Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
die sich aus dem Tv-Geschäft zurückzieht, gehen die Sender den Bach runter.
* 30
Das Treffen mit den Sendeleitern wurde schließlich um vier Uhr nachmittags angesetzt. Kurz nach eins ruft mich Fanis aus dem Krankenhaus an.
»Hast du heute nachmittag Zeit für ein Treffen?«
»Wann denn?«
»Die Uhrzeit ist egal. Ich bin die ganze Zeit in der Klinik. Ruf mich an, wenn du aufbrichst.«
»Ist irgendwas?«
»Nichts Bestimmtes. Ich würde mich gerne ein bißchen mit dir über Katerina unterhalten.«
»Inwiefern?«
»Das besprechen wir besser persönlich.«
Er legt auf und läßt mich im unklaren. Die Ermittlungen sind in eine Sackgasse geraten. Wir sind auf keinen grünen Zweig gekommen, haben kein zusätzliches Indiz gefunden - weder was den Mord an Ifantidis noch was den an Koutsouvelos betrifft. Wir haben alle Waffenhandlungen Athens abgeklappert und versucht festzustellen, ob noch alte Luger auf dem Markt sind, doch die Mehrzahl der Ladenbesitzer hat noch nie eine Luger zu Gesicht bekommen und verlangte nach einer Abbildung, und wer die Waffe kannte, verwies uns an Antiquitätenhändler weiter.
Der einzige Lichtblick ist eine Auflistung gestohlener Harley-Davidsons, die mir Dermitsakis ins Büro gebracht hat. Er ist im Morgengrauen aus Kreta zurückgekehrt, und seine Augen fallen ihm vor Übermüdung fast zu.
Rasch überfliege ich die Auflistung. Die gestohlenen und nicht wieder aufgefundenen Harley-Davidsons betragen gerade mal acht Stück.
»Wann kriege ich die Auflistung mit den Harley-Davidsons, die in Attika gemeldet sind?«
»Vlassopoulos hat sie bei der Verkehrspolizei bestellt.«
»Dann überprüf, in welchen Bezirken die Maschinen gestohlen wurden.«
Sein Blick belebt sich, doch nur als Ausdruck seiner Verzweiflung. »Heute?« fragt er.
»Eigentlich gestern, aber du warst nicht da.«
»Herr Kommissar, haben Sie ein Einsehen. Ich habe seit vierundzwanzig Stunden kein Auge zugetan. Ich kriege meine Beine nicht mehr hoch, und wenn, dann gehen sie mit mir in die falsche Richtung.«
Ob es heute oder morgen gemacht wird, ist ohnehin egal, sage ich mir. Die Überprüfung wird uns nicht zum Motorrad des Mörders führen. Unsere einzige Hoffnung ist, daß einer unserer Leute zufällig darüber stolpert. Aber der Mörder wird wahrscheinlich nicht so dumm sein und sein Motorrad in aller Öffentlichkeit zur Schau stellen. Irgendwo wird er es bunkern.
»Geh schlafen. Morgen fängst du dann mit der Suche an.«
Er blickt mich zögernd an, bereit, im Stehen einzunicken. »Es war ja nicht nur gestern. Die ganzen vergangenen Nächte habe ich nur zwei bis drei Stunden geschlafen«, rechtfertigt er sich.
»Na, geh schon!«
Zwischen den beiden Terminen, auf die ich warte - Gikas' Bescheid wegen des Treffens mit den Senderchefs und das Gespräch mit Fanis über Katerina - trifft Vlassopoulos mit der Auflistung der in Attika gemeldeten Harley-Davidsons ein. Es sind gerade mal drei Seiten mit den Daten der Fahrzeughalter und der Kennzeichennummern.
»Ich meine, wir sollten sie vorladen. Vielleicht bringt's ja was, und wir stoßen auf den Bodybuilder-Typ«, sagt Vlassopoulos.
»Tu das, aber du wirst dir die Zähne ausbeißen. Zu 99 % benutzt er eine gestohlene Maschine.«
»Und was machen wir dann?«
»Wir warten auf das nächste Opfer«, entgegne ich ungerührt. Zunächst glaubt er an einen Scherz, doch mein Gesicht bleibt ernst, und das irritiert ihn. »Momentan treten wir auf der Stelle«, erkläre ich. »Wir haben keinerlei Hinweis auf den Täter. Unsere einzige Hoffnung ist, daß er es noch einmal probiert und einen Fehler macht.«
Das kommt ihm logisch vor, doch unser Gespräch wird unterbrochen, da Gikas mich rufen läßt.
Sieben Personen in teuren Anzügen haben rund um den riesigen Konferenztisch Platz genommen, den Gikas so gut wie nie verwendet. Vier von ihnen unterhalten sich untereinander, zwei mit Gikas, während die siebte vor sich hin brütet. Gikas übernimmt die Vorstellungsrunde, aber sie halten es für überflüssig, dem Untergebenen in Anwesenheit des Vorgesetzten Bedeutung beizumessen, und beschränken sich auf ein kurzes Kopfnicken, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen.
Gikas macht eine kurze Einführung, um bei der Frage zu landen, die uns unter den Nägeln brennt. »Kommissar Charitos hat im Zuge der Ermittlungen festgestellt, daß der Mörder in der Tat die
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