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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Filetstückchen und er nur den Knochen.
    »Du klapperst die Geschäfte in der Petraki-Straße ab und fragst nach, ob in der letzten Zeit etwas Auffälliges vorgefallen ist.«
    Ich erhoffe mir keine großartigen Resultate davon, denn als Robinson in sein Büro kam, waren die Läden noch geschlossen. Aber man kann nie wissen. Besser, wir lassen in den Ermittlungen nichts offen.
    Nachdem ich Dermitsakis beauftragt habe, kommt mir Stathakos mit seinem Stellvertreter vom Fahrstuhl her entgegen. Ich setze ihn über Robinsons Arbeitszeiten in Kenntnis.
    »Das heißt, viele Leute wussten, dass er immer frühmorgens hier war«, bemerkt er.
    »Genau, das Personal und bestimmt auch einige Kunden.«
    Dann berichte ich ihm auch, was ich in Bezug auf die Kundendatei verlangt habe, und nehme seinen wohlwollenden Kommentar entgegen. Robinsons Privatadresse behalte ich für mich, da ich als Erster vor Ort sein möchte. Und zwar nicht aus Ehrgeiz, sondern weil der Mörder das Opfer mit Sicherheit auch zu Hause observiert hat. Außerdem sehe ich keinen Grund, Stathakos mehr als unbedingt nötig unter die Arme zu greifen.

12
     
    Als ich an Richard Robinsons Klingelschild in der Malakassi-Straße läute, höre ich ein fragendes »Yesf«, und auf mein schroffes »Police!« springt die Tür auf.
    Am Klingelschild ist nicht abzulesen, in welcher Etage die Wohnung liegt, doch ein hochrangiger Manager einer ausländischen Bank kann eigentlich nur im Dachgeschoss wohnen. Ich fahre in die fünfte Etage hoch und finde meine Annahme bestätigt. An der Türschwelle erwartet mich eine mittelgroße Asiatin unbestimmten Alters.
    »Ich bin Kommissar Charitos«, beginne ich auf Griechisch.
    »Sorry, I don’t speak Greek«, lautet die Antwort.
    Na schön, sage ich mir, als Zuzügler bringt man mit seinem Hausrat auch gleich ein paar eigene Migranten mit. Wir haben hier ja noch nicht genug davon.
    »I want to see the house and ask some questions.«
    Sie dreht sich um und geht mir voran. Zunächst führt sie mich in ein riesiges, modern eingerichtetes Wohnzimmer. Vereinzelt stehen Möbelstücke in den Ecken, ansonsten herrscht gähnende Leere. Bis auf eine Stereoanlage mit zwei überdimensionalen Lautsprechern und einem Fernsehgerät mittleren Ausmaßes offenbart der Raum keinerlei persönliches Hab und Gut. Es gibt nichts, was ich durchsuchen könnte: keinen Schreibtisch und auch kein Bücherregal.
    Durch eine Flügeltür trete ich auf die Terrasse, die mit ihren Bäumchen und Grünpflanzen, mit der schmiedeeisernen Bank, der Hollywoodschaukel und der Essgruppe in der Mitte wie ein üppiger Garten wirkt. Nahtlos scheint sie in den Park von Psychiko überzugehen.
    Als ich der Asiatin bedeute, wir könnten den Rundgang fortsetzen, führt sie mich in das ebenfalls geräumige Schlafzimmer mit dem großen, sorgfältig gemachten Doppelbett und den beiden Nachttischchen. Die linke Wand weist Einbauschränke auf, rechter Hand liegt ein großes Fenster mit Blick auf das nächste, etwas entfernt gelegene Wohnhaus.
    Ich öffne die einzelnen Schränke und finde in zweien davon eine Reihe von Anzügen sowie in den unteren Schubladen Hemden, Socken und Herrenunterwäsche. Die übrigen drei Schränke sind leer.
    Ich frage mich, wozu ein Single - und sei es auch der Direktor der First British Bank - ein so großzügiges Apartment benötigt. Das Rätsel löst sich, als wir den nächsten Raum betreten: Es ist ein Kinderzimmer. Demnach war er nicht alleinstehend.
    »Where is the family?«, frage ich die Asiatin.
    »She lefl him«, erwidert sie. »She took Nancy with her and went back to London.«
    Demnach ist er kein Junggeselle, sondern ein verlassener Ehemann, da seine Frau mit ihrer Tochter nach London zurückgekehrt ist.
    Die Asiatin erzählt mir, es habe ständig Streit gegeben, da sich Robinsons Ehefrau in Athen nicht wohl fühlte. Sie kannte niemanden in der Stadt und langweilte sich so ganz allein mit dem Kind. Doch er wollte sich nicht versetzen lassen, weil er die Stelle in Athen als einzigartiges Sprungbrett für seine Karriere ansah. Schließlich packte die Ehefrau ihre Sachen und ihren Sprössling und reiste ab.
    »It’s a month now«, erklärt die Hausangestellte - es sei nun einen Monat her, dass sie ihn verlassen habe. Und dann fügt sie hinzu, sie wäre besser gleich mit abgereist: »Maybe I should have left with her.«
    Ich frage sie, warum, und hoffe, durch ihre Antwort etwas über Robinsons Charakter zu erfahren.
    »Because now he is dead and I have

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