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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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wurde ein zweites Opfer gemeldet, das auf dieselbe Art und Weise wie Sissimopoulos umgebracht worden sein soll. Und was verschlägt dich hierher?«
    Er wirft mir einen halb arroganten, halb gelangweilten Blick zu. »Hör mal, Charitos. Ich hab dir von Anfang an gesagt, diese Morde sind das Werk von Terroristen. Doch du wolltest es ja nicht glauben. Aber jetzt musst sogar du ein Einsehen haben.«
    Ich würde ihm gerne einen Spruch unter die Nase reiben: Wer hungrig ist, sieht überall Brot. Aber ich beherrsche mich, damit wir den Kollegen von der Spurensicherung, die uns schon aus den Augenwinkeln mustern, kein Schauspiel bieten.
    »Momentan ist es noch völlig offen, ob es sich um einen Terrorakt oder ein konventionelles Verbrechen handelt. Daher ist es meine Pflicht, hier zu ermitteln«, erkläre ich ruhig.
    Er zuckt mit den Schultern. »Wie wäre es, wenn du einfach meinen Bericht liest? Aber wie du meinst…«
    Durch die geöffnete Tür trete ich in das angrenzende Büro und beende auf diesem Weg das Gespräch. Fast stolpere ich dabei über den Gerichtsmediziner: Stavropoulos kniet vor einer Leiche ohne Kopf, die einen teuren grauen Anzug, ein weißes Hemd und eine blaugestreifte Krawatte trägt. Unter den Jackettärmeln lugen Manschettenknöpfe hervor, am linken Handgelenk glänzt eine goldene Uhr. Die ganze Gestalt erinnert an eine kopflose Schaufensterpuppe aus der Vitrine eines exklusiven Herrenmodengeschäfts. Ein anderer Anblick als bei Sissimopoulos, der - zumindest zum Zeitpunkt seiner Ermordung - Freizeitkleidung trug. Nur etwas ist gleich: Auf der linken Seite seines Hemdes wurde ihm wie Sissimopoulos ein din -A4 -Blatt mit einem riesigen »D« an die Brust geheftet. Der Mörder hat auch hier seine Handschrift hinterlassen, sage ich mir. Und das verheißt nichts Gutes.
    Stavropoulos hebt den Blick zu mir hoch. »Dasselbe wie bei Sissimopoulos«, sagt er knapp. »Der Mörder muss sich hinter der Tür versteckt haben, und als Robinson eintrat, hat er ihm gleich den Kopf abgeschlagen. Eins kann ich jetzt schon sagen: Der Mörder ist ein professioneller Schwertkämpfer.«
    »Wo ist der Kopf?«
    Stavropoulos deutet auf ein in Zellophan gehülltes Paket in einer Ecke des Büros. Der Kopf muss durch die Wucht des Hiebes bis dorthin gerollt sein. Ich trete näher heran und erkenne das Gesicht eines Mittvierzigers mit dichtem schwarzem Haar. Seine aufgerissenen Augen starren an die Decke.
    »Todeszeitpunkt?«
    Er blickt auf die Uhr. »Jetzt ist es elf. Er muss ihn zwischen fünf und sieben Uhr getötet haben.«
    »Heute Morgen also?«
    »Ja. Als ich kam, war er noch warm.«
    »Gut, aber wie ist der Mörder hereingekommen? Hat ihn niemand gesehen?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Da fragen Sie am besten die Spurensicherung.«
    Da wird mir mit einem Schlag klar, dass meine Assistenten gar nicht vor Ort sind, und Zorn kriecht in mir hoch. Mich haben sie vorgeschickt, sie selbst bleiben aber im Büro sitzen und plaudern über ihre Renten. Umgehend rufe ich Dermitsakis an, um ihm meine Meinung zu geigen. Denn er ist der größere Drückeberger von beiden.
    »Wir wollten ja los, aber Stathakos hat uns zurückgehalten«, rechtfertigt er sich. »Er sagte, das sei sein Fall und unsere Anwesenheit sei nicht gefragt.«
    »Ihr kommt jetzt auf der Stelle hierher. Und beim nächsten Mal, wenn sich Stathakos einmischt, sprecht ihr die Sache mit mir ab.«
    Ich beschließe, die Dinge diesmal beim Namen zu nennen. Stathakos unterhält sich gerade mit seinem Stellvertreter Sgouros, der unter der Knute seines Vorgesetzten steht, an sich aber ein angenehmer Kollege ist.
    »Also hör mal, Loukas, seit wann bestimmst du über meine Leute?«, frage ich.
    Er versteht nicht gleich, was ich meine. »Welche Leute?«
    »Vlassopoulos und Dermitsakis. Du hast ihnen gesagt, sie brauchten nicht herzukommen.«
    »Im Grunde bist du auch überflüssig«, erwidert er frech. Sgouros hat sich inzwischen diskret zurückgezogen.
    »Gikas entscheidet, wer gebraucht wird und wer nicht. Und ich entscheide, wer für meine Ermittlungen nötig ist. Ist das ein für alle Mal klar?«
    Nach diesen Worten mache ich mich auf die Suche nach Dimitriou von der Spurensicherung. Vielleicht hat er ja neue Erkenntnisse. Schließlich finde ich ihn in der zweiten Etage, wo er ein paar Büroschränke durchstöbert.
    »Wissen wir, wie der Mörder hereingekommen ist?«
    »Höchstwahrscheinlich durch die Hintertür, denn dort wurde die Alarmanlage außer Betrieb

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