Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
und fügt hinzu: »Aber ich kann Ihnen eine Aufgabe übertragen, an der Sie sich abarbeiten können.«
      »Was für eine Aufgabe?«
      So schnell wie er mir Appetit gemacht hat, so schnell will er ihn mir wieder verderben. »Nichts Besonderes. Erstens sind Sie ja kein Fachmann, und zweitens brauchen Sie eine Ablenkung. Es geht um Lotsendienste.«
      »Lotsendienste?«
      »Ich möchte, daß Sie Parker vom FBI betreuen.«
      »Ist er hier?« frage ich verdattert.
      »Er kommt demnächst. Sie schicken ihn uns wieder. Parker ist kein Typ, den man unbeaufsichtigt lassen kann. Sie erinnern sich, was wir durchgemacht haben. Sie beide haben sich anfangs überhaupt nicht verstanden, doch zum Schluß waren Sie dicke Freunde. Daher sollen Sie seine Betreuung übernehmen. Ich vertraue Ihnen.«
      Fred Parker war der Sicherheitschef der US-amerikanischen Olympiamannschaft. Er stand uns damals ständig im Weg herum und fand an allem etwas auszusetzen. Jedesmal, wenn wir zu widersprechen wagten, drohte er damit, der US-Präsident könnte eine Reisewarnung aussprechen oder die US-Olympiamannschaft werde den Spielen fernbleiben. Besonders ich war ein rotes Tuch für ihn. Nichts, was ich unternahm, paßte ihm. Bis er in einem Fall in die falsche Richtung ermittelte, ich die Lösung fand und er den Hut vor mir ziehen mußte. Seit damals hatten wir uns angefreundet, doch das bedeutete nicht viel. Er rief einfach nur »Costas, Costas!« und klopfte mir auf die Schultern, während ich die Hiebe einsteckte und innerlich »Mach mal halblang, du Trottel!« murmelte.
      »Wann kommt er?«
      »Per Hubschrauber aus Athen. Er muß in Kürze eintreffen.«
      Plötzlich fühle ich mich ein bißchen leichter. Weil ich nicht unverrichteter Dinge zurückkehren muß, sondern eine Aufgabe erhalte, und weil ich weiß, was mit Parker auf mich zukommt.
      Stathakos kehrt mit einem Blatt Papier zurück und überreicht es Gikas. »Wenn Sie einverstanden sind, können wir den Aufruf weiterleiten.«
      Während Gikas die Erklärung überfliegt, wendet er sich mir zu. »Ich habe erfahren, daß deine Tochter und ihr Verlobter auf dem Schiff sind. Da kann man nichts machen.«
      Ich beiße mir auf die Lippen, um keine Derbheit von mir zu geben, und beschränke mich auf einen entsetzten Blick. Er erfaßt dessen Bedeutung und lächelt selbstzufrieden. »Reg dich nicht auf. Ausgeschlossen, daß von hier drin etwas durchsickert. Hier sind alle vertrauenswürdig und von mir persönlich ausgewählt.«
      Gikas reicht den Aufruf an Stathakos zurück. »Sieht o. k. aus, aber lassen Sie ihn auch Panoussos gegenlesen. Wenn auch er zustimmt, können wir den Text veröffentlichen.« Stathakos starrt ihn an und weiß nicht, ob er sauer sein soll oder ob er hinnehmen muß, daß er es mit einem Trottel zu tun hat. »Schauen Sie mich nicht so an«, platzt Gikas heraus. »Panoussos führt die Verhandlungen. Also muß er sein Placet geben.«
      Stathakos stürzt ans rote Telefon, um mit Panoussos zu sprechen. Gikas blickt ihm hinterher und wendet sich dann mir zu.
      »Ich weiß, daß ihr zwei nicht gut aufeinander zu sprechen seid, aber haltet euren Zwist aus dieser Angelegenheit raus. So etwas können wir uns nicht leisten.« Dann meint er, es sei nötig, Stathakos mir gegenüber zu verteidigen. »Lassen Sie sich nicht täuschen, er ist ein fähiger Mann. Er will nur immer das Sagen haben.«
      Weil er ein komplexbeladener Grieche ist und kein Rambo, sage ich mir. Ergo ist meine Analyse korrekt. Genau im richtigen Moment öffnet sich die Tür und Parker tritt ein: ein richtiger Rambo. Daher muß er es auch nicht beweisen. Als ich ihn in Gikas' Büro zwei Monate vor den Olympischen Spielen kennenlernte, war er mir wie ein Filialleiter bei der National Bank erschienen. Heute ist er legerer gekleidet, trägt Jeans und ein buntes Hemd, so wie es nur US-Amerikaner oder USA-Fans zu tragen wagen. Auf seiner Hemdtasche prangt ein ähnliches Namensschild wie dasjenige, das man mir am Empfang der Militärbasis ausgestellt hat. Gikas und ich gehen auf ihn zu. Zunächst streckt er Gikas die Hand entgegen. »Hello, Nick«, sagt er, als wäre seit der Olympiade kein Tag vergangen. Dann folgen ein Händedruck und ein »Hi!« in Richtung Stathakos, dann wendet er sich mir zu. Herzlich drückt er mir die Hand. »Costas, I know. They told me. I'm so sorry.« Ich habe auf seine mitfühlenden Worte nichts zu entgegnen und erwidere stumm seinen

Weitere Kostenlose Bücher