Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
versetze ihr zwei Ohrfeigen, nicht um die Araber zu unterstützen, sondern um sie aus ihrer Hysterie zu reißen. »Ruhig Blut! Hysterie hilft uns nicht weiter«, sage ich sanft zu ihr. »Laß uns hören, was der Regierungssprecher zu sagen hat, und dann sehen wir weiter. Als Kommissar verstehe ich was davon.« Ich verstehe zwar auch nur Bahnhof, aber was sollte ich ihr sonst sagen?
      Die Gestalt des Regierungssprechers flimmert schon über die Mattscheibe. »Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir noch keinen Kontakt zur El Greco«, erklärt er. »Folglich kennen wir die Identität der Terroristen und die Lage an Bord nicht. Alle zuständigen Stellen haben Vertreter nach Chania entsandt, und die Antiterroreinheit unter der Führung von Loukas Stathakos hat die Einsatzkoordination übernommen. Der Premierminister steht in ständigem Kontakt mit dem Minister für öffentliche Ordnung, der sich ebenfalls in Chania befindet. Sowie sich etwas Neues ergibt, werden wir die Öffentlichkeit informieren.«
      »Glauben Sie, daß es Ähnlichkeiten des Terroranschlags von heute nacht auf die El Greco und der Entführung des italienischen Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro aus dem Jahr 1985 gibt?«
      »Es gibt in der Tat Ähnlichkeiten.«
      »Kann man daraus schließen, daß die Terroristen so wie damals Palästinenser sein könnten?«
      »Derzeit können wir nichts ausschließen. Doch ich rufe in Erinnerung, daß die Palästinenser seit etlichen Jahren keine Terroranschläge auf internationaler Ebene mehr durchgeführt haben.«
      »Halten Sie eine Aktion der al-Qaida für wahrscheinlicher?«
      »Ich möchte mich nicht festlegen«, entgegnet der Regierungssprecher genervt. »Kann sein, daß es al-Qaida ist oder auch irgendeine andere Terrororganisation, möglicherweise auch eine Gruppe, die zum ersten Mal auftritt. In diesem Augenblick wissen wir absolut nichts, wir haben keinerlei Kontakt zum Schiff. Ich sage noch einmal: Sobald wir etwas Neues wissen, werden wir die Öffentlichkeit informieren.«
      Das Bild des Regierungssprechers erlischt. »Nun bringen wir, sehr geehrte Zuschauer, eine Übersicht über die Berichterstattung der ausländischen Medien zu diesem Fall.«
      Ich lasse Adriani allein vor dem Fernseher zurück und laufe zum Telefon. Ich rufe das Einsatzzentrum an und bitte um eine Verbindung mit Gikas' Büro. Am anderen Ende höre ich Koulas Stimme.
      »Sekretariat Kriminaldirektor Nikolaos Gikas.«
      »Koula, Charitos hier. Ist der Chef da?«
      »Der Kriminaldirektor muß bereits auf Kreta sein, Herr Charitos. Er ist vor zwei Stunden per Helikopter aufgebrochen.«
      »Ich muß ihn sprechen.«
      Wie zu erwarten war, zögert sie. Nach einer Pause sagt sie: »Das wird nicht einfach sein, Herr Charitos, aber ich versuche es.«
      »Koula, hören Sie zu. Katerina ist auf dem Schiff.«
      Nun folgt eine längere Pause, und dann fragt sie, als handele es sich um einen schlechten Scherz: »Was sagen Sie da?«
      »Genau das. Katerina und Fanis sind auf dem Schiff. Sie waren unterwegs in den Urlaub nach Kreta.«
      Ich handele mir das dritte »Oh, mein Gott!« dieser Nacht ein.
      »Deshalb muß ich ihn sprechen. Er muß es erfahren, aber es darf nicht durchsickern, daß die Tochter eines Polizeibeamten unter den Passagieren ist.«
      Sie hat ihre Beherrschung wiedergefunden. »Ich rufe Sie zurück.«
      Ich setze mich an Adrianis Seite. Sie hält ihren Blick auf die Mattscheibe geheftet und lauscht einem amerikanischen Spezialisten, der sich mit der CNN-Nachrichtenmoderatorin unterhält. Da ich bis zu Koulas Rückruf nichts Besseres zu tun habe, lese ich die Untertitel mit der Übersetzung.
      »Wäre es nach dem Muster von Madrid oder London gegangen, hätten sie das Schiff in die Luft gesprengt, entweder durch Fernzündung oder durch ein Selbstmordattentat«, meint der Spezialist zur Nachrichtenmoderatorin. »Piraterie paßt nicht zum üblichen Vorgehen, und ich weiß nicht, welchen Zweck man damit verfolgt. Die Islamisten haben seit Jahren keine Geiselnahmen oder Entführungen vorgenommen.«
      »Heißt das, Ihrer Meinung nach deutet nichts auf eine Beteiligung von al-Qaida hin?« fragt die Moderatorin.
      »Nein, aber wir können nichts ausschließen, solange wir keinen Kontakt mit den Terroristen und dem Schiff haben.«
      In diesem Moment läutet das Telefon. Adriani springt zuerst auf, doch ich halte sie zurück. »Laß, das wird Koula sein. Sie wollte Gikas

Weitere Kostenlose Bücher