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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Leute wie eine heiße Kartoffel fallen, sondern die Produzenten.«
      »Komm schon, Renos«, mischt sich Delopoulos ins Gespräch. »Wir wissen doch alle, daß das Casting von uns in Zusammenarbeit mit den Werbefirmen gemacht wird.«
      Dann bringt er ja die richtigen um, sage ich mir. Es ist tatsächlich nicht auszuschließen, daß es sich um einen rachsüchtigen Schauspieler handelt, der sich in diesem System benachteiligt fühlte. »Wie hat er sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt?« frage ich sie. »Direkt oder über die Vermittlung?«
      »Über die Zentrale, von dort hat er sich mit der Werbeabteilung verbinden lassen.«
      »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir die in Ihren Telefonzentralen eingehenden Anrufe aufzeichnen würden, um seine Stimme festzuhalten, falls er sich noch einmal meldet?«
      Sie blicken sich unentschlossen an. Ich weiß, wovor sie Angst haben: daß jemand die Drohung einem Journalisten zwitschert. Schließlich wagt sich Delopoulos aus der Deckung.
      »Wir haben nichts dagegen, wenn gewährleistet bleibt, daß die Forderung des Mörders, die Werbesendungen einzustellen, unter uns bleibt.«
      »Selbstverständlich«, beeilt sich Gikas zu versichern, der - wie immer - eine ruhige Kugel schieben will.
      »Was den Herrn Kriminaldirektor und mich betrifft, können Sie beruhigt sein«, sage ich. »Für den Mörder können wir jedoch nicht garantieren.« Sie blicken mich verdutzt an und ich liefere ihnen dieselbe Erklärung wie zuvor den beiden Leitern der Werbeagenturen.
      »Halten Sie es für wahrscheinlich, daß der Mörder persönlich die Presse informiert?« fragt mich Galakteros.
      »Nicht unbedingt. Aber wenn wir es weiterhin geheimhalten, wird es meiner Meinung nach das dritte Opfer geben, und dann wird er an die Öffentlichkeit gehen.«
      »Sie müssen ihn so schnell wie möglich schnappen«, sagt Delopoulos angespannt zu Gikas.
      »Wir tun alles Menschenmögliche«, entgegnet Gikas: die klassische Schlußbemerkung des Arztes den Angehörigen gegenüber, wenn es keinerlei Hoffnung auf Rettung mehr gibt.
      Vlassopoulos sieht mich auf dem Flur vorübergehen und läuft mir hinterher. »Ist was dabei rausgekommen?« fragt er.
      »Nichts Weltbewegendes. Alles andere wird sich zeigen. Ruf alle Radiostationen einzeln an und frag nach, ob sie ähnliche Drohanrufe wie die Werbefirmen und die Fernsehsender erhalten haben.«
      »Hatte er die Fernsehsender auch angerufen?«
      »Ja, bald muß er ein Call Center einrichten.«
      Ich rufe Fanis an, und wir machen ein Treffen im Flocafe am Ende des Alexandras-Boulevards aus. Praktischerweise liegt es ganz in der Nähe, deshalb bin ich auch als erster da. Fünfzehn Minuten lang trinke ich schlückchenweise meinen Espresso, bis ich ihn herankommen sehe.
      »Katerina geht es nicht gut«, sagt er anstelle einer Begrüßung, als wolle er mir gegenüber eine Last loswerden.
      »Das sehe ich.«
      »Wenn sie so weitermacht, braucht sie Unterstützung.«
      »Welche Art von >Unterstützung< denn?« frage ich, obwohl ich die Antwort ahne.
      »Durch einen Psychologen oder Psychiater.«
      Der traditionelle pater familias denkt: Zum Psychiater gehen die Verrückten, und meine Tochter ist doch nicht verrückt. Der Bulle denkt: Psychologen sind dazu da, Täterprofile zu erstellen, nach welchen der Schuldige in der Regel eine schwere Kindheit hatte. Obwohl der Arzt, der mir gegenübersitzt, nur Kardiologe ist, frage ich: »Meinst du nicht, wir sollten ihr Zeit lassen?«
      »Bis vorgestern hätte ich dir zugestimmt. Aber gestern ist etwas vorgefallen, das mich sehr beunruhigt hat.«
      »Erzähl«, ermuntere ich ihn, während ich auf glühenden Kohlen sitze.
      »Wir waren ins Kino gegangen, und ich habe sie nach Hause gefahren. Im Wagen fragt sie mich dann plötzlich, ob die Gewalt, die von den Terroristen die ganze Zeit angewendet wurde, unter anderen Umständen auch von der Polizei ausgeübt würde.«
      »Wie kommt sie denn darauf?« wundere ich mich.
      »Das habe ich sie auch gefragt. Und sie hat mir gesagt, seit der Zeit der Geiselhaft und der Gewalt, die sie dabei jeden Tag ertragen mußte, nage eine Frage an ihr: ob nicht vielleicht auch ihr Vater zu denjenigen gehöre, die systematisch Gewalt anwenden.«
      Ich sitze sprachlos da, während die Angst in mir hochkriecht. Fanis sieht meinen Gesichtsausdruck und unternimmt einen Erklärungsversuch.
      »Du mußt eine Sache verstehen: Seit

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