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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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informieren.«
      Der Kriminaldirektor höchstpersönlich ist am Apparat. »Sagen Sie mir, daß das nicht wahr ist«, ist sein erster Satz. »Sagen Sie mir, daß es sich um einen Scherz handelt.«
      »Leider ist es wahr. Sie war mit ihrem, ähm..., Verlobten unterwegs in den Urlaub.« Sieh einer an, sage ich mir, ich wage selbst in dieser Stunde nicht zu sagen »mit ihrem Freund« und verlobe sie gegen ihren Willen.
      »Es tut mir leid, Kostas. Es tut mir aufrichtig leid.«
      »Das muß geheimgehalten werden, Herr Kriminaldirektor. Es könnte sie gefährden.« Ich spreche mit gesenkter Stimme, damit mich Adriani nicht hört und wieder hysterisch wird. Ich danke dem Herrn, daß ihr das bislang noch gar nicht in den Sinn gekommen ist.
      »Einverstanden, aber ich muß den Minister und Stathakos, den Einsatzleiter, informieren. Die beiden müssen Bescheid wissen.«
      »In Ordnung. Und ich komme nach Kreta.«
      Er antwortet nicht sogleich. »Nein. Ich verstehe Ihre Angst, aber es ist besser, Sie bleiben in Athen«, meint er entschieden. »Vor Ort können Sie nichts für Ihre Tochter tun. Das hier fällt nicht in Ihren Aufgabenbereich, wir kümmern uns schon um das Nötige. Sie dürfen uns jetzt nicht mit Ihrer sicherlich berechtigten Angst reinreden. Bleiben Sie also in Athen, jemand muß ja die Stellung im Präsidium halten. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich Sie über jede neue Entwicklung auf dem laufenden halte.«
      »Ich kann unmöglich hierbleiben. Wahrscheinlich haben Sie recht, aber ich kann nicht.«
      »Kostas, treiben Sie mich nicht so weit, Sie zwangszuverpflichten. Bleiben Sie dort, und wir entscheiden dann, je nach Lage der Dinge.« Und er hängt ein, bevor ich weiter insistieren kann.
      »Mit wem hast du gesprochen?« fragt Adriani.
      »Mit Gikas. Er ist auf Kreta. Ich habe ihm gesagt, daß ich auch kommen möchte, aber er besteht auf meiner Anwesenheit in Athen.«
      Sie springt auf. »Mir ist egal, was Gikas sagt. Du kannst ja bleiben, wenn du willst. Ich nehme den ersten Flug nach Kreta. Wenn das Leben meines Kindes in Gefahr ist, kann ich nicht in Athen sitzen und Däumchen drehen.«
      Was Adriani sagt, stimmt. Erneut rufe ich Gikas' Sekretariat an.
      »Koula, ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Können Sie Ihre Beziehungen bei Olympic Airlines spielen lassen und mir zwei Plätze im nächstmöglichen Flugzeug nach Chania reservieren? Auf meinen Namen und auf meine Kosten. Und wenn Gikas nachfragt, haben Sie keine Ahnung davon.«
      »Verstanden, er will also nicht, daß Sie hinfliegen. Gut, ich melde mich gleich bei Ihnen zurück.«
      Eine Viertelstunde später benachrichtigt sie uns, daß sie den Flug um 5 Uhr 50 für uns gebucht hat.
      »Ich packe schnell den Koffer, es dauert nicht lange«, sagt Adriani.
      Soll mich Gikas ruhig aufs Abstellgleis schieben oder mir eine Dienstaufsichtsbeschwerde anhängen: Ich folge dem Gebot der Stunde.
     
     

* 5
     
    Das Einsatzzentrum wurde in der Militärbasis von Souda eingerichtet, die über Räumlichkeiten mit den modernsten Beobachtungs- und Kommunikationssystemen verfügt. So kann man das Schiff rund um die Uhr überwachen, durch Zoom heranholen, scheibchenweise fotografieren und die kleinste Bewegung an Deck oder im Navigationsraum registrieren. Ein kleinerer Einsatzraum wurde im Hafenamt eingerichtet. Dort befindet sich Panoussos, der erfahrenste Unterhändler der Antiterrorabteilung. Diese Informationen verdanke ich dem Fahrer des Einsatzwagens, der mich von der Polizeidirektion Chania nach Souda gebracht hat.
      Die Fähre ist wenig vor der Hafeneinfahrt vor Anker gegangen und wirkt wie ausgestorben. An Deck rührt sich nicht das geringste. Augenscheinlich haben sie die Passagiere in den Salons zusammengepfercht, um sie besser unter Kontrolle zu halten. Von dem Hubschrauber aus, der ununterbrochen über dem Schiff kreist, wurden bislang nur drei Mitglieder der Mannschaft im Navigationsraum ausgemacht sowie ein schwarzgekleideter und maskierter Typ, der mit einer Kalaschnikow auf ihn zielt.
      Die Kommunikation mit den Terroristen ist gleich Null. Es liegt weder ein Bekennerschreiben oder -anruf noch eine Erklärung im Internet vor, die ihre Identität lüften würde. Panoussos hat zwar ein paar Mal versucht, Kontakt aufzunehmen, doch im Endeffekt stundenlang ins Leere geredet. Die einzig erfreuliche Tatsache ist, daß bislang weder Leichen ins Meer geworfen wurden noch Schüsse zu hören waren.

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