ist. Wir werden andere Wege beschreiten müssen“, sagte er in lässigem Ton. Doch sie schien ihm gar nicht zuzuhören.
„Was für ein Mann. Man könnte fast Angst vor ihm bekommen“, sagte sie aufgeregt.
Er beobachtete jedoch das Feuer in ihren Augen mit wachsender Sorge. Verflucht, welcher Teufel hatte ihn geritten, sich für das Anliegen der schönen Sonja einzusetzen? Einen Haufen Ärger hatte er sich damit eingehandelt. Katharina schien ja wie berauscht von diesem Kerl zu sein.
Sie erhob sich von ihrem Sitz und umfasste ihn mit beiden Armen. Er zog sie an sich, spürte, wie sie sich gegen ihn drängte, und atmete ihren Geruch ein. Sie roch nach Verlangen, so aufreizend und schamlos, dass er fühlte, wie es sich in seiner Hose regte. Er küsste sie hart und fordernd, denn die Eifersucht hatte ihn gepackt.
„Ich habe eine Idee, Liebster“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Und ich denke, sie wird dir gefallen.“
Sergej fegte ein Stäubchen vom Ärmelaufschlag seiner Gardeuniform und reckte das Kinn.
Kapitel 42
„Ich muss zugeben, dass du großes Glück gehabt hast, Sonja“, näselte er. „Ich hoffe, dass du die Chancen, die sich für dich aufgetan haben, zu nutzen weißt.“ Man hatte Sonja in ein schön möbliertes, geräumiges Zimmer geführt, nicht weit von den Räumen der Hofdamen entfernt. Eine Auszeichnung und ein großer Vertrauensbeweis der Zarin, der Sergej vollkommen verblüfft hatte. Er musste zugeben, dass er seine Schwester unterschätzt hatte.
„Ich weiß nicht, was du meinst, Sergej.“
Er machte eine ungeduldige Bewegung und ärgerte sich. Offensichtlich war sie sich der großen Ehre nicht bewusst.
„Die Zarin hat sich für dich eingesetzt, Sonja“, dozierte er. „In ihrer großen Güte scheint sie über gewisse Dinge hinwegzusehen, vielleicht wird sie dich sogar wieder zur Hofdame machen.“
Sonja hörte ihm kaum zu. Sie sah aus dem Fenster auf den Fluss hinaus, den die Abendsonne für wenige Minuten in tiefes Rot tauchte. Sie schauderte, denn es schien ihr, als flösse dort draußen ein blutiger Strom vorbei.
„Falls sie das wirklich vorhat, könnte man damit rechnen, dass du - nach einer gewissen Zeit - sogar einen Bewerber um deine Hand finden würdest. Natürlich kannst du nicht mehr auf eine reiche Heirat hoffen - aber auch eine weniger günstige Partie wäre in deiner Lage noch ein außerordentlicher Glücksfall.“
„Ich habe nicht vor zu heiraten“, sagte sie gleichgültig.
Sergej seufzte tief und behielt seine Meinung für sich. Das Ganze war sowieso noch nicht spruchreif, sie würde sich zu gegebener Zeit schon besinnen.
„Die Eltern meiner Verlobten geben morgen Abend eine kleine Gesellschaft in ihrem Stadthaus an der Moika, zu der sie dich herzlich einladen. Es werden nur einige gute Freunde der Familie anwesend sein, darunter auch deine Bekannte Artemisia Wolkonskaja. Sie lässt dich übrigens herzlich grüßen und wird gleich morgen bei dir vorsprechen.“
Sonja hätte fast gelacht, so absurd schien ihr diese Wandlung. Noch heute Mittag war sie überall abgewiesen worden, wie eine Aussätzige hatte man sie behandelt. Dann hatten die staunenden Höflinge sie an Potjomskins Arm durch den Palast gehen sehen - direkt ins Arbeitszimmer der Zarin. Und Katharina hatte befohlen, sie hier, in diesem schönen Zimmer einzuquartieren, das ganz in der Nähe ihrer eigenen Wohnräume lag. Das genügte, um alle Kriecher und Schmeichler wieder aus ihren Löchern zu locken. Sonja Woronina war wieder hoffähig. Sie biss sich auf die Lippen - was für Menschen waren das nur? Wie hatte sie unter ihnen leben können?
„Auch Fürst Baranow lässt dir Grüße bestellen“, fuhr Sergej in seinem Bericht fort. „Ebenso Tatjana Bereschkowa - du kennst sie besser als ich.“ „Tanja?“, rief sie erfreut. „Wie geht es ihr? Wo ist sie?“
Sergejs Nase zuckte, wie immer, wenn er von einer
Weitere Kostenlose Bücher